Man hätte es nicht gedacht, aber vielleicht bekommt das Rennen um die WM in diesem Jahr doch noch etwas mehr Pfeffer. Noch zur Sommerpause war alles andere als ein internes Duell der McLaren-Piloten Oscar Piastri und Lando Norris nicht mal einen Gedanken wert, mittlerweile ist ein solcher zumindest erlaubt.
Max Verstappen liegt nach dem Triumph in Baku noch 69 Punkte hinter dem WM-Führenden Piastri zurück, 44 trennen ihn vom Zweiten Norris. Er holte in den drei Rennen seit der Pause deutlich mehr Punkte (68) als Piastri (40) und Norris (24). Setzt er in etwa diesen Schnitt an den verbleibenden sieben Rennwochenenden fort, dann würde es tatsächlich ganz eng.
69 Punkte sind viel.
Das hat mit dem bemerkenswerten Aufschwung Red Bulls zu tun, aber auch mit einigen Aussetzern McLarens.
Prinzip Hoffnung oder Understatement?
Verstappen ist seit Wochen in Topform, und es weht auch insgesamt ein anderer Wind bei Red Bull. Sichtbar wird das etwa dadurch, dass Teamkollege Yuki Tsunoda (6. in Baku) plötzlich sein Tempo findet und ebenfalls im vorderen Feld mitfährt.
Dennoch wird Verstappen bei aller eigenen Stärke auch auf Schwächen der Konkurrenz angewiesen sein, und er ordnet es entsprechend ein. «69 Punkte sind viel», sagte er nach dem zweiten Sieg in Folge und dem vierten insgesamt in diesem Jahr. «Ich verlasse mich nicht auf Hoffnung. Ich nehme jetzt Rennen für Rennen, und nach Abu Dhabi wissen wir dann mehr.»
Nervosität beim WM-Leader
Piastri, der stets so stoisch wirkt und sich damit bereits den Spitznamen «Iceman» verdient hat, verzeichnete in den Strassen Bakus einen Nuller. Er war dort gewissermassen der Gegenentwurf zu Verstappen, «dumme Fehler» habe er begangen, «ein chaotisches Wochenende» abgeliefert, sagte der 24-Jährige über sich selbst: «Das war keine Sternstunde.»
Es wird interessant sein, welche Rolle die Nerven nun bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi spielen. Denn auch das teaminterne Duell mit Norris hat wieder an Würze gewonnen: Der Brite lauert mit 25 Zählern Rückstand auf seine Chance.