Der Slalom der Frauen am Semmering gibt nicht nur sportlich Schlagzeilen her. Für einen faden Beigeschmack sorgten einerseits die unfairen Pistenverhältnisse im 1. Durchgang, welche für eine rekordverdächtige Ausfallquote und ungewöhnlich grosse Zeitabstände mitverantwortlich waren. Andererseits gab aber auch eine Unregelmässigkeit im Vorfeld des 2. Laufs zu reden.
15 Minuten mehr Besichtigungszeit
Die Rennjury hatte sich kurzfristig entschieden, die Kurssetzung für den 2. Lauf leicht abzuändern. Zum Zeitpunkt dieses Entscheids waren von den 30 für die Entscheidung qualifizierten Athletinnen nur noch Mikaela Shiffrin und Dzenifera Germane auf der Besichtigung. Die Verantwortlichen gewährten der US-Amerikanerin und der Lettin eine zusätzliche Viertelstunde, um die Strecke zu besichtigen.
Im Normalfall führt eine längere Besichtigung zur Disqualifikation der jeweiligen Athletin. Weil die Jury Shiffrin und Germane jedoch grünes Licht erteilt hatte, war in den Augen der Organisatoren alles «regelkonform».
Protest wurde geprüft
Vor diesem Hintergrund sind die 9 Hundertstelsekunden Rückstand von Camille Rast auf die Siegerin Shiffrin noch bitterer, als sie ohnehin schon sind. «Die längere Besichtigungszeit hat den beiden Athletinnen einen Vorteil verschafft», sagte Beat Tschuor nach dem Rennen gegenüber SRF.
Der Cheftrainer der Frauen habe sich angesichts des knappen Rennausgangs und der hauchdünnen «Niederlage» von Rast im Vergleich mit Shiffrin bei der Jury erkundigt, wie es soweit kommen konnte. Auch ein Protest von Swiss-Ski stand im Raum. Doch dazu kam es nicht: «Die Rennleiter konnten mir alles sauber erklären. Ich habe das akzeptiert. Ein Protest wäre abgewiesen worden, das habe ich abgeklärt», so Tschuor.
Einverstanden mit den Entscheidungen der Jury ist Tschuor deswegen aber keineswegs. «Mir war es wichtig, ein Zeichen zu setzen, dass es so nicht geht. Es muss fair sein für alle.»