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Hautkrebs auf dem Land Darum ist die Landbevölkerung so stark von Hautkrebs betroffen

Für die Landbevölkerung besteht ein hohes Hautkrebsrisiko – insbesondere in Berufen wie Landwirt, Bergführer oder Dachdecker. Das liegt an einer höheren UV-Belastung und tendenziell holt man sich später medizinische Hilfe als in der Stadt.

Im Muotathal im Kanton Schwyz arbeitet rund ein Drittel der Bevölkerung in der Forst- und Landwirtschaft. Wie auch Bauer Alois Schmidig, der seit 70 Jahren jeden Sommer auf der Alp bei seinem «Schweizer Original Braunvieh» verbringt.

Die häufigste Ursache für Hautkrebs sind UV-Strahlen des Sonnenlichts und auf der Alp auf 1430 Meter über Meer ist die Sonne besonders intensiv. In der Höhe ist die Atmosphäre dünner und lässt mehr schädliche UV-Strahlung durch.

Konkret steigt die UV-Belastung pro tausend Höhenmeter um 15 Prozent. SRF Meteorologe Felix Blumer ergänzt: «Das Wasser eines Bergsees reflektiert die UV-Strahlung, wie auch der Sand am Meer oder in den Bergen Schnee und Eis.»

Dunkler Hautfleck im Gesicht 

Vor drei Jahren entdeckte die Schwiegertochter bei Alois Schmidig einen dunklen Fleck auf seiner Haut. «Sie schneidet mir zweimal im Jahr Bart und Haare. Da hat sie einen dunklen Fleck neben meiner Nase entdeckt und schickte mich zur Ärztin», erzählt der rüstige Bergbauer. Diagnose: Schwarzer Hautkrebs.

Schwarzer Hautkrebs ist gefährlich 

Es gibt weissen und schwarzen Hautkrebs. Weisser Hautkrebs ist relativ gut behandelbar und er macht keine Ableger. Anders der schwarze Hautkrebs, der in der Schweiz jedes Jahr bei ungefähr 3200 Menschen entdeckt wird.

KI-gestützter Ganzkörperscan

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Mithilfe eines Ganzkörperscans können Dermatologinnen und Dermatologen bestehende Pigmentflecken einer Person rasch erfassen und im Anschluss mithilfe der KI-gestützten Software analysieren.

Die Person muss dafür verschiedene Positionen einnehmen, sodass zum Beispiel auch die Achseln oder die Fusssohlen fotografiert werden können. Die KI-gestützte Software kartiert alle gefundenen Pigmentflecken und kann diese auch mit früheren Scans vergleichen.

Muttermale, die neu entstanden sind oder die sich verändert haben, werden angezeigt und können anschliessend gezielt von der Dermatologin oder dem Dermatologen mit dem Dermatoskop, einem Mikroskop mit Speziallicht, überprüft werden.

«Vor dem ersten Fotoscan führen wir allerdings zuerst eine ganz gewöhnliche Ganzkörperuntersuchung durch», erklärt Dominik Mestel, Dermatologe am Dermatologischen Zentrum Zürich, «schliesslich müssen wir eine Einschätzung darüber machen, ob überhaupt Risikofaktoren für Hautkrebs bestehen.»

Für Personen mit familiär erhöhtem Risiko für Melanome, mit mehr als hundert Pigmentflecken oder vielen, sehr unterschiedlichen Muttermalen, die alle auffällig aussehen, kann ein solcher KI-gestützter Ganzkörperscan Sinn machen. Dann übernimmt die Krankenkasse in der Regel auch die Kosten. Ein flächendeckendes Hautkrebsscreening, das von den Krankenkassen bezahlt wird, gibt es in der Schweiz hingegen nicht.

Schwarzer Hautkrebs ist zwar seltener als weisser Hautkrebs, dafür deutlich gefährlicher, betont Severin Läuchli, Chefarzt Dermatologie Stadtspital Zürich: «Schwarzer Hautkrebs kann in späteren Stadien Ableger machen, also metastasieren. Das kann zum Tod führen. In einem frühen Stadium kann man schwarzen Hautkrebs in der Regel mit sehr guten Prognosen behandeln. Hat er jedoch im Moment der Diagnose bereits eine gewisse Dicke erreicht, ist die Prognose weniger gut.»

Frühzeitige Erkennung 

Alois Schmidig hatte Glück im Unglück: Sein Melanom wurde frühzeitig erkannt und konnte im Spital entfernt werden, ohne Ableger. 

Dies ist nicht immer so, beobachtet die Hautärztin Bettina Schlagenhauff, die in ihrer Praxis in Brunnen und Küssnacht am Rigi oft auch Patienten und Patientinnen aus sehr ländlichen Gebieten behandelt: «Die Landbevölkerung kommt tendenziell mit schon etwas fortgeschrittenerem Hautkrebs.»

Selbstcheck mittels ABCDE-Regel

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Dermatologinnen und Dermatologen empfehlen allen, egal ob Risikoperson oder nicht, den Selbstcheck mittels ABCDE-Regel. Verdächtig sind Pigmentflecken, die sich im Zusammenhang mit folgenden Merkmalen verändern: 

A – Asymmetrie: Asymmetrische Formen, wie zum Beispiel die Form eines Herzens oder von Micky-Mouse-Ohren sind auffällig. 

B – Begrenzung: Unregelmässige, ausgefranste Ränder bei einem Pigmentfleck können ein Warnsignal sein. 

C – Colorit (Farbe): Gesunde Muttermale haben eine einheitliche Farbe. 

D – Durchmesser: Bei Pigmentflecken, die grösser als fünf Millimeter sind, besteht ein grösseres Risiko. 

E – Entwicklung: Entsteht ab 30 Jahren plötzlich ein neues Muttermal oder verändert sich ein Muttermal bezüglich Dicke, Form und Grösse macht eine Überprüfung beim Spezialisten Sinn. 

Diesen Selbstcheck sollte man alle paar Monate – idealerweise zum Beispiel in der Dusche bei guten Lichtverhältnissen – durchführen. 

Das liegt daran, dass die eher etwas später zum Arzt gehen, nicht wegen jeder Kleinigkeit. Die Altersstruktur auf dem Land ist eher höher und es sind Leute, die ihr ganzes Leben an der Sonne gearbeitet haben, als Landwirtin, Bergführer oder Skilehrer. 

Sonnencreme war früher ein Fremdwort 

«Wir kannten keine Sonnencreme», erinnert sich Alois Schmidig an früher, «Wenn sich jemand verbrannt hat, dann hat man ein wenig Melchfett eingestrichen. Sonnencreme war ein Fremdwort.»

Anders bei der jüngeren Generation, wie Schwiegertochter Sonya Schmidig bestätigt: «Wir sind mit Sonnencreme aufgewachsen. Dagegen hatten die Bauern und Bäuerinnen bei der Arbeit früher mehr Gewand an, das hatte auch mit dem Glauben zu tun.» 

Seit der Entfernung des Melanoms stehen bei Alois Schmidig die Chancen auf Heilung sehr gut. Trotzdem muss er die nächsten Jahre regelmässig zur Kontrolle. Und er trägt nun öfter einen Strohhut.

SRF 1, Puls, 06.10.2025, 21:05 Uhr

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