Ganz allein auf dem Podium über der Start- und Zielgeraden am Ort des grössten Erfolgs seiner Karriere reckte Lando Norris immer wieder die Faust nach oben. Mit Tränen in den Augen himmelten die Eltern, die Geschwister und die Freundin den neuen Formel-1-Weltmeister von unten an. «Das war für meine Mutter, das war für meinen Vater. Sie haben mir ermöglicht, dass ich diesem Traum hinterherjagen durfte», sagte Norris. Immer wieder stockte die Stimme.
So wie schon im Wagen, als der Triumph beim irren Nervenkrimi von Abu Dhabi feststand. «Ich dachte, ich würde nicht weinen, aber ich musste», meinte Norris. In seinem siebten Jahr in der Formel 1, alle für McLaren, gelang dem 26 Jahren alten Briten das Meisterstück. «Es ist ziemlich surreal. Ich habe so lange davon geträumt», sagte er: «Es gab so viele Höhen und so viele Tiefen in dieser Saison.» Als es in der zweiten Saisonhälfte darauf ankam, habe er das Beste von sich gezeigt.
Zwei Punkte Vorsprung rettete Norris im Klassement letztlich ins Ziel. Mit seinem achten Saisonsieg hatte Max Verstappen im Red Bull das Maximale gemacht, um die Chancen auf den fünften Titel am Leben zu halten. Dafür hätte Norris aber höchstens Platz vier belegen dürfen, Dritter hinter Verstappen und seinem Teamkollegen Oscar Piastri wurde er. «Ist das die Weltmeister-Hotline?», funkte McLaren-Geschäftsführer Zak Brown seinem Champion in den Wagen.
Tsunoda wurde fast zum Party-Crasher
Ein Manöver von Yuki Tsunoda, als er im Rennen Norris nach dessen Reifenwechsel aufhalten wollte, wäre fast zum brutalen Entscheidungscrash geworden. Norris musste dem Schlangenlinien fahrenden Japaner bei dessen letztem Red-Bull-Einsatz so heftig ausweichen, so dass er fast ins Gras gerast wäre. Tsunoda bekam dafür eine Fünf-Sekundenstrafe.
Norris beendete zwar die Titelherrschaft des viermaligen Weltmeisters Verstappen, als ein Champion der Herzen darf sich der Niederländer aber sicherlich fühlen. 104 Punkte lag er nach seinem Heimrennen in Zandvoort Ende August hinter Platz eins. «Was für ein Comeback in der zweiten Saisonhälfte», sagte er: «Wir können wirklich stolz sein. Es gibt nichts, über das wir enttäuscht sein müssten.»
Verstappen mit meisten Saisonsiegen
Nicht zu vergessen, dass sein Wagen in vielen Rennen dem McLaren unterlegen war und während der Saison der Erfolgs-Teamchef Christian Horner gehen musste. Laurent Mekies übernahm – zusammen mit Leader Verstappen formte er das Team neu und machte es wieder zum Siegerrennstall. Keiner gewann mehr Rennen 2025 als Verstappen mit acht.