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Nach Blitz-Anpassung bei Regel Neff, Pidcock und Co. erzürnt über «Shit Show» der UCI

Der Rad-Weltverband UCI hat eine kurzfristige Regeländerung vorgenommen, scheinbar nur zugunsten einer Person. Das Fahrerfeld übt heftige Kritik.

Jolanda Neff.
Legende: Entrüstet Jolanda Neff. Keystone/Gian Ehrenzeller

«Denkt ihr nur an die Männer, wenn ihr neue Regeln aufstellt? Oder gelten Regeln nur dann, wenn euch gerade danach ist?» Jolanda Neffs harsche Worte in den sozialen Medien gingen am Samstag in Richtung UCI, dem Dachverband nationaler Radsport-Verbände und Ausrichter der aktuellen Rad-WM in Glasgow.

Am Sonntagmorgen meldete sich auch Tom Pidcock, frischgebackener Weltmeister im Cross Country, zu Wort. «Ich wollte mich eigentlich nicht in diese ‹Shit Show› einmischen, aber es muss etwas gesagt werden. Obwohl ich sogar von der neuen Regel profitiert habe, lehne ich sie komplett ab.»

Van der Poel 64 Plätze vorversetzt

Was war eigentlich passiert? Die UCI hatte nur einen Tag vor dem WM-Rennen am Samstag eine Regeländerung vorgenommen, die die hart erarbeiteten Startplätze zahlreicher Athleten durcheinander brachte. Anstatt sich wie immer an Weltmeisterschaften auf das Disziplinen-Ranking zu stützen, liess die UCI «Fahrer, die in den Top 10 der UCI-Einzelweltrangliste einer beliebigen Radsportdisziplin rangieren», zwischen Platz 33 und 40 in der Startaufstellung stehen.

Wie das Ganze abgelaufen ist, ist eine Frechheit.
Autor: Thomas Frischknecht SRF-Experte Mountainbike

Höchst umstritten dabei: Grösster Profiteur dieser Änderung war Strassenweltmeister Mathieu van der Poel. Der Niederländer hätte eigentlich von ganz zuhinterst starten müssen (98 Teilnehmer), durfte so aber bis auf Startplatz 34 vorrücken.

UCI-Präsident agierte im Alleingang

Schon vor dem Rennstart hatte SRF-Experte Thomas Frischknecht dieses Manöver des Radsport-Dachverbandes scharf kritisiert. «Wie das Ganze abgelaufen ist, ist eine Frechheit. Man hätte das Reglement noch vor WM-Beginn anpassen können, aber nicht mit einer solchen kurzfristigen Aktion vor dem Rennen.» Speziell sei auch, dass diese Sondergenehmigung quasi vom UCI-Präsidenten David Lappartient im Alleingang und an allen Mountainbike-Verantwortlichen des Weltverbandes vorbei erteilt worden ist.

Auch Pidcock verurteilte den Zeitpunkt. «Sowas muss zu Beginn des Jahres entschieden werden.» Der Brite habe beispielweise 3 Wochen Vorbereitung auf die Tour de France geopfert, um wichtige Mountainbike-Punkte zu sammeln – nun sind diese teilweise überflüssig gewesen, weil auch Pidcock in der Startaufstellung leicht vorversetzt worden war.

Neff setzt sich für Kollegin ein

Noch fragwürdiger machte den UCI-Entscheid, dass er nur für das Rennen der Elite Männer angewandt wurde. Und das wiederum erklärt die eingangs erwähnte Kritik von Neff: Die Olympiasiegerin hatte hervorgehoben, dass beispielsweise die Ungarin Kata Blanka Vas im U23-Rennen der Frauen nur von Startplatz 47 ins Rennen gehen konnte (und wohlgemerkt am Ende Fünfte wurde), im Radquer-Ranking allerdings in den Top 10 steht.

Neff hat zusammen mit Nino Schurter, Loana Lecomte, Jordan Sarrou und zahlreichen weiteren hochkarätigen Namen der Mountainbike-Szene ein Statement unterschrieben, in dem die UCI für die spezielle Regelanpassung kritisiert wird.

Video
Archiv: Pidcock macht sich zum Cross-Country-Weltmeister
Aus Sport-Clip vom 12.08.2023.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 15 Sekunden.

SRF zwei, sportlive, 12.08.2023, 16:10 Uhr;

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