Der Aufschrei in der Presse unseres Nachbarn war unüberhörbar. Vor dem letzten Rennen in Are stand die führende Skination noch ohne WM-Gold da. Was diese Lücke bedeutet, verdeutlicht ein Blick in die Statistik. Allein in diesem Jahrtausend sahnte die ÖSV-Equipe 28 Titel ab, an jeder Weltmeisterschaft im Minimum 2 (bis maximal 5) Auszeichnungen in Gold.
Und dann gab es vor 4 Tagen in der Kronen Zeitung auch noch diesen Aufschrei: « Hilfe, Hirscher hat Husten! » Mit einer Grippe geschwächt aus dem Bett gekrochen, resultierte für den Hoffnungsträger im Riesenslalom «nur» der 2. Platz. Es war dies die stolze 10. (!) WM-Medaille für den 29-jährigen Salzburger – und doch wurde sie mit Enttäuschung quittiert.
Ohrfeige für die Frauen
Im letzten WM-Rennen, dem Slalom, präsentierte sich die Austria-Equipe als wäre sie auf einer Mission – nicht nur auf einer goldenen. Das Spitzen-Trio Hirscher, Michael Matt (25) und Marco Schwarz (23) reagierte auf die Schelte, die auf den ÖSV-Verband eingeprasselt gewesen war, mit Bravour. Auf einen Schlag polierte der ÖSV seine Bilanz von 5 auf total 8 Medaillen (1/4/3) auf.
Einen Dreifach-Erfolg an einer WM feierte eine Nation letztmals im Jahr 2001 in St. Anton. Ironischerweise waren es damals die 3 Österreicherinnen Michaela Dorfmeister, Renate Götschl und Selina Heregger, die vor Heimpublikum in der Abfahrt der Konkurrenz nur die Brosamen überliessen. Die Austria-Frauen erlitten in Are eine empfindliche Schlappe, gingen erst zum 2. Mal in der WM-Geschichte leer aus ...
Die Stimmen zur Machtdemonstration
Von meinen Schultern ist ein immenser Druck abgefallen. Die letzten Tage waren für mich nicht die einfachsten, darum bin ich auch deutlich ausgelaugter als sonst.
Der nun 3-fache Weltmeister im Slalom (2013/2017/2019) hielt sich an der Pressekonferenz kurz. Der Heimflug steht noch am gleichen Abend bevor. Sein Drang, nach Hause zu kommen, ist enorm.
Hirscher liess bloss noch durchblicken, dass «dies meine mutmasslich letzte WM gewesen ist». Das Erbe, das er hinterlässt, ist imposant: 11 Medaillen – davon 7 goldene Exemplare, somit schloss er zu Rekordmann Toni Sailer auf.
Klar, dass wir geschlossen auf dem Podium stehen, mag erstaunen. Aber dies ist eben auch das Resultat einer perfekt harmonierenden Teamarbeit.
Es war grossartig, hier bei euch sein zu dürfen.
Das Schlusswort gehört dem Jüngsten des Trios. «Eigentlich habe ich mich schon abgefunden mit dem 4. Platz.» Deshalb kam nach Kombi-Bronze und Team-Silber für den 23-Jährigen das Beste zum Schluss, wie für die gesamte ÖSV-Auswahl.
WM-Service
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 16.02.2019 10:45 / 14:10 Uhr