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Tour-Sieger Thomas Auf leisen Sohlen an die Spitze

Der Waliser steht in Paris verdient ganz zuoberst auf dem Tour-Podest. Ein Rückblick auf die vergangenen 3 Wochen.

Zum 6. Mal in den letzten 7 Jahren hat ein Sky-Fahrer die Tour de France gewonnen. Alles beim Alten also? Mitnichten. Mit dem Sieg von Geraint Thomas ist auch die gleichzeitige Entmachtung von Chris Froome offiziell geworden.

Die Zurückstufung des 4-fachen Tour-Siegers in die zweite Reihe nur auf dessen eigene Schwächen zurückzuführen, würde Thomas aber nicht gerecht werden. Der 32-jährige Waliser steht zu Recht ganz zuoberst, war er in den vergangenen 3 Wochen schlicht der stärkste Fahrer – mit dem stärksten Team.

Die Machtdemonstration

Auf der 11. Etappe schlägt Thomas zum ersten Mal zu. Er gewinnt die erste Bergankunft hinauf nach La Rosière solo und lässt sich ins Leadertrikot einkleiden. Froome verliert 20 Sekunden auf seinen Teamkollegen. Noch kann sich keiner so wirklich vorstellen, dass der eigentliche Leader der Sky-Mannschaft für den Rest der Tour hinter Thomas klassiert sein würde.

Am Tag danach doppelt Thomas auf der Königsetappe mit dem Schlussbouquet hinauf zur Alpe d’Huez nach. Zwei Alpen-Etappen in Serie zu gewinnen hat seit 25 Jahren keiner mehr geschafft. Froome verliert zwar nur wenige Sekunden, leidet im Schlussaufstieg aber augenscheinlich mehr als der Tagessieger.

Die Frage nach der Stallorder

Nach den Alpen ist vor den Pyrenäen. Noch immer steht die Frage im Raum, wie Sky mit seinem «Captain-Problem» umgeht. Spricht der sportliche Leiter bei Sky, David Brailsford, ein Machtwort? Muss sich Thomas in der letzten Tour-Woche zurücknehmen, weil das britische Team alles einem 5. Gesamtsieg von Froome unterordnet?

Die 17. Etappe bringt Klarheit. Auf dem 65 Kilometer langen Teilstück gespickt mit 3 happigen Aufstiegen hält Thomas seine ärgsten Widersacher in Schach. Darunter auch Froome, der 48 Sekunden verliert und vom 2. auf den 3. Gesamtrang zurückfällt. Die Frage nach einer möglichen Stallorder ist damit vom Tisch.

Chris Froome und Geraint Thomas.
Legende: Die Rollen getauscht Chris Froome und Geraint Thomas. Imago

Die letzten (unberechtigten) Zweifel

Aber übersteht Thomas auch den letzten Härtetest? Die 19. Etappe fordert den Fahrern noch einmal alles ab. Und mit einer 19. Etappe hat der Waliser bereits einmal schlechte Erfahrungen gemacht, als er 2015 als Helfer von Froome mit Blick auf einen Podestplatz 22 Minuten verlor. Eingebrochen war mit Simon Yates am Giro jüngst auch ein anderer Brite – nach zweieinhalb souveränen Wochen im Leadertrikot.

Doch die Zweifel waren unberechtigt. Einmal mehr zeigt das Sky-Team eine taktische Meisterleistung und Thomas nicht den Hauch einer Schwäche. Mit mehr als 2 Minuten Vorsprung stellt auch das abschliessende Zeitfahren keine Gefahr mehr dar. Im Gegenteil. Als Tages-Dritter beweist Thomas, dass er auch im Kampf um die Uhr zu den Besten gehört.

Der verdiente Sieger – und der spätere Sieger?

Wer wie Thomas während 3 Wochen keinen einzigen Fehler begeht, keinen Moment der Schwäche zeigt, der steht in Paris zurecht ganz zuoberst. Als langjähriger – und äusserst erfolgreicher – Bahnfahrer bringt Thomas von Haus aus eine gewisse Vielseitigkeit mit, die er nach seinem Wechsel auf die Strasse mit Teilnahmen an Klassikerrennen ausbaute.

Geraint Thomas und Edelhelfer Egan Bernal.
Legende: Der Meister und sein Lehrling Geraint Thomas und Edelhelfer Egan Bernal. Keystone

Während Thomas also im Schatten von Froome zum Tour-Sieger herangereift ist, steht bei Sky schon der nächste potenzielle Gesamtsieger in den Startlöchern: Egan Bernal. Der Kolumbianer pilotierte Thomas und Froome auch dann noch den Berg hinauf, als andere Gesamtklassements-Anwärter längst keinen Helfer mehr bei sich hatten. Und der Edelhelfer der beiden Briten ist gerade einmal 21 Jahre alt.

Video
Rückblick auf die Tour de France
Aus Sportpanorama vom 29.07.2018.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 12 Sekunden.

Sendebezug: Livestream auf srf.ch/sport, 29.07.2018, 14:10 Uhr

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