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Ohrenputzen - am besten gar nicht
Aus Ratgeber vom 30.10.2023. Bild: colourbox
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Vorsicht beim Ohrenputzen Richtige Ohrenpflege: am besten lieber sein lassen

Unsere Ohren sind von Natur aus auf Selbstreinigung getrimmt. Dennoch werden landauf landab die Gehörgänge leidenschaftlich mit Wattestäbchen geputzt. Manchmal mit verheerenden Folgen.

Nicht selten landen Leute nach intensiver Reinigung der Ohren mit Wattestäbchen auf der Notfallstation. Eine amerikanische Querschnittanalyse hat gezeigt, dass die häufigste Ursache für Perforationen des Trommelfells, die auf dem Notfall behandelt werden, auf «Fremdkörperinstrumente, einschliesslich Applikatoren mit Wattespitze», zurückgehen.

Wattestäbchen im Ohr vergessen

Solche Fälle kennt auch der Oberarzt der Hals-, Nasen- und Ohrenklinik am Kantonsspital Aarau, Tobias Engert. «Bei älteren Leuten kann es schon mal vorkommen, dass sie beim Ohrenputzen abgelenkt werden und das Wattestäbchen dann im Ohr vergessen.» Mit fatalen Folgen: «Einige legen sich dann auf die Seite und schieben so das Ohrenstäbchen tief ins Ohr.»

Loch im Trommelfell durch Ohrenstäbchen

Regelmässig sieht Engert Trommelfellverletzungen und ab und zu sogar Verletzungen der Hörschnecke, die anatomisch noch tiefer im Kopf liegt. Und dies nicht nur bei älteren Patientinnen und Patienten.

Hin und wieder muss er auch Teile von Ohrenstäbchen aus dem Gehörgang entfernen. Auch der Gehörgang kann durch zu heftiges Ohrenputzen verletzt werden.

Professionelle Reinigung des Gehörgangs

Zum Alltag der Hals-Nasen-Ohrenärztinnen und Ärzte gehört das Entfernen von Ohrenschmalzpfropfen. Kein Wunder ist das Wattestäbchen der natürliche Feind aller HNO-Ärztinnen und Ärzte.

Beim Putzen mit Ohrenstäbchen wird nur ein Teil des Ohrenschmalzes entfernt, der Grossteil wird ins Ohr hereingeschoben, statt herausgeholt. Mit der Zeit bildet sich ein Pfropf, der fachärztlich mit einem speziellen Sauger entfernt werden muss.

Warum löst Ohrenputzen Wonnegefühle aus?

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Dafür ist der Vagusnerv verantwortlich. Er ist die Schaltstelle zwischen dem Hirn und den Organen. Äste dieses Nervs führen auch zum Ohr. Zusätzlich beeinflusst der Vagusnerv auch unser Befinden. Entsprechend löst das Ohrenputzen bei vielen Glücksgefühle aus. Einige müssen auch husten, wenn sie die Ohren putzen. Auch dieser Reiz geht auf den Vagusnerv zurück.

Ohrenschmalz kann sich aber auch mit der Zeit zu einer erbsengrossen, festen Kugel formen, die dann auf dem Trommelfell zu liegen kommt. Das Resultat: Der Patient oder die Patientin hört schlechter oder sogar ein leichtes Knastern. Auch hier arbeitet Engler mit seinem mikroskopischen Untersuchungsgerät und entfernt das fest geformte Kügelchen mit dem Sauger oder einem speziellen Häkchen, mit dem nur Fachleute arbeiten.

Wie Ohren putzen?

Unsere Ohren sind eigentlich von Natur aus auf Selbstreinigung getrimmt. Denn Ohrenschmalz hat eine Schutzfunktion und sollte nicht entfernt werden. «Er hält den Gehörgang geschmeidig und schützt vor Bakterien oder Insekten», sagt Engert.

Der HNO-Arzt empfiehlt primär die Selbstreinigung. Wer es nicht lassen kann, soll die Ohren mit klarem Wasser reinigen. Am einfachsten geht das unter der Dusche. «Ohrenschmalz am Eingang des Ohrs entfernt man am besten mit dem kleinen Finger und dem Fingernagel desselben.»

Der Selbstreinigungsprozess hat einen zusätzlichen positiven Effekt: Wer die Ohren weniger putzt, produziert auch weniger Ohrenschmalz.

Hände weg von Ohrenspiralen und Ohrenkerzen

Auch von anderen Reinigungsgeräten wie Ohrenschrauben oder Spiralen rät Engert ab. Diese schieben mehr rein, als sie herausholen. «Und Hände weg von Ohrenkerzen», sagt Engert «heisses Wachs kann zu Verbrennungen führen und auch das Trommelfell kann in Mitleidenschaft gezogen werden.»

Radio SRF 1, Ratgeber, 30.10.2023, 11:08 Uhr

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