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Das Ende der Tage? Langzeitzyklus: Das sollte Frau beim Pille Durchnehmen beachten

Menstruationsmanagement: Schluss mit dem Zyklus – keine Periode mehr. Und das ganz einfach, indem die Antibabypille dauerhaft durchgehend genommen wird. Auf kurze Dauer sicher risikolos, bringt sogar grosse Vorteile. Langzeitfolgen sind jedoch noch unbekannt.

Umfragen zeigen, dass fast jede zweite Frau keine monatliche Regelblutung haben möchte . Für viele Frauen bedeutet die blutungsfreie Zeit einen Gewinn an persönlicher Freiheit, da die Menstruation in bestimmten Lebenssituationen störend sein kann. Vor allem in den Ferien ist es ein Gewinn, sich keine Gedanken wegen der Periode machen zu müssen. Aber auch mit Bauchkrämpfen eine Prüfung schreiben müssen, ist nicht wirklich das Wahre.

Periodenfrei zu sein ist ganz einfach: Die Antibabypille wird ohne Unterbruch eingenommen. Denn beim Stopp wird die Blutung künstlich erzeugt. Sie ist im Grunde genommen eine Entzugsblutung. Denn wie beim normalen Zyklus nimmt die Menge der weiblichen Hormone ab, sobald keine Pille mehr geschluckt wird. Der Körper stösst daraufhin die Gebärmutterschleimhaut ab.

Die 21 Tabletteneinnahme und 7 Tage Pause ist rein historisch gewachsen und hat medizinisch keinen Grund. Als 1960 die Pille auf den Markt kam, versuchten die Erfinder der Pille, den natürlichen Zyklus nachzuahmen, um die Akzeptanz für die Pille zu erhöhen. Ein Gefühl der «Natürlichkeit» zu Vermitteln. Darum wurde die Pillenpause eingeführt. Da es bis heute jedoch keine stichhaltigen Argumente für das 21 plus 7 Schema gibt und gleichzeitig viele Frauen auf die Blutungen verzichten wollen, wird der sogenannte Langzeitzyklus immer beliebter. Hierbei wird die Pille ohne Pause mehrere Monate durchgenommen

Pille durchnehmen kann bei gesundheitlichen Problemen helfen

Einige Frauen entscheiden auch aus medizinischen Gründen, dass sie die Pille durchnehmen möchten. Wer zum Beispiel regelmässig mit starken Regelbeschwerden zu kämpfen hat, fühlt sich ohne Pillenpause oft viel besser – egal ob Bauchschmerzen, Krämpfe, Kopf- oder Rückenschmerzen. Sogar Stimmungsschwankungen treten durch eine Dauereinnahme der Pille seltener auf.

Aber auch andere Erkrankungen lassen sich gegebenenfalls in den Griff kriegen, indem Frau die Pille durchnimmt: Zysten an den Eierstöcken oder gutartige Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut zählen beispielsweise dazu.

Eine neue Studie deutet sogar daraufhin, dass es durch die Pille weniger Eierstockkrebs gibt.

Ist «nonstop» nicht auch schädlich?

Grundsätzlich ist die Hormondosis bei Dauereinnahme der Pille höher ist als bei der Pilleneinnahme im Monatsrhythmus. Wie und ob sich das langfristig auswirkt, ist bislang noch nicht bekannt. Es fehlt noch an entsprechenden Langzeitstudien.

Während einige Experten den Langzyklus als völlig unproblematisch ansehen, haben andere Bedenken. Sie befürchten, dass durch eine Dauereinnahme der Pille der komplizierte Hormonhaushalt der Frau durcheinandergeraten könnte – wodurch möglicherweise verschiedene Stoffwechselprozesse negativ beeinflusst werden. Eine Cochrane Review kann aber kurzfristig belegen, dass es keinen negativen Unterschied zwischen der regelmässigen Pilleneinnahme und der Langzeiteinnahme gibt.

Was auch nicht ganz klar ist, wann und ob überhaupt ein Stopp gemacht werden soll. Frauenärzte sehen das auch unterschiedlich:

Diese Pillen eignen sich für den Langzeitzyklus

Für den Langzeitzyklus eignen sich niedrig dosierte Einphasenpräparate, sogenannte Mikropillen , bei denen die Hormondosis von Östrogen und Gestagen in jeder Pille gleich ist. Bei Unsicherheit, ob eine Pille für den Langzeitzyklus geeignet ist, können Frauenärzte oder Apotheker weiterhelfen.

Seit Februar 2017 ist auch eine speziell konzipierte Pille für den Langzeitzyklus auf dem Markt. Seasonique enthält 91 Tabletten, somit tritt die Periode 4 Mal im Jahr auf. Meistens wird aber eine ganz «normale» Pille für den Langzeitzyklus genommen. Hier spricht man jedoch von eine «Off-Label-Use», weil es keine Langzeitstudien über mehr als 10 Jahren gibt.

Frauen menstruieren häufiger als noch vor 100 Jahren

Früher hatten Frauen die Periode im Laufe ihres Lebens seltener als moderne Frauen. Das hängt vor allem damit zusammen, dass sie häufiger schwanger waren und die Stillzeit deutlich länger andauerte als heute. Während eine Frau schwanger ist oder stillt, wird der Eisprung unterdrückt, wobei man Stillen nicht als Verhütungsmassnahme verstehen sollte, weil es dennoch zum Eisprung kommen kann. Durch die häufigeren Schwangerschaften und die lange Stillzeit hat die Periode der Frauen früher viel öfter ausgesetzt.

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Forscher der Gynäkologie im Universitätsklinikum Frankfurt geben in einer Studie an , dass Frauen vor 100 Jahren während ihres Lebens rund 160 Monatsblutungen hatten. Eine moderne Frau bekommt in ihrem Leben weniger als zwei Kinder und 450 Regelblutungen. Die hohe Zahl der Monatsblutungen hängt auch damit zusammen, dass die erste Monatsblutung bei Mädchen immer früher stattfindet. So haben Mädchen 1860 im Schnitt mit 16,6 Jahren das erste Mal ihre Tage gehabt. Heute liegt der Durchschnitt bei 12,5 Jahren, sodass allein hierdurch die Zahl der Blutungen über das gesamte Leben hinweg steigt.

Mehr Monatsblutungen, mehr Probleme

Die Notwendigkeit des monatlichen Blutens wird deswegen zunehmend hinterfragt. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Ansicht verbreitet, dass die Menstruation eine reinigende und entgiftende Funktion habe. Heute weiss man, dass die gestiegene Anzahl der Monatsblutungen eher mit gesundheitlichen Problemen in Verbindung steht. Zu diesen Problemen gehören zum Beispiel:

  • Blutarmut und Eisenmangel: durch häufigere Monatsblutungen kommt es zu einem grösseren Eisenverlust, der zu einer bestimmten Form der Blutarmut führen kann, der sogenannten Eisenmangelanämie
  • Prämenstruellem Syndrom (PMS): da Frauen früher im Schnitt seltener ihre Periode hatten, war auch die Häufigkeit des sogenannten PMS geringer.
  • Endometriose: laut der sogenannten Transplantationstheorie kann Menstruationsblut, das rückwärts über die Eileiter in den Bauchraum fliesst, die Entstehung der chronischen schmerzhaften Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriose) fördern.
  • Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom): Jeder Eisprung hinterlässt kleine Läsionen auf den Eierstöcken. Man geht davon aus, dass die Verletzung und Vernarbung der Eierstöcke bei einem häufigen Eisprung zu einem höheren Eierstockkrebsrisiko führt

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