Dass Marco Odermatt bereits am Dienstag im ersten (und am Ende einzigen) Abfahrtstraining in Gröden die Bestzeit aufstellen konnte, hatte der spätere Rennsieger auch den Vorfahrern zu verdanken. Diese stürzen sich jeweils zuerst die Piste runter und testen diese aus. Bloss: Im Training schafften es nur zwei von vier Gestarteten ins Ziel, die beiden anderen stürzten.
Und so zog für das eigentliche Rennen vom Donnerstag ein grosses Problem auf: Die beiden Gestürzten verzichteten aufgrund ihrer Blessuren auf einen weiteren Vorfahrer-Start, ihre zwei Kollegen aus Respekt vor der tückischen Saslong. Somit war das Vorfahrer-Kontingent der Organisatoren auf Null geschrumpft. Und eine unumgängliche FIS-Regel lautet: Ohne Vorfahrten kein Rennen.
Auch Boisset springt ein
Also wurden in den Fahrerlagern die Köpfe zusammengesteckt. Am Ende stellten fünf Nationen je einen Weltcup-Athleten, der eigentlich nur für den Super-G vom Freitag vorgesehen wäre, als Abfahrtsvorfahrer. Für die Schweiz übernahm beispielsweise Arnaud Boisset.
Eigentlich wäre dieser Umweg ebenfalls verboten, doch die Teams bogen das Reglement etwas zurecht: Eine am Mittwoch bei der Mannschaftsführersitzung erstellte Ausnahmeregelung machte den Kniff legal.
Den Physio mit Rennski ausstatten
Es hätte gar noch absurder kommen können. Wie SRF-Experte Beat Feuz am Mittwoch im italienischen Hotel in Erfahrung brachte, stand aus der Verzweiflung geboren auch Dominik Paris' Physiotherapeut als möglicher Vorfahrer zur Debatte. Dieser war früher selber Ski gefahren, hatte allerdings vor 15 Jahren aufgehört.
Das Team hätte ihm Abfahrtsski gestellt, Paris die Skischuhe geliehen. Am Ende entschieden sich die Italiener auch aus Versicherungsfragen gegen ihre Idee, so Feuz.