Rang 25 beim Saisonprolog in Sölden mag sich nicht nach einem gelungenen Auftakt in den neuen Ski-Winter anhören. Doch im Fall von Michelle Gisin ist es genau das – mehr noch. Denn die Allrounderin aus Engelberg war im Sommer vom Pfeifferschen Drüsenfieber ausgebremst worden.
Zuerst ging es einen Monat bergab.
Und die 27-Jährige war wortwörtlich zum Nichtstun verdammt, wie sie im Interview nach dem 2. Lauf durchblicken liess. «Zuerst ging es einen Monat bergab, dann konnte ich in 20 Minuten mit 3 Pausen einen Kilometer spazieren, musste mich danach aber eine halbe Stunde hinlegen», erzählt Gisin.
Die bange Ungewissheit, ob sie zurückkehrt
Doch das Schlimmste an ihrer Situation sei die Ungewissheit darüber gewesen, wie lange sie die Krankheit beschäftige – und ob sie sich überhaupt davon erholen wird.
Sie habe nicht gewusst, ob es Wochen, sechs Monate oder drei Jahre dauern würde. Was ihr im langwierigen Genesungsprozess half, war die Aussicht, wieder zu fahren. «Als es mir zwischendurch nicht gut ging und ich dachte, dass ich vielleicht nie wieder am Start stehe, war das die grosse Motivation, wieder zu trainieren und wieder zurückzukommen», erzählt Gisin.
Ich bin mega, mega froh, dass ich überhaupt fahren konnte.
Deshalb sei sie «mega, mega froh, dass ich überhaupt fahren konnte». Gisin, die sich erst kurzfristig für einen Start am Samstag entschieden hatte, bezeichnete es als «eigentlich unglaublich», dass sie in Sölden wieder dabei war.
Denn Schneetage hat sie noch kaum in den Beinen. Gisin ist sich bewusst, dass sie Glück hatte. Sie habe die Krankheit relativ schnell überwinden. «Aber es war übel», gibt sie unumwunden zu.
Zehren vom Start in Sölden
Und nun hat die 27-Jährige nach dem Prolog auf dem Rettenbachgletscher wieder Zeit, um das verpasste Training nachzuholen. Erst in drei Wochen stehen in Lech Parallelslaloms an, danach zwei Slaloms in Levi. Auch wenn es nach wie vor ein «Abtasten» bleibe, kann Gisin vom Start in Sölden zehren. Denn einen ersten persönlichen Sieg hat sie bereits gelandet.