Und plötzlich schwärmen sie alle von Fernando Alonso. Als Bereicherung für die Formel 1 sehen sie ihn, als Vorbild, als Referenz. Fünf Podestplätze in den ersten sechs Grands Prix der Saison haben den Griesgram vertrieben, der Spanier hat die Mischung aus Gelassenheit und hochkonzentrierter Arbeit wiedergefunden.
Mit dem auf diese Saison hin vollzogenen Transfer zum Team Aston Martin fällte er im Herbst seiner Karriere einen richtigen Entscheid. Die Aussicht auf das späte sportliche Glück ist eine besondere Genugtuung für ihn, der zu oft in seiner langen Karriere zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war, der sich aber auch nicht selten selber im Weg stand.
Mit glücklicherem Händchen bei der Wahl seiner Arbeitgeber hätte er, gemessen an seinen fahrerischen Qualitäten, durchaus mehr gewinnen können als die zwei in Diensten von Renault errungenen Weltmeistertitel (2005/2006) und die bisher 32 Grand-Prix-Siege.
Die Fehde mit Hamilton ...
Den sportlichen Abstieg setzte Alonso gleich bei seiner ersten Arbeitsstelle nach dem Abgang bei Renault in Gang. Die interne Fehde mit Lewis Hamilton, der als Rookie und Zögling des allmächtigen Ron Dennis zu McLaren gestossen war, zermürbte Alonso genauso wie die Spionage-Affäre um gestohlene Daten von Ferrari, die für das Team in einer Busse von 100 Millionen Dollar gipfelte.
Alonso war die Streitigkeiten leid – umso mehr nach einer Saison-Schlussphase, in der Hamilton und er auf dümmliche Weise den Titel verspielt hatten. Alonso kehrte zu Renault zurück, ohne an die gloriose erste Phase der Partnerschaft mit den Franzosen anknüpfen zu können.
... und die Duelle mit Vettel
Nach zwei Saisons zog er 2010 weiter zu Ferrari. In den fünf Jahren bei der italienischen Traditionsmarke war er zweimal nahe dran am Gewinn des dritten Titels. Mit Rückständen von vier und drei Punkten zog er gegen Sebastian Vettel den Kürzeren.
Vettel war es auch, der vor acht Jahren in Maranello Alonsos Nachfolger wurde. Alonso verliess die «Roten» nach vorzeitiger Auflösung des Vertrags. Trotz des gescheiterten ersten Engagements siedelte Alonso von Ferrari wieder zu McLaren um – und machte die nächsten bitteren Erfahrungen. Es war die Zeit, in der Honda als Motorenpartner ausserstande war, einen konkurrenzfähigen Antrieb zur Verfügung zu stellen.
Der erste Rücktritt
Nach vier Jahren hatte Alonso genug von McLaren und der Formel 1. Er verkündete den Rücktritt, machte aber in der nordamerikanischen Indy-Car-Serie, der Rallye Dakar oder in der Langstrecken-WM weiter. Die Faszination Formel 1 liess Alonso trotz den Einsätzen auf anderer Ebene nie los.
2021 war sie wieder jene Rennserie, die ihm die perfekte Bühne bot. Im Alter von gut 39 Jahren meldete er sich zum dritten Mal beim Automobil-Hersteller Renault zum Dienst, dessen Formel-1-Team mittlerweile unter Alpine firmiert. Im Gegensatz zum Namen änderte sich an den sportlichen Perspektiven nichts. Über die Rolle des Mitfahrers kam Alonso nicht hinaus.
Zweifel und Verwunderung begleiteten Alonso auch bei seinem Umzug zum Team Aston Martin auf diese Saison hin. Die Skepsis war von kurzer Dauer. Bewunderung und Schwärmerei setzten schon nach dem Saisonauftakt in Bahrain ein.