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Gesundheit für die Beine Übereinanderschlagen der Beine: Ist das gesund?

Kaum sitzt man, schlägt man die Beine übereinander. Aber fördert diese Sitzhaltung wirklich die Bildung von Krampfadern?

Ron Clijsen ist Physiotherapeut bei den Fachhochschulen Südschweiz und Bern. Doch auch der Profi ist nicht davor gefeit, die Beine übereinander zu schlagen: «Ich sitze sehr gerne mit gekreuzten Beinen da.»

Damit ist der Physiotherapeut nicht allein. Eine deutsche Studie hat gezeigt , dass 62 Prozent ihr linkes Bein bevorzugt über das rechte legen, 26 Prozent machen es genau umgekehrt und zwölf Prozent haben keine Präferenz.

Mehr Krampfadern?

Der Volksmund sagt, dass das Übereinanderschlagen der Beine Krampfadern fördere. Wie sieht das der Physiotherapeut? «Für die Blutzirkulation ist das Übereinanderschlagen der Beine in der Tat nicht gut.» Natürlich ist da auch noch eine genetische Prädisposition, Krampfadern zu bekommen. «Übt man aber immer an gleichen Stelle Druck auf die Beingefässe aus, stört man den venösen Abfluss des Blutes», sagt Clijsen.

Fakt ist, dass das Sitzen den Gefässen in den Beinen zusetzt. Drückt man zusätzlich noch mit dem Gewicht des einen Beins auf das andere, ist ein Stau des Bluts in den Gefässen wahrscheinlicher. Ein wissenschaftlicher Nachweis, welcher Krampfadern einzig mit dem Überkreuzen der Beine in Zusammenhang bringt, fehlt allerdings.

Blutdruck steigt

Dass der Blutdruck steigt, wenn die Beine auf Kniehöhe gekreuzt werden, haben verschiedene Studien gezeigt . Die Autoren einer niederländischen Untersuchung empfehlen deshalb beim Blutdruckmessen, beide Füsse flach auf dem Boden zu halten.

Die Nerven in den Beinen sind ebenso betroffen

Auch die Nerven können beim Übereinanderschlagen der Beine kurzfristig in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Resultat: eines der Beine schläft ein. «Diese Taubheit ist ein untrügliches Signal des Körpers, die Lage zu verändern», so der Physiotherapeut.

Die Haltung leidet

Das Übereinanderschlagen der Beine hat auch Auswirkungen auf den Rest des Körpers, insbesondere die Wirbelsäule . «Der Schwerpunkt ist nicht dort, wo er sein sollte, also zwischen den Füssen», sagt Clijsen. Wäre es also sinnvoll, mal das Bein, das unten ist, über das obere zu schlagen? «Für die Muskulatur ist das sicher gut. Aber man sitzt dann wieder einseitig», sagt Clijsen.

Was rät der Experte?

Besser ist, man schlägt die Beine einfach gar nicht übereinander. «Gerade, wer im Sitzen arbeitet, sollte immer wieder an Ort und Stelle die Füsse auf und ab bewegen», so der Physiotherapeut.

«Wer sitzend immer wieder auf die Zehenspitzen geht und die Fersen hebt und senkt, stimuliert die Muskelpumpe und den Rückfluss des Blutes zum Herzen.» Zur Abwechslung kann man auch mal die Beine strecken. Und natürlich sind auch ein paar Schritte gehen immer wieder gut.

Kann man sich das Übereinanderschlagen der Beine abgewöhnen?

Das ist gar nicht so einfach, weiss Clijsen auch aus eigener Erfahrung. «Das Beste ist, man wird sich bewusst, wann man die Beine übereinandergeschlagen hat.» Es kann deshalb helfen, wenn man sein Umfeld darum bittet, ein waches Auge zu haben und einen immer sofort ermahnt, wenn man das linke Bein wieder auf dem rechten zu liegen kommt.

Musikwelle Magazin, 11.03.2024, 11:20 Uhr

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