Geraint Thomas schwenkte glückselig die walisische Flagge, dann vergoss der designierte Gewinner der 105. Tour de France Freudentränen: Mit einer souveränen Leistung im entscheidenden Einzelzeitfahren meisterte der 32-Jährige die letzte grosse Herausforderung und steht nach seinem dritten Platz in der Tageswertung praktisch als Gesamtsieger fest.
Das letzte Mal habe ich bei meiner Hochzeit geweint.
«Ich kann es noch nicht glauben. Es ist überwältigend. Bislang habe ich während dem gesamten Rennen nicht darüber nachgedacht, aber jetzt kann ich es sagen: ‹Ich habe die Tour gewonnen, Mann!›», meinte Thomas, dem immer wieder die Stimme stockte: «Ich kann gar nicht mehr sprechen. Dabei habe ich das letzte Mal bei meiner Hochzeit geweint.»
Nach einer Handvoll Kekse aus seiner Heimat Wales hatte sich Thomas wieder halbwegs gefangen und grinste über beide Wangen: «Ich habe es auf der grössten Bühne des Radsports geschafft, das ist der Wahnsinn!», meinte er. Die letzten 116 km am Sonntag werden für ihn zur Triumphfahrt: Auf dem letzten Teilstück nach Paris am Sonntag wird das Gelbe Trikot traditionell nicht mehr attackiert.
Mit Geraint in Paris auf dem Podest zu stehen, ist ein Traum.
Vorjahressieger Chris Froome, am Freitag in den Pyrenäen noch abgehängt, verdrängte den Slowenen Primoz Roglic vom Gesamt-Podium und erreichte damit einen versöhnlichen Abschluss.
«Das ist unglaublich. Nach dem für mich so schwierigen Tag gestern habe ich das nicht mehr für möglich gehalten», sagte Froome: «Mit Geraint in Paris auf dem Podest zu stehen, ist ein Traum.» Roglic, der am Freitag die letzte Bergetappe gewonnen hatte, landete mit 1:12 Minuten Rückstand auf Platz acht und ist damit Gesamtvierter (+3:22).
Britische Dominanz an der Tour de France
Thomas setzt damit das grosse Jahrzehnt des Sky-Teams und der britischen Profis bei der Tour de France fort – für Sky wie die Briten wird es der 6. Gesamtsieg in 7 Jahren werden.
2012 hatte Bradley Wiggins als erster Brite überhaupt das wichtigste Rennen der Welt gewonnen, 2013, 2015, 2016 und 2017 Froome nachgelegt – nur 2014 unterbrach Froomes Sturzpech die Serie. Nun triumphiert Thomas als erster Waliser.