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Positive Tiererziehung Wie Belohnung die Beziehung zwischen Mensch und Haustier stärkt

In der Tiererziehung vollzieht sich ein langsamer, aber spürbarer Wandel: Weg von der Strafe, hin zur Belohnung. Die Forschung bestätigt, was viele Tiertrainerinnen und -trainer längst beobachten – Tiere lernen nachhaltiger, wenn gewünschtes Verhalten positiv verstärkt wird.

Tiere verstehen freundliche und klare Signale besser als Verbote – davon ist Verhaltenstierärztin Maya Bräm überzeugt. «Statt ständig zu sagen, was das Tier nicht tun soll, ist es viel effektiver, ihm zu zeigen, was es tun soll. Das schafft Klarheit und Sicherheit», erklärt sie.

Bräm arbeitet mit Hunden und Katzen, die Verhaltensprobleme zeigen. Ihr Ansatz: positive Konditionierung. Sie fördert nicht nur das Lernen, sondern auch die emotionale Bindung zwischen Mensch und Tier – denn jedes Lob stärkt das Vertrauen, jede Strafe kann es schwächen.

Verstärker als Schlüssel im Training

Im modernen Tiertraining spricht man von «Verstärkern» – gezielten Signalen, die dem Tier mitteilen: Das war richtig! Und wie beim Menschen führt diese Information zu positiven Gefühlen wie Freude oder Stolz. Ein Verstärker kann irgendetwas sein, das von dem Tier als angenehm empfunden wird: Ein Leckerli, ein freundliches Wort, Spiel, Aufmerksamkeit, Streicheleinheiten oder körperliche Nähe.

Ein Beispiel: Wenn ein Hund hochspringt, um Aufmerksamkeit zu bekommen, wird dieses Verhalten nicht kommentiert. Stattdessen wird der Hund belohnt, sobald er sich hinsetzt. Durch Streicheln und Lob erhält er die gewünschte Aufmerksamkeit für das erwünschte Verhalten – das Sitzen. So lernt der Hund: «Hinsetzen lohnt sich, Hochspringen nicht.»

Dieses Prinzip nutzt man heute gezielt, um dem Tier mitzuteilen, was von ihm erwartet wird. Somit ist die Wahrscheinlichkeit auch viel grösser, dass es das Verhalten zeigt, das wir von ihm wünschen. Es entsteht ein klares, verständliches Lernsystem, das auf positiven Emotionen und gegenseitigem Vertrauen aufbaut.

Vom Befehl zum Dialog

Die moderne Tiererziehung verabschiede sich zunehmend vom autoritären Monolog, so Verhaltensmedizinerin Bräm. Nicht der Mensch allein bestimme, was das Tier zu tun hat. Stattdessen rückt der Dialog in den Vordergrund – eine Kommunikation, die auch die Signale des Tieres ernst nimmt.

Wenn man auf die Emotionen des Tieres eingeht, wird die Bindung besser, als wenn man nur versucht, unerwünschtes Verhalten zu stoppen.
Autor: Stefanie Riemer Verhaltensforscherin

Körpersprache, Blickrichtung, Haltung: Ausdrucksformen, die zeigen, wie sich ein Tier fühlt und was es braucht. Wer diese Zeichen erkennt und darauf eingeht, schafft eine Beziehung auf Augenhöhe. Auch die Forschung unterstützt diesen Ansatz.

Das bestätigt auch die auf Hunde spezialisierte Verhaltensforscherin Stefanie Riemer: «Wenn man auf die Emotionen des Tieres eingeht, wird die Bindung besser, als wenn man nur versucht, unerwünschtes Verhalten zu stoppen.» Es sei wichtig zu verstehen: Warum tut der Hund das? Wie fühlt er sich dabei und wie könnte ich ihm helfen, dass er unerwünschtes Verhalten nicht mehr zeigt.

Tiere, die mit positiven Gefühlen lernen, sind nicht nur gehorsamer – sie sind auch emotional stabiler, neugieriger und offener für neue Erfahrungen.

SRF 1, Einstein, 13.11.2025, 20:10 Uhr

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