Zugegeben: Die Comeback-Saison von Belinda Bencic hätte ein schöneres Ende verdient als eine Forfait-Niederlage in Hongkong. Die Aussichten auf den 3. Turniersieg im 2025 – dem 2. in Serie – wären beim 250er-Event in China rosig gewesen. Eine Oberschenkel-Blessur zwang die Schweizerin vor dem Viertelfinal aber zum Rückzug.
39 Siege, 18 Niederlagen
Blickt man auf die gesamte Saison von Bencic zurück, so ist das abrupte Ende nicht mehr als eine Randbemerkung. Als Nummer 487 der Welt in das Tennis-Jahr gestartet, gelang der 28-Jährigen nach ihrer Mutterschaftspause eine Rückkehr, die auch ihre eigenen Erwartungen übertreffen sollte.
An 20 (Einzel-)Turnieren nahm Bencic insgesamt teil, dabei sammelte sie 39 Siege, 18 Mal musste die Olympiasiegerin von 2021 ihrer Gegnerin zum Sieg gratulieren. Zu den vielen Highlights gehören mit Sicherheit die beiden Turniersiege auf WTA-500-Stufe in Abu Dhabi (Februar) und Tokio (Oktober). Beide Titel konnte Bencic auf Hartplatz erringen.
Traumlauf in Wimbledon
Ihren grössten Erfolg feierte die Ostschweizerin aber auf Rasen, ihrer Lieblingsunterlage. Nie zuvor hatte es Bencic bei ihrem Herzensturnier in Wimbledon über den Achtelfinal hinaus geschafft. Ausgerechnet in ihrem Comeback-Jahr glückte der 28-Jährigen der Vorstoss bis in die Runde der letzten 4.
Vor allem im Achtel- und Viertelfinal gegen die beiden Russinnen Jekaterina Alexandrowa und Mirra Andrejewa spielte Bencic gross auf und durfte gar von ihrem ersten Grand-Slam-Titel träumen. Dieser Traum wurde im Halbfinal von der Weltnummer 2 Iga Swiatek jedoch jäh beendet (2:6, 0:6).
US Open als Lowlight
Vor Wimbledon hatte Bencic bereits an den Australian Open die zweite Woche erreicht. Beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres in Melbourne bedeutete der Achtelfinal gegen die Top-3-Spielerin Coco Gauff Endstation.
Die French Open in Paris, das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres, liess Bencic aufgrund einer Armverletzung aus. Zum Schluss der Major-Saison setzte es für die Schweizerin an den US Open eine der wenigen Enttäuschungen ab. In New York musste Bencic bereits in der 2. Runde gegen die deutlich schlechter klassierte Ann Li (USA) die Segel streichen.
Anklopfen an Top 10
Zwischenzeitlich schien sogar eine Teilnahme an den WTA Finals in Riad möglich. Letztlich verpasste Bencic das Jahresend-Turnier der Top 8 als Weltnummer 11 um 1250 Punkte. Dennoch fällt ihr Fazit äusserst positiv aus: «Ehrlich gesagt hätte ich mit einem solchen Comeback nicht gerechnet», betonte Bencic etwa nach ihrem Triumph in Tokio.
Nun gilt es, sich von den Strapazen einer langen und intensiven Saison möglichst gut zu erholen. Die Ziele gehen Bencic auch 2026 nicht aus. Einerseits wäre da die Rückkehr in die Top 10. Andererseits ist der Traum vom ersten Grand-Slam-Triumph noch längst nicht ausgeträumt.