Wenn der 9-jährige Timo am Samstag auf den Weissenstein kommt, wird alles anders sein. Anders als damals, als sein Vater im gleichen Alter war. Dieser Vater wird im August 35-jährig, heisst Bruno Gisler und beendet auf dem Weissenstein seine lange und höchst erfolgreiche Karriere.
Gisler hat auf dem Weissenstein 2 Mal gewonnen, erstmals 2003 und dann 10 Jahre später erneut. Das ist an sich schon bemerkenswert, aber die Geschichte erhält einen zusätzlichen Reiz durch den Umstand, dass Bruno Gisler beim ersten Sieg ein Schwinger aus der Nordostschweiz war, beim zweiten aber ein Nordwestschweizer.
Der Frontenwechsel
2003 reiste Gisler vom Bauernhof seiner Eltern im zürcherischen Wernetshausen auf den Weissenstein. Ein Jahr später übernahm er seinen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe von Solothurn, wurde Mitglied im dortigen Schwingklub und war fortan Vertreter der Nordwestschweiz.
Der zweite Triumph auf dem Weissenstein ob Solothurn, der im Jahr 2013, war demnach ein Heimsieg und zweifellos einer der schönsten Erfolge in der sportlichen Laufbahn von Bruno Gisler, dem 3-fachen Familienvater. Timo ist das älteste Kind der Gislers. Er ist begeisterter Jungschwinger, und anders als sein Vater schwingt er von Anfang an in den Reihen der Nordwestschweizer.
Der neue Status
Nicht nur die sportliche Laufbahn des 2-maligen Siegers auf dem Weissenstein hat im Verlauf der letzten 20 Jahre eine Wende genommen, sondern auch das Schwingfest selber. Als Bruno Gisler so alt war wie sein Sohn heute, gab es nur 4 Bergkranzfeste: Brünig, Rigi, Stoos und Schwarzsee.
Der Weissenstein und die Schwägalp gehörten nicht dazu. Es brauchte einen jahrzehntelangen Kampf, bis die Nordost- und die Nordwestschweizer im Jahr 2000 endlich die Erlaubnis erhielten, an einem Bergfest in ihrem Verbandsgebiet Kränze abzugeben. So wird Timo Gisler am Samstag nicht an ein kleines regionales Bergfest anreisen, sondern an einen der bedeutendsten Anlässe im jährlichen Schwingkalender. Timo, der im grünen Schwingerhemd um Siege kämpft. Wie sein Vater. Denn es gibt auch Dinge, die ändern sich nie.
Sendebezug: Laufende Schwing-Berichterstattung auf srf.ch/sport