Selbst in einem randvollen Skisprung-Winter mit Winterspielen und Skiflug-WM gilt die Vierschanzentournee als Highlight schlechthin in dieser Sportart. Zum 74. Mal geht zwischen Sonntag (Qualifikation bei der 1. Station) und dem Dienstag, 6. Januar (Entscheidung), das jährliche vielbeachtete Ereignis mit der Jagd um den Goldadler in Szene.
* = jeweils auch als Stream inkl. Ticker in der Sport App bzw. auf der Webseite von srf.ch/sport zu sehen
Wie seit eh und je gehören die deutschen Schanzen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen sowie das Tandem Innsbruck/Bischofshofen in Österreich zum Programm. Auch an der Reihenfolge oder am Modus (K.o.-Duelle im 1. Durchgang) ändert sich nichts.
Die Anforderung
Wer um den Check für den Gesamtsieg im Wert von 100'000 Franken wetteifern will, braucht Ausdauer und Biss. Anders als im Weltcup ist die Tournee hochgetaktet: 12 Sprünge (4 in der Quali sowie 8 im Wettkampf) auf 4 grundverschiedenen Bakken erfordern ein hohes Mass an Klasse, Konstanz und Konzentration.
Schon ein einziger kleiner Wackler ist unverzeihlich. Zudem müssen die Weitenjäger auch mit der Windlotterie umgehen können.
Die Ausgangslage
Bei der letzten Austragung haben die ÖSV-Springer Daniel Tschofenig, Jan Hörl und Stefan Kraft dominiert. Beim Showdown in Bischofshofen beendete schliesslich Tschofenig Österreichs Tournee-Flaute nach 10 Jahren. Insgesamt belegten die Austria-Athleten in den Einzelwertungen von 12 Podestplätzen deren 11.
Zur Mission Titelverteidigung reist Tschofenig nicht im Formhoch an. Zwar hatte der 23-Jährige beim Saison-Einstand Ende November in Lillehammer reüssiert, dann aber folgten nur noch 4 Top-10-Klassierungen. Zuletzt wurde der Tournee-Sieger 2024/25 beim 2. Springen in Engelberg auf Rang 34 durchgereicht. Auch seinen Teamkollegen läuft es nicht rund: Im Gesamtweltcup ist Kraft, der Tournee-Sieger 2014/15, als 7. bester Österreicher.
Stattdessen gehört die Favoritenrolle diesem Duo:
- Domen Prevc (SLO) – 26 Jahre
- Ryoyu Kobayashi (JPN) – 29 Jahre
Die beiden teilten die Siege bei den 6 Weltcup-Springen im Dezember unter sich auf – wenn auch ungleichmässig. Prevc wurde nach einer Serie von 5 Erfolgen erst zuletzt auf der Gross-Titlis-Schanze vom Japaner überflügelt. Prevc ist amtierender Weltmeister und Skiflug-Rekordhalter, konnte bei den Four Hills aber noch nie zuschlagen. Kobayashi war Tschofenigs Vorgänger und könnte nach 2019, 2022 sowie eben 2024 als erst 3. Athlet zum 4. Mal triumphieren.
Das Schweizer Quartett
Aus Swiss-Ski-Sicht stehen Gregor Deschwanden und Simon Ammann im Fokus – aus unterschiedlichen Gründen:
- Der 4-fache Olympiasieger Ammann steht im Alter von 44 Jahren vor seiner 27. (!) Tournee. Dabei möchte er es besser machen als zuletzt. Im vergangenen Winter stieg er nach der verpassten Quali in Oberstdorf nach der Auftakt-Station wieder aus.
- Verblüffend gut machte seine Sache bei der letzten Vierschanzentournee Deschwanden. Hinter dem reinen Austria-Treppchen und Johann André Forfang (NOR) belegte der Luzerner in der Gesamtwertung den 5. Rang. Auf dem Weg dorthin feierte er sogar seine Tournee-Podestpremiere. Will Deschwanden daran anknüpfen, muss bei ihm nach einer bislang dürftigen Saison erst noch der Knopf platzen.
Ergänzt wird das Schweizer Aufgebot von den jungen Sandro Hauswirth und Juri Kesseli.