Das Weltcup-Comeback der Skirennfahrerinnen in Semmering nach einem Jahr Pause soll endlich wieder unter einem ausnahmslos guten Stern stehen. Zur Erinnerung: Die Hälfte des 25-Jahr-Jubiläums 2020 musste vor 2 Jahren bei Halbzeit abgebrochen werden. Zu starker Wind verunmöglichte die Durchführung des 2. Riesenslalom-Laufs. Der Slalom tags darauf ging zwar über die Bühne – aber mitten in der Corona-Pandemie vor trostloser Kulisse ohne Zuschauerinnen und Zuschauer vor Ort.
Schon 2014 waren die Organisatoren die Geprellten gewesen: Wegen miesen Witterungsbedingungen musste der kleine Wintersportort nahe der Grenze zur Steiermark die Durchführung der beiden angesetzten Technik-Rennen kurzfristig dem rund 500 km westlich gelegenen Kühtai in Tirol überlassen.
Dafür kommt man heuer am Hirschenkogel zum Handkuss von gleich 3 Bewerben in 2 Disziplinen. Das traditionelle Programm mit Riesenslalom und Slalom wurde durch einen zusätzlichen Riesenslalom ergänzt, der beim Saison-Einstand in Sölden nicht hatte stattfinden können.
Wir blicken in 4 Kapiteln zurück beziehungsweise auf die Semmering-Ausgabe 2022 voraus:
1. Mikaela Shiffrin: Weil sie's hier einfach kann
Semmering ist ein veritables Erfolgspflaster für die US-Ausnahmekönnerin. Im Winter 2016/17, als auch schon mal 3 Rennen im Programm gestanden hatten, fuhr die entfesselte Mikaela Shiffrin zum Triple. Sie gewann innert rund 50 Stunden 2 Riesenslaloms und 1 Slalom
In der übernächsten Saison wiederholte die 27-Jährige aus Vail im Slalom ihren Semmering-Sieg. 2020 klassierte sie sich als Dritte. Shiffrins Ausbeute kann sich also sehen lassen: Bei 8 Starts triumphierte sie 4-mal und schaffte 1 weiteren Podestplatz.
2. Michelle Gisin: Rückkehr an den Ort der Erlösung
4 Tage nach Weihnachten beschenkte sich Michelle Gisin 2020 in Semmering mit ihrem bis heute einzigen Weltcup-Triumph im Slalom. Die Obwaldnerin setzte sich damals im Nachtrennen sensationell mit 11 Hundertsteln Vorsprung durch . Es war dies nach fast 19-jähriger Durststrecke der erste Slalom-Sieg im Weltcup für eine Schweizerin seit dem Frühjahr 2002 (und nach Marlies Oester).
Das Besondere oder fast schon Kitschige an der Erfolgsgeschichte: Gisin hatte einst ausgerechnet in Semmering, am 29. Dezember 2012, ihren allerersten Weltcup-Versuch gemacht – und sah nach ihrer verblüffenden Qualifikation für den 2. Lauf (als 17.!) das Ziel nicht.
3. Österreichs Fluch am Heimberg
Seit mittlerweile 10 Jahren wartet der gastgebende Verband auf einen Tagessieg. Der letzte Erfolg einer Einheimischen datiert vom 28. Dezember 2012, als Anna Veith (damals noch unter dem Namen Fenninger am Start) reüssierte. Es war dies ihr erst 2. Sieg auf Stufe Weltcup – 13 weitere sollten folgen, nicht aber in Semmering. Überhaupt schaffte in den folgenden Jahren erst wieder Katharina Liensberger als Österreicherin den Sprung aufs Treppchen – sie wurde 2020 hinter Gisin Zweite.
4. Stephanie Grob: Erstmals im grossen Schaufenster
Aus dem 14-köpfigen Swiss-Ski-Aufgebot für Semmering sticht Stefanie Grob heraus. Die 18-jährige Appenzellerin bestreitet am Dienstag im Riesenslalom ihre Weltcup-Feuertaufe. Wer weiss, vielleicht kann sie von einer ähnlich guten Starthilfe wie Michelle Gisin profitieren und ist dann 8 Jahre später, also 2030, auch schneller als alle anderen ...