Endlich kann Vanessa Kasper befreit Ski fahren. Und wozu eine befreite Kasper imstande ist, war im 1. Lauf von Copper Mountain am vergangenen Wochenende zu sehen. Da fuhr sie auf Rang 17. «Mega gelungen», befand sie ihren Auftritt, «da bin ich einfach locker gefahren.»
Der Weg zu diesem persönlichen Erfolgserlebnis war ein steiniger. Denn Kasper hat keine einfache Zeit hinter sich. Im Sommer 2024 fiel sie aus sämtlichen Kadern von Swiss-Ski und musste fortan ihre Karriere privat finanzieren. Ein Jahr zuvor hatte sie sich am Meniskus operieren lassen müssen, danach fehlten die guten Resultate.
Rund 80'000 Franken musste Kasper aufwenden, um weiter Ski fahren zu können. Im Europacup zeigte sie im Winter 2024/25 starke Leistungen und schien auf bestem Weg, ihre Karriere noch einmal in Schwung zu bringen.
Ich bin mega stolz, dass ich nicht aufgegeben habe.
Doch just als es Kasper sportlich besser lief, schlug das Schicksal zu. Ihre Freundin Sophie Hediger kam kurz vor Weihnachten 2024 bei einem Lawinenunfall ums Leben. Wie schon im Sommer fragte sie sich, ob sie nicht lieber aufhören sollte.
Da Hediger aber eine der Personen gewesen war, die Kasper zuvor zum Weitermachen ermutigt hatte, kämpfte die Bündnerin weiter. «Sophie hätte nicht gewollt, dass ich aufhöre. Sie wollte doch, dass ich weitermache», liess sich Kasper im Tages-Anzeiger zitieren.
Rückkehr in den Weltcup
Die guten Leistungen im Europacup mit Rang 2 in der Riesenslalom-Gesamtwertung führen dazu, dass Kasper für die aktuelle Saison einen Fixplatz im Weltcup erhielt. Ausserdem kehrte sie bei Swiss-Ski ins B-Kader zurück.
«Ich bin mega stolz, dass ich nicht aufgegeben habe», blickt Kasper auf die letzten Monate zurück. «Ich habe mir gesagt, dass es das noch nicht gewesen sein könne, dass ich noch nicht gezeigt habe, was ich kann.» Sie sei mit sich noch nicht im Reinen gewesen, «darum habe ich auch die Energie gefunden, um weiterzukämpfen».
Durch den Fixplatz fiel auch etwas Druck ab. Nun hat die 28-Jährige Planungssicherheit und kann auch mal etwas riskieren, statt immer nur auf Nummer sicher zu gehen, damit die nötigen Punkte eingefahren werden können. So wie sie es letzten Samstag in Copper Mountain getan hat, als sie nach dem 1. Lauf auf Kurs war, ihr bestes Weltcup-Ergebnis herauszufahren. Zuvor war dies ein 18. Rang im Riesenslalom von Sestriere im Februar 2025 gewesen.
Zwar fiel Kasper dann noch von Rang 17 auf 26 zurück. Doch mit Rang 29 beim Saisonauftakt in Sölden ist sie nun schon zweimal in die Weltcup-Punkte gefahren. Daraus nehme sie «viel Positives mit, auch wenn es noch nicht zu einem Superresultat gereicht hat».
Knapp über Meereshöhe
Im kanadischen Mont-Tremblant steht am Samstag der 3. Riesenslalom der Saison auf dem Programm. Aus der Höhe von Copper Mountain (Colorado/USA) auf fast 3000 m ü.M. geht es knapp über den Meeresspiegel, das Ziel liegt 300 m ü.M. Das kommt der von Asthma geplagten Kasper entgegen.
«In Copper habe ich zu Beginn stark gelitten und sehr schlecht geschlafen», sagt Kasper. In Mont-Tremblant habe sie nun erstmals wieder so richtig gute Bettruhe gehabt. «Und kein gefühltes Herzrasen», fügt sie mit einem Lächeln an. Die Vorzeichen sind also gegeben, dass es nun mit dem angestrebten «Superresultat» klappen könnte.