Sutils vollmundige Ankündigung: «Ich will aufs Podest!» war etwas verwegen. Aber schon Platz 5 verdient nach diesem Wochenende das grösste Lob.
Am Samstag demonstrierte Sutil seinen «Killerinstinkt», indem er im 1. und 2. Qualifying-Abschnitt jeweils im letzten Moment eine Klasse-Runde hinlegte, bis in den Final. Von Startplatz 8 aus, seinem und Force Indias bislang besten in Monaco, widerlegte er das Vorurteil, dass in Monaco nicht überholt werden kann.
Starke Überholmanöver
In der Loews (Grand Hotel), der engsten und langsamsten Kurve des ganzen Formel 1-Jahres, düpierte er hintereinander Button und Alonso. Zwei erfolgreiche Überholmanöver in Loews, ich glaube, das gab’s noch nie.
Sutils Befreiungsschlag ist umso verdienter, als er in den vergangenen 4 Rennen regelrecht vom Pech verfolgt wurde. Nach Platz 7 und mehreren Führungsrunden in Australien schied er in Malaysia wegen einer defekten Radmutter aus. In China wurde er von Esteban Gutierrez abgeschossen, in Bahrain fiel er nach einem Zweikampf mit Felipe Massa ans Ende des Feldes zurück. In Barcelona war es wiederum eine defekte Radmutter, die ihn über eine Minute lang an der Box schmoren liess.
Ürigens: Es ist gut möglich, dass Sutil noch aufs Podest kommt. Dann nämlich, wenn die beiden Mercedes wegen den Protesten nach den umstrittenen Tests mit den Pirelli-Reifen unter der Woche noch aus der Rangliste gestrichen werden sollten.
Sauber – der dritte Nuller in Folge
Das Hinwiler Sauber-Team hat im Fürstentum auch schon mehr Glück gehabt. Felipe Massa löste mit seinem heftigen Crash in Sainte-Devôte die erste Safety-Car-Phase aus, just 3 Runden nach dem Boxenstopp von Nico Hülkenberg. Paul Di Resta verdrängte den Deutschen deshalb von Platz 11 auf 12.
Aber der Schotte im Force India hätte ja nochmals stoppen müssen. Nun aber griff Max Chilton mit seiner nicht nachvollziehbaren Attacke gegen Pastor Maldonado ins Geschehen ein, beförderte den Venezolaner bei gut 200 km/h in die Leitplanken und bescherte Force India einen hochwillkommenen Renn-Unterbruch, einen Gratis-Reifenwechsel, und einen 9. Rang, nachdem Pérez und Räikkönen sich gegenseitig in die Quere gekommen waren.
Hülkenberg im Reifen-Pech
Soviel zum Sauber-Pech. Es gab aber durchaus auch Zwischenfälle, die Sauber halfen. Vom Pérez-Räikkönen-Gerangel profitierte nämlich auch Hülkenberg. Der lag eine Runde vor Schluss auf Rang 10. Doch seine harten (!) Reifen, die er beim Renn-Unterbruch aufgezogen hatte, gaben den Geist schneller auf als die weichen Gummis der Konkurrenz. So schnappte ihm Räikkönen trotz Zusatz-Stopps den WM-Punkt noch weg. Aus dem Sauber-Reifenschoner ist ein Reifenfresser geworden.
Vielleicht darf ja Sauber auch mal einen 1000-km-Test für Pirelli fahren?