Von wegen Altersbeschwerden – auch viele junge Frauen verlieren unkontrolliert Urin. Doch nicht nur junge Mütter, auch Sportlerinnen oder Couchkartoffeln leiden an Inkontinenz.
Es gibt viele Möglichkeiten die Blasenschwäche zu heilen oder mindestens zu verbessern.
Das löst bei den Betroffenen häufig Scham oder Schuldgefühle aus. Cordula Lange vom Universitätsspital Basel macht die Erfahrung, dass viele das Problem zu lange verstecken. Besonders ihnen will sie Mut machen: «Es geht ganz vielen Frauen so und es gibt viele Möglichkeiten die Blasenschwäche zu heilen oder mindestens zu verbessern.»
Der Grund für eine Inkontinenz kann eine Schwangerschaft oder Geburt sein, die den Beckenboden stark beansprucht, hormonelle Schwankungen können die Muskulatur schwächen. Aber auch zu viel Sport kann ein Risikofaktor sein. «Wir wissen aus der Forschung, dass ganz intensives Training eine Inkontinenz begünstigt», sagt Pflegeexpertin Cordula Lange.
Das sind vor allem Sportarten, die den Beckenboden durch schwere Gewichte oder ruckartige Bewegungen stark belasten. Umgekehrt kann zu vieles Sitzen und Bewegungsmangel eine Inkontinenz begünstigen.
Das heisst: Man sollte sich bewegen, aber die Muskulatur nicht überfordern. «Es braucht die Balance: Der Beckenboden braucht einen guten Grundtonus, muss aber auch entspannen können», sagt die Pflegefachfrau.
Bewusstes Training kann die Inkontinenz verbessern: Bewegungen beim Pilates und Yoga steuern mithilfe der Atmung die tiefliegenden Muskeln gezielt an. Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren reduzieren die Belastung auf den Beckenboden und stärken gleichzeitig die Muskulatur.
Das hilft bei Blasenschwäche
Wichtig ist zu erkennen, wann die Inkontinenz auftritt:
Verliert man eher Urin bei starkem Drang? Dann hilft es auf bestimmte Getränke zu verzichten: «Süsse Getränke, solche mit Kohlensäure oder Kaffee weglassen, das reduziert den Drang», rät Cordula Lange.
Löst sich Urin hingegen, wenn der Druck im Bauch steigt? «Dann hilft es Gewicht zu reduzieren, mit dem Rauchen aufzuhören und sich regelmässig zu bewegen.»
Beckenbodentraining geht meistens ganz gut, auch wenn man nicht mehr so mobil ist.
Wenn man keine Verbesserung durch Übungen feststellt, kann ein spezielle Beckenboden-Physiotherapie helfen. Zudem macht eine Abklärung beim Arzt oder der Ärztin Sinn, um etwa eine Blasenentzündung auszuschliessen.
Inkontinenz wird mit dem Alter häufiger
Mit zunehmendem Alter sind mehr Frauen von Inkontinenz betroffen. Während im mittleren Alter etwa jede dritte Frau eine Blasenschwäche hat, ist bei den über 75-Jährigen schon die Hälfte der Frauen betroffen. Man muss jedoch davon ausgehen, dass die Dunkelziffer viel höher ist und sich viele inkontinente Frauen aus Scham keine medizinische Hilfe suchen.
Insbesondere in der Menopause tut es dem Beckenboden gut, in Bewegung zu bleiben. «Viele Frauen kommen erst in den Wechseljahren zu uns, auch wenn sie seit Jahrzehnten ein Problem mit Inkontinenz haben», zeigt die Erfahrung von Pflegeexpertin Cordula Lange an der Basler Urogynäkologie. Der Östrogenmangel in den Wechseljahren kann die Schleimhäute irritieren und den Schliessmuskel schwächen.
Bei Seniorinnen ist es schwieriger die Inkontinenz zu heilen, aber schon sanfte Bewegungen sind gut für die Muskulatur, wie spazieren gehen oder altersgerechte Turnübungen, sagt Pflegeexpertin Lange: «Beckenbodentraining geht meistens ganz gut, auch wenn man nicht mehr so mobil ist.»