Nach der EM-Qualifikation der Frauen ist vor jener der Männer. Am Sonntag scheiterten die Schweizer Volleyballerinnen auf ihrem erhofften Weg an die Endrunde 2027. Nun wollen es die Männer besser machen, sollen also gewissermassen die Schweizer Volleyball-Ehre retten. Mehr Druck verspürt Fabrice Egger deswegen nicht. «Wir haben zwar zusammen in Schönenwerd trainiert und mit den Frauen mitgefiebert. Aber es sind zwei unabhängige Kampagnen und wir kennen unser Potenzial», sagt er.
Es waren nicht gerade kleine Fussstapfen, welche Egger im Nationalteam vergangenen Sommer zu füllen hatte. Der 23-Jährige trat die Nachfolge von Reto Giger an, welcher 78 Länderspiele absolvierte und die Schweiz als Captain 2023 zur 1. EM-Teilnahme geführt hatte.
Doch Egger benötigte keine Anlaufzeit, avancierte nach seinem ersten Aufgebot für das A-Nationalteam gleich zum Passeur Nummer 1 und hatte damit seinen Anteil am geglückten Start in die EM-Qualifikation. Es resultierten 2 knappe 3:2-Siege gegen Schweden und Spanien, womit die Schweiz von der 2. EM-Teilnahme in Folge träumen darf – nach der historischen Premiere vor 2 Jahren.
«Diese Chance wollen wir packen», sagt Egger vor den beiden «Rückspielen» in dieser Woche. Am Mittwoch steht die Auswärtspartie im spanischen Alicante an, am Samstag geht es in Winterthur gegen Schweden. In der Vorbereitung wird nichts dem Zufall überlassen. Auch Sportpsychologen kamen zum Einsatz, berichtet Egger.
Wechsel zu Schönenwerd
Überhaupt fühlt sich der Ostschweizer, der die letzten beiden Saisons in Lausanne gespielt hat, pudelwohl in der Nationalmannschaft. «Mit sehr vielen Spielern aus diesem Team habe ich schon in den Jugendteams zusammengespielt. Deshalb war es auch nicht so, dass ich mich ganz neu ins Team reinfinden musste.»
Er selber habe in Lausanne «einen Riesenschritt in meiner Entwicklung» machen können, sagt Egger. Auf die kommende Spielzeit hin wechselt er zum Vizemeister Schönenwerd, der in diesem Frühling ausgerechnet von Amriswil, Eggers Jugendklub, entthront worden ist.
Gross geworden in Amriswil
Aus Amriswil kennt Egger auch Nationaltrainer Juan Manuel Serramalera. Der Argentinier ist mit einem kurzen Unterbruch seit 2021 Cheftrainer bei den Thurgauern und bekleidet seit 2024 zusätzlich das Amt als Übungsleiter in der Nati. «Unter ihm gibt es lange Trainings. Er gibt viel konstruktives Feedback und bemüht sich um sehr gute Beziehungen zu allen Spielern. Das hilft mir persönlich sehr», so Egger.
Bei Eggers schnellem Aufstieg zum Leistungsträger in der Nationalmannschaft, in der er dank seiner Grösse von 2 Metern auch am Block eine gute Figur macht, muss unweigerlich die Frage aufgeworfen werden, ob nicht auch ein Wechsel ins Ausland irgendwann zum Thema wird.
Der Traum vom Ausland
«Lange konnte ich mir das überhaupt nicht vorstellen», gesteht Egger, «nun würde es mich aber schon reizen, es zu versuchen. Es müsste sich aber der richtige Moment ergeben». Schliesslich sei es ihm in Schönenwerd nun möglich, nach seinem abgeschlossenen Informatik-Studium nebenbei auf dem entsprechenden Beruf zu arbeiten.
Die unmittelbare Zukunft heisst sowieso EM-Quali, was für den Moment auch für Überflieger Egger eine genug hohe Herausforderung darstellen dürfte.