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Demenz – Angehörige am Limit «Wie geht man damit um, wenn Demenzerkrankte aggressiv werden?»

Ida Boos, Bernard Flückiger, Irene Leu und Andreas U. Monsch haben Ihre Fragen im «Puls»-Chat beantwortet.

Fachpersonen im «Puls»-Chat

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Ida Boos
Sozialarbeiterin
Pro Senectute Kanton Solothurn

Bernard Flückiger
Geriater
Adullam Spital und Pflegezentrum Basel

Irene Leu
Expertin für demenzspezifische Pflege
Dementia Care Mapping Irene Leu

Andreas U. Monsch
Neuropsychologe
Memory Clinic

Chat-Protokoll

Meine an Demenz erkrankte Mutter ist vor einem Monat in eine Alterswohnung gezogen, hat ihr Haus aber im Moment noch behalten. Seither ist sie deutlich vergesslicher und mit kleinen Dingen überfordert, als ob sie einen Krankheitsschub hätte. Es stellt sich für mich nun die Frage, ob eine Rückkehr in ihre vertraute Umgebung, ev. beginnend mit einer Begleitung zu Hause, für sie nicht besser wäre – in der Alterswohnung nun neue Bekanntschaften aufzubauen erscheint mir recht schwierig. Selbst kann sie solche Entscheidungen fast nicht mehr machen. Was würden Sie uns raten?

Irene Leu: Guten Abend Das ist eine Situation, die kaum auf die Schnelle beantwortet werden kann; ich will es versuchen: wenn die Alterssiedlung auch Leistungen anbietet, auch mit Kontakten verbunden, so wie eine Vorstufe zum Heim, wäre es vielleicht lohnend, einen Verbleib da anzustreben. In der Regel bieten das Alterswohnungen aber nicht an. Dann wäre die Rückkehr in die Wohnung wohl sinnvoller, mit begleitenden Diensten wie Spitex und Besuchsdienste. Sinnvoll dürfte es aber sein, mit der Mutter einen späteren Heimeintritt zu thematisieren. Überforderung und zunehmende Vergesslichkeit, eben auch nicht mehr wissen, wann jemand da war oder ob man zu Besuch war, machen sehr einsam. Die Kunst ist es dann, ein geeignetes Heim für die Mutter zu finden. Alles Gute!

Gibt es bei beginnender Demenz ein Medikament ,welches das Fortschreiten dieser Krankheit verlangsamt ?

Bernard Flückiger: Guten Abend. Ja, das gibt es. Es gibt gute Daten bei der beginnenden Demenz zu Ginkopräparaten, aber auch eine Pharmakotherapie mit einem Acetylcholinesterase-Hemmer kommt in Frage.

Mein Vater wurde in den letzten Jahren immer ‚vergesslicher‘, inzwischen ist vieles schwierig geworden. Seine Partnerin übernimmt das Alltägliche (Bedienung Handy etc.). Mit ihr haben wir oberflächlich über das Problem gesprochen. Sollen wir Kinder meinen Vater in einem lichten Moment auf die fortschreitende Demenz ansprechen? Auf seine Wünsche für die Zukunft?

Irene Leu: Es ist fraglich, ob Sie dann grad anwesend sind, wenn dieser «lichte» Moment eintritt. Ich würde eher ein Gespräch vereinbaren, mit dem Vater und seiner Partnerin. Das Gespräch begrenzen, auf zum Beispiel eine Dreiviertelstunde. Dann im Gespräch weniger über die Defizite des Vaters reden, das auch, aber zuerst die eigene Sorge deklarieren. Und von da weg auf das reagieren, was kommt, oder eben auch eigenes anbringen. Eine anspruchsvolle Aufgabe!

Wie komplexe Sachverhalte kommunizieren und partizipativ entscheiden, wenn Kognition und Sprache nicht mehr «mitmachen»? Wir hatten gerade diese Situation mit meiner Mutter [68): Delirzustand vermutlich infolge eines schweren Infekts > Anruf vom Pflegeheim «kurativ oder palliativ vorgehen»? Schriftliche und mündliche Patientenverfügung (2018) widersprüchlich bzgl. lebenserhaltenden Massnahmen (wo fangen diese an? Sicher keine Rea und künstliche Beatmung, Blutdruck stabilisieren ja). Mein Bruder und ich haben für «kurativ» entschieden (zum Glück: Delir und Infekt vorbei!) und nun die Frage, ob demnächst ein Eingriff unter Narkose gemacht werden soll. Abwägen von Nutzen/Risiken und Entscheid muss wohl von uns Angehörigen getroffen werden? Oder wie kann man dennoch partizipativ vorgehen?

Bernard Flückiger: Guten Abend. Dies sind schwierige Situationen. Im Vordergrund steht der mutmassliche Wille der betroffenen Person mit oder ohne Patientenverfügung. Die Entscheidung, ob eine Operation nötig oder sinnvoll ist, sollten die Angehörigen gemeinsam mit dem zuständigen Arzt treffen.

Mein Vater ist mit 59 an atypischem Alzheimer erkrankt, mein Onkel hat ebenfalls Alzheimer (ist älter) und meiner Tante wurde auch eine dementielle Entwicklung diagnostiziert. Haben meine Schwester und ich ein erhöhtes Risiko? Müssten wir uns irgendwie testen lassen? Vielen Dank und lieber Gruss

Andreas Monsch: Alzheimer ist eigentlich keine Erbkrankheit. Es gibt aber ganz seltene Mutationen, die vererbt werden. Diese Menschen erkranken sehr jung – z.B. mit unter 50 Jahren. Falls Sie und Ihre Schwester sich Sorgen machen, können Sie sich auf diese enorm seltenen vererbbaren Formen testen lassen. Allerdings ist es sehr wichtig, dass Sie hierfür eine genetische Beratung in Anspruch nehmen.

Mein Vater war Dement und in einem Altersheim. Da fragte ich: «Wollen wir ins Café gehen und Kaffee trinken». Seine Antwort: «Nein». Danach fragte ich: «Dürfen wir Dich zu einem Kaffee einladen?» Seine Antwort: «Ja, gerne». Danach kam er in mehreren Jahren nur einmal nicht mit. Es ist, wie wenn er sich nicht entscheiden muss. Einmal sahen wir beim Essen zu. Er hatte die Suppe gegessen. Die Schwester fragte: «Wollen sie noch Suppe.» «Nein», war die Antwort. Dabei hatte er Suppe so gern. Wir gingen zur Schwester und sagten ihr: «fragen sie doch – darf ich ihnen noch einem Suppe geben?» Das fragte sie ihn und seine Antwort: «Gerne!»

Irene Leu: Guten Abend Das sind typische Situationen! Wie aus dem Lehrbuch... Menschen mit Demenz können sich oft nicht entscheiden, nicht einmal geschlossene Fragen können mehr beantwortet werden. Eine Einladung aber, oder ein nettes Angebot, kann angenommen werden, weil es auch einen Beziehungsaspekt beinhaltet.

Wertes Chat Team Warum wird nicht mehr unternommen das pflegende Angehörige entschädigt werden? Die Pflege zu Hause währe für demente Menschen für lange Zeit das Beste und würde unser Gesundheitssystem wesentlich entlasten. Zusammen mit der Hilfe der Spitex ist über lange Zeit die Pflege zu Hause möglich. Aber der pflegende Angehörige müsste für seine Leistungen in der Grundversorgung für den demenzkranken Partner endschädigt werden.

Ida Boos: Guten Abend, ich teile ihre Meinung, die pflegenden Angehörigen müssten entschädigt werden. Der Bund und die Kantone haben es schon erkannt, aber die Massnahmen lassen auf sich warten. Aktuell sind die Sozialversicherungen, Hilflosenentschädigung, Ergänzungsleistung (inkl. Rückerstattung der Krankheitskosten) eingerichtet sowie die Betreuungsgutschriften über die AHV.

Guten Abend miteinander Ich und mein Umfeld sehen dass mein Mann Probleme hat : Gleichgeeichtsstörungen Zittern durch den Hausartzt haben wir bei einem Psychiater und einer Pdychologin versucht abzuklären was es sein könnte der Verdacht auf Demenz und Autismus stand im Raum. Es wurden zwei 10 minütige Tests auf Demenz und Autismus gemacht mit dem Resultat dass meinem Mann nichts fehlt! Freunde die auch Ärzte sind verstanden die Welt nicht mehr. Sind solche Tests überhaupt aussagekräftig oder gibt es fundierte Abklärungsmöglichkeiten?

Irene Leu: Guten Abend Es ist schwer vorstellbar, dass zwei 10-minütige Tests eine Demenz und einen Autismus ausschliessen können. Ihr Mann sollte in einer Memory Clinic untersucht werden. Memory Clinicen gibt es in jedem Kanton. Es braucht eine ärztliche Überweisung.

Inwiefern sind die verschiedenen Demenzformen (Alzheimer, frontotemporale Demenz etc.) vererbbar? Sind Gentests zu empfehlen und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit selbst zu erkranken als Kind einer erkrankten Person? In welchen Fachmagazinen finden sich hierzu med. Studien, welche sie empfehlen können?

Andreas Monsch: Guten Abend! Sie stellen eine sehr komplexe Frage! Es gibt (sehr) seltene genetische Formen von Alzheimer und frontotemporaler Demenz. Falls diese tatsächlich vorliegen ist die Wahrscheinlichkeit als Nachkomme zu erkranken je nach Erbgang erhöht. Die Fachliteratur hierzu ist sehr umfangreich. Falls Sie sich Sorgen machen, wäre sicher ein Gespräch mit Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin oder/und mit Spezialisten sinnvoll. Alles Gute!

+++ Guten Abend Es wird in der Sendung alles so leicht dargestellt. Meine Freundin hat ihren Mann mehr als zwei Jahre zu Hause betreut. Bis sie selber an den Anschlag kam. Ein geeignetes Pflegezentrum zu finden ist sooo schwierig, wie eine Nadel im Heuhaufen. Etliche Gespräche mit Ärzten, Kesb usw.usf.. und und und. Niemand nahm die Situation wirklich ernst oder war zuständig. Es hat einfach zu wenige Pflegezentren, die spezialisiert sind auf demenzkranke Menschen. +++

Guten Abend Oft wird erzählt, dass demente Menschen schlussendlich an einer Pneumonie sterben. Ist dies wirklich so. Ich habe dies auch bei meinem Opa, der auch Alzheimer hatte und eine Pneumonie erlitt, beobachtet. Gruss

Irene Leu: Guten Abend Ja das ist oft so. Der Grund ist, dass viele Menschen mit Demenz mit zunehmendem Krankheitsverlauf immobil werden, fast nur noch herumsitzen (müssen, wenn sie in einer entsprechenden Institution sind) und beim Gehen nur noch trippeln. Damit sind sie anfällig für Infektionen der Bronchien und Lungen, weil sie auch nicht mehr tief atmen.

Wie kommuniziert man am besten mit Menschen mit demenziellen Erkrankungen?

Bernard Flückiger: Guten Abend. Dies ist keine einfache Fragestellung. Wie man mit dementen Menschen kommuniziert, hängt stark vom Stadium der Erkrankung ab. Wir empfehlen eine einfühlsame Kommunikation ohne Zurechtweisungen, da die Menschen mit Demenz in ihrer eigenen Realität leben und mit der realen Wirklichkeit überfordert sind. Vielmehr sollten wir versuchen, sie in ihrer eigenen Welt zu bestätigen.

Guten Abend, ich bin 65 Jahre alt und noch bei guter Gesundheit (geistig). Als Alleinstehende ohne Kinder und Verwandtschaft habe ich Angst eines Tages dement zu werden ohne das ich oder jemand in meiner Umgebung das merkt. Was kann ich tun bevor es soweit kommt?

Ida Boos: Guten Abend, ich empfehle Ihnen, einen Vorsorgeauftrag und eine Patientenverfügung zu erstellen. Mit dem Vorsorgeauftrag können Sie Personen ernennen, die bei einer Urteilsunfähigkeit rechtliche finanzielle und persönliche Angelegenheiten regeln. Mit der Patientenverfügung können Sie die Behandlung bei Urteilsunfähigkeit bestimmen.

Ich bin 86 und meine Frage: Ist es möglich, dass man realisiert, wenn man dement ist und kann man dann noch handeln, d.h. passiver Suizid, Essen und Trinken reduzieren und dann sanft entschlafen. Das tat mein Chef in seinem 90. Lebensjahr, aber auch mein Vater starb daran, dass er im 85. Lebensjahr «austrocknete». Oder ist man nicht in der Lage den richtigen Augenblick zu erkennen? Könnte man mit dem Hausarzt eine Vereinbarung treffen? PS. Laut Hausarzt bin ich physisch und psychisch ca. 75, kann noch springen, treppauf, treppab und, und ....

Irene Leu: Guten Abend, und herzlichen Glückwunsch, dass Sie noch springen, treppauf und treppab! Es realisieren alle, wenn sie dement werden. Die meisten leiden dann sehr, viele sind dann zur Demenz auch depressiv. Man ging früher davon aus, dass Menschen mit Demenz ihre Defizite nicht erkennen, das ist längst widerlegt. Die einen realisieren klarer, die anderen weniger, die einen länger, die andern kürzer, das ist individuell, so wie auch jeder Demenzverlauf individuell ist. Wir wissen heute, dass auch demenzkranke Menschen passiv Suizid begehen können, mit aufhören zu essen und zu trinken; das muss sehr sorgfältig abgeklärt werden, mit den Angehörigen, einem einfühlenden Hausarzt/Hausärztin und der involvierten Spitex oder anderer Fachpersonen. Nicht jede Essensverweigerung ist ein Suizidwunsch. Ich wünsche Ihnen also noch viele aktive Jahre!

Guten Abend Anfangs November 2022 musste ich meinen Vater wegen Wasser im Körper ins Spital bringen, wo er 8 Tage war. In dieser Zeit wurden 18 Kg ausgeschwemmt. Im Spital wurde auch der Beginn von Demenz diagnostiziert.

Als er wieder nach Hause konnte, war er vollkommen verwirrt. Wir konnten ihn nicht mehr alleine lassen ohne dass er Panik geriet oder dumme Sachen machte. Bis zum Spitalaufenthalt hat er zwar das eine oder andere vergessen aber alleine gewohnt, den Haushalt gemacht und gekocht, ist Auto gefahren, einkaufen gegangen. Kurz er hat sein Leben selbständig geführt. Mit kleinen Hilfen von meiner Seite und gemeinsamen Aktivitäten und gemeinsamer Zeit.

Inzwischen geht es zwar wieder besser, er ist nicht mehr so verwirrt aber bei der Vergesslichkeit hat es einen grossen Schub gegeben. Das merkt er und es macht ihn traurig und auch sehr unsicher. Wir können ihn zwar inzwischen auch mal 1.5 Stunden alleine lassen (ist zwar nicht erfreut), doch es muss eigentlich Tag und Nacht jemand bei ihm sein, damit er sich sicher fühlt. Er traut sich nichts mehr zu.

Wir möchten ihn nicht ins Heim geben. So wechseln meine Schwester (Selbständig) und ich (habe einen Job) uns im Wochenrhythmus ab mit der Betreuung und bei ihm Wohnen. 2x in der Woche geht er den Tag durch in eine Institution für Demenzpatienten und 1 Nachmittag kommt jemand von Pro Senectute für 2-5 Stunden.

Gibt es eine Möglichkeit, dass ein Teil der Betreuung durch meine Schwester oder durch eine Drittperson (kann sein, dass meine Schwester in Zukunft nicht mehr so viel übernehmen kann) oder der Externen Hilfen bezahlt wird? Die Kosten der Pflege durch die Spitex (30 Minuten) am Vormittag wird ja ein Grossteil übernommen. Doch den Tag durch ist es ja keine eigentliche Pflege, sondern Betreuung und Alltagsgestaltung mit Ihm. Mir wurde von verschiedenen Seiten gesagt, dass nichts an Betreuung bezahlt wird. Wenn wir es nicht machen können, müssten wir ihn halt ins Heim geben, wo dann wieder ein Teil der Kosten übernommen würde.

In der heutigen Situation mit dem Mangel an Pflegepersonal sollte man doch meinen, dass auch Alternativen unterstützt werden sollten. Man sollte nicht bestraft werden, wenn man die Betreuung so gut wie möglich selber übernehmen möchte und dafür auch im Job zurück schrauben muss, was ja dann auf die eigene Pension einen Einfluss hat. Freundliche Grüsse

Ida Boos: Guten Abend, ich empfehle Ihnen den Anspruch auf Hilflosenentschädigung anzumelden. Die Hilflosenentschädigung wird ungeachtet der finanziellen Situation anhand des Hilfebedarfs beurteilt. Die Höhe der HE wird in 3 Schweregrade mit unterschiedlichen Unterstützungsbeiträgen unterteilt. Die Hilflosigkeit muss dabei seit mind. einem Jahr bestehen. Falls noch nicht abgeklärt empfehle ich Ihnen die Prüfung der Anmeldung der Ergänzungsleistung. Bei Bezug von Ergänzungsleistungen ist zu beachten, dass auch krankheitsbedingte Zusatzkosten geltend gemacht werden können.

Guten Abend Mein Vater (85) hatte ca. 3 Wochen eine akute Verwirrung. Er lebte in der Vergangenheit und verstand Zusammenhänge nicht mehr. Seit mehr als einer Woche sind die Symptome fast komplett verschwunden. Er verlegt nur häufig seine Sachen und sein Namensgedächtnis wird schlechter. Kann das eine Form von Demenz sein? Können Phasen von akuter Verwirrung sich abwechseln mit Phasen des klaren Denkens und Handelns? Danke und beste Grüsse

Andreas Monsch: Guten Abend! Sie beschreiben eine äusserst tragische Situation und es ist natürlich schwierig Ihnen ein Rat zu geben. Wäre es denkbar, dass Sie mit dem Hausarzt/der Hausärztin Ihrer Freundin sprechen könnten? Ist der Ehemann Ihrer Freundin völlig überfordert und spricht deshalb nicht mehr mit seiner Frau? Gibt es weitere Freunde/Freundinnen, die Sie unterstützen könnten? Alles Gute!

Ich habe eine Freundin die schleichend dement wird. Ihr Mann spricht kein Wort mit ihr. Meiner Meinung nach vereinsamt sie total. Sie ist auch schon ängstlich aus dem Haus zu gehen. Niemand kümmert sich um sie. Für mich fast nicht ehe zum zuschauen. Niemand spricht über ihre Krankheit. Wohin kann ich mich wenden für Hilfe auch für mich. Danke für Ihre Antwort.

Irene Leu: Guten Abend Holen Sie sich unbedingt Hilfe! Alzheimer Schweiz hat in jedem Kanton eine Anlaufstellen, wo Beratungen und Angehörigengruppen angeboten werden. Alles Gute!

Guten Abend mein Mann ist nicht zuletzt aus solchen Gründen schon seit vielen Jahren Mitglieder bei Exit. Er möchte nie in ein Heim, sondern sein Leben würdevoll und selbstbestimmt beenden. Nützt ein schriftliches Festhalten, dass sein Wille respektiert wird, auch im Falle einer Demenz? Wie muss bzw. kann er seinen Willen/Wunsch formulieren? Hilft hier eine Patientenverfügung?

Irene Leu: Guten Abend Eine Patientenverfügung sollte auf jeden Fall verfasst werden! Sie gilt, auch wenn Ihr Mann dement werden sollte. Einzig im Fall des begleiteten Suizids hilft sie nicht, es kann nur mit Exit aus dem Leben scheiden, wer zu diesem Zeitpunkt urteilsfähig ist.

Hallo, wie geht ein Leben eines demenzkranken Menschen zu Ende... die letzten Wochen... Gibt es da einen konkreten Ablauf...oder sind es immer irgendwelche anderen Ursachen? Kann man rausfinden, in welchem Stadium sich jemand auf diesem Demenzweg befindet?

Bernard Flückiger: Guten Abend. Mit Ihren Fragen sprechen Sie verschiedene Aspekte an. Das Ableben demenzerkrankter Menschen gestaltet sich grundsätzlich sehr unterschiedlich. Sicherlich ist die Immunität stark beeinträchtigt, so dass es oft zu Infektionen kommt. Mit der fortschreitenden Demenz können auch zunehmend Gang- und Gleichgewichtsstörungen hinzukommen, so dass es oft zu Stürzen und Frakturen kommt, welche zum Teil operativ versorgt werden müssen. Dies führt leider oft zu Immobilität und den damit verbundenen Komplikationen bis hin zum Tod.

Unsere 93jährige Mutter «erfindet» Dinge bzw. sieht wohl etwas und interpretiert dies auf ihre eigene Weise. Sie kann dabei aber sehr überzeugend auftreten und erzählen. Für uns Angehörige ist es manchmal fast nicht möglich, abzuschätzen ob die Dinge/Geschichten die sie erzählt auch wahr sind. Wie reagiert man in Situationen, wo man weiss, dass es nicht möglich bzw. nicht wahr ist, was sie erzählt? Wir möchten sie nicht dauernd korrigieren, möchten aber trotzdem mit ihr kommunizieren. Allerdings stellen wir fest, dass es zunehmend schwierig wird, wir haben den Eindruck, dass sie nicht mehr zuhören kann oder will. Es kommt aber auch vor, dass sie Dinge/Personen sieht, die ihr Angst machen, wie können wir ihr in diesen Fällen beistehen? Wir sagen zwar, dass z. B. niemand in der Wohnung ist, allerdings haben wir den Eindruck, dass sie uns nicht glaubt und somit trotzdem noch Angst hat. Anzufügen ist, dass sie diverse Medikamente nehmen muss, unter anderem für Herzrythmusstörungen, Schmerzmittel (Fentanyl) und Schlafmittel (im Moment Xanax). Der Hausarzt ist aber der Meinung, dass diese Medikamente keinen Einfluss auf diese «Wahnvorstellungen» haben.

Irene Leu: Guten Abend Sowohl Fentanyl wie auch Xanax verursachen in der Tat keine Halluzinationen, wenn man den Beipackzetteln glauben darf. Ich bin nicht Ärztin, antworte aber trotzdem aus pflegerischer und praktischer Sicht: Fentanyl ist ein Opioid. Braucht Ihre Mutter so ein starkes Schmerzmittel? Es erhöht die Sturzgefahr und die ist im Alter von 93 Jahren auch so schon erhöht. Xanax ist ein Benzodiazepin, das im hohen Alter nicht verbreicht werden sollte, auch wg. Sturzgefahr und möglicher Verwirrtheitszustände. Mir geht durch den Kopf, dass Ihre Mutter abgeklärt werden sollte, von einem Gerontopsychiater, einer Gerontopsychiaterin, der/die feststellen kann, ob eine Demenz vorhanden ist? Oder ob sie ein Altersparanoid entwickelt? Und der bestimmt Alternativen zu den gegebenen Medikamenten verschreiben kann.

Guten Tag, meine Mutter ist seit längerem an Alzheimer erkrankt (vor 2 Jahren deutliche Verschlechterung und Diagnose). Die Tagesgestaltung, der Haushalt, Administratives etc. läuft über meinen Vater. Zu seiner Entlastung und hinsichtlich der Zukunft wäre externe Unterstützung sinnvoll. Allerdings war ihr ihre Unabhängigkeit immer äussert wichtig und es ist keine Krankheitseinsicht vorhanden (bzw. nur in kurzen, lichten Momenten). Auf Einmischung von uns reagiert sie häufig gereizt, von Aussenstehenden vermutlich noch mehr. Wir möchten sie nicht kränken oder zusätzlich stressen. Hätten Sie eine Idee, wie es trotzdem gelingen kann externe Unterstützung einzubinden? Oder bleibt nur abzuwarten, bis die Belastung zu gross wird ? Besten Dank

Ida Boos: Guten Abend, in Ihrem Fall ist es wichtig, dass alle Familienmitglieder Sicherheit gewinnen und einen gemeinsamen Weg bestimmen. Eine Möglichkeit wäre ein Familienrat unter Beizug einer Fachperson. In diesen Beratungen werden Ressourcen innerhalb des Familiensystems ermittelt und gezielt Lösungen zum Wohle der betroffenen Person gesucht resp. Lücken innerhalb des Systems mit externen Unterstützungsangeboten geschlossen. Es empfiehlt sich die Situation vor einer Überlastung zu überprüfen.

Meine Frau ist seit mehreren Jahren Dement. Vor einem Jahr hat meine durch einen epileptischen Anfall beide Schultern gebrochen und ist seither voll inkontinent und kann auch nicht mehr richtig reden. Mit der Spitex zusammen pflege ich meine Frau mit Essen eingeben und Pants wechseln u.s.w. Ich möchte meine Frau weiter zu Hause pflegen? Was mich stört ist das ich als pflegender Angehöriger nicht von der Spitex der Spitex angestellt werde. Ich werde als pflegender zu Hause nicht ernst genommen. Eine Pflege zu Hause ist immer noch für unser Gesundheitssystem die günstigste und die beste Variante. Ich würde das gerne per Telefon mit jemanden besprechen.

Irene Leu: Guten Abend Wenden Sie sich in Ihren Kanton an die Sektion von Alzheimer Schweiz. Sie können da telefonisch Beratung erhalten, oder auch einen Termin für ein persönliches Gespräch vereinbaren. Alles Gute!

Guten Tag, wie geht man damit um, wenn Demenzerkrankte aggressiv werden?

Irene Leu: Guten Abend Aggressivität zu Hause? Oder im Heim? In erster Linien an beiden Orten: herausfinden, was die Situation war, als die Aggressivität auftrat, also den Auslöser eruieren. Dann die Situation analysieren und in Zukunft vorausschauend gleiche Situationen vermeiden. Tönt einfach, ist es aber gar nicht. Der Auslöser zu Hause können zum Beispiel auch erschöpfte Angehörige sein. Oder Angehörige die nicht begleitet und aufgeklärt werden, und sich daher nicht immer adäquat verhalten, zum Beispiel korrigieren, streiten. Hier ist Beratung gefragt, einzeln, oder in einer Angehörigengruppe. Die Anlaufstelle dazu ist Alzheimer Schweiz, Sektionen. Nachfolgend kann im besten Fall Entlastung organisiert und angenommen werden. Bei Aggressivität im Heim auch den Auslöser fixieren, analysieren, gleiche oder ähnliche Situationen meiden. Fallbesprechungen, vorausschauende Planung, Aktivitäten.

Ich, w, 82, gesund, frage mich wie ich eine Demenzerkrankung verhindern/verbeugen kann. Danke.

Andreas Monsch: Guten Abend! Es ist leider nicht möglich eine Demenzerkrankung absolut zu verhindern. Was Sie aber tun können, ist die Umgebungsbedingungen Ihrer Nervenzellen optimal zu gestalten. Ich empfehle Ihnen z.B. das Programm www.hirncoach.ch. Alles Gute!

Guten Abend Ein Familienmitglied (ungefähr Mitte 80) leidet unter einer speziellen Form von Demenz/ Alzheimer. Die betroffene Person lebt quasi in seiner eigenen Welt und erzählt haarsträubende, erfundene Geschichten. Sie scheint jeweils sehr überzeugt zu sein, dass diese korrekt sind. Zu Beginn der Krankheit waren die Geschichten glaubhaft und detailreich ausgeschmückt, dass viele Personen sie geglaubt haben und auch wir als Familie teilweise getäuscht wurden. Besonders schwierig war es jeweils, wenn jemand den Erzählungen widersprochen hatte. Dies führte zu viel Ärger seitens der erkrankten Person, verbunden mit Beteuerungen, dass sich dies wirklich so ereignet habe und ging oft einher mit lautstarken Diskussionen. Mittlerweile ist es etwas ruhiger (Allgemeinzustand verschlechtert, schläft viel) und die Geschichten sind weniger geworden. Trotzdem fragen wir uns, ist es besser, die Erzählungen so stehen zu lassen und nicht zu berichtigen? Wie sollen wir damit umgehen? Vorallem der Ehepartner leidet unter der Situation und versteht nicht gut, dass keine «bösen» Absichten dahinter stecken. Leider haben beide Ehepartner wenig Impulse von aussen und können aufgrund des Gesundheitszustandes des erkrankten Partners nicht mehr viel ausser Haus Unternehmen, da das Laufen mit Rollator sehr beschwerlich ist. Wann ist es sinnvoll, im Falle einer Demenz/ Alzheimer über den Einzug ins Altersheim nachzudenken? Auch im Sinne des betreuenden Ehepartners. Besten Dank und freundliche Grüsse

Bernard Flückiger: Guten Abend. Demenzerkrankte Menschen leben mit der Zeit in ihrer eigenen Realität und Gedankenwelt. Es wird immer schwieriger, sie mit der wirklichen Realität zu konfrontieren und zu erwarten, dass sie dies verstehen könnten. Wir müssen uns im Umgang mit dementen Menschen immer wieder bewusst machen, dass es sich um eine Krankheit handelt und nicht um ein böswilliges Verhalten. Somit es richtig, sie in ihrer Welt zu belassen und sie zu bestätigen. Ein Heimeintritt ist in der Regel dann sinnvoll, wenn es zu Eigen- und Fremdgefährdung kommt oder zur Überbelastung des sozial tragenden Netzes. Das ist sicherlich eine schwierige Entscheidung.

Liebes Chat-Team Ist es bei einem EEG ersichtlich, ob Anzeichen für eine Demenz bestehen? Besten Dank für die Info.

Bernard Flückiger: Guten Abend. Das EEG ist bezüglich Diagnose Demenz keine richtungsweisende Untersuchungsmöglichkeit. Vor allem kann man die Ursache der Demenz mit dem EEG nicht diagnostizieren. Das EEG zeigt die Übererregbarkeit des Gehirns an im Sinne einer Epilepsie, die auch bei einer Demenz auftreten kann.

wen der Vater mit 70 im demenz heim ist es Sinn voll ihn über das Weekend nach Hause zunehmen. gibts auch hotels das man mit einem dements kranken auch in die ferien kan? gruss

Irene Leu: Diese Frage kann nicht mit Ja oder Nein beantwortet werden. Es kommt drauf an, ich welchem Zustand der Vater ist. Suchen Sie das Gespräch auf der Abteilung, die Bezugsperson, die es hoffentlich gibt, wird Sie beraten können. Wenn keine Bezugsperson da ist, dann fragen Sie die Abteilungsleiterin. Sie können in jedes Hotel mit einem Demenzkranken, doch ich würde Ihnen davon abraten. Der schnelle Umgebungswechsel ist möglicherweise verwirrend. Und Sie sind dann allein mit Pflege und Betreuung.

Guten Abend Was empfehlen Sie betreffend Heim/Heimeintritt für Demenzerkrankte mit massiven Sprachproblemen (zusätzlich: Muttersprache nicht deutsch) (nichts verstehen, auch nicht in Muttersprache) (nichts sinnvolles wiedergeben können)? Wie geht das Personal in Heimen mit solch einem Krankheitsbild um? Besten Dank.

Irene Leu: Guten Abend Ich würde auf jeden Fall ein Heim suchen mit einer speziellen Wohngruppe für Menschen mit Demenz. Oder ein Heim das ganz auf Demenz ausgerichtet ist. Und wie das Personal mit diesen Problemen umgeht: je nachdem, wie sie ausgebildet sind und spezifisch auf Sprachprobleme vorbereitet, werden sie besser oder schlechter damit umgehen. Daher sind Sie wohl am besten bedient mit einer spezifischen Abteilung. Doch lassen Sie sich nicht von Leitbild allein leiten, suchen Sie das Gespräch und hören Sie gut auf Ihr Bauchgefühl. Alles Gute!

1. Mit welchen Kosten muss ich rechnen, wenn ich einen betroffenen Verwandten in eine geschlossene Demenzabteilung einliefere. Dieser Punkt der Kosten kam in dem heutigen Beitrag zu kurz. 2. Was geschieht mit aufsässigen Patienten?

 Ida Boos: Guten Abend, diese Frage kann nur individuell in einer Beratung geklärt werden. Die Kosten setzen sich aus der Hotellerie, dem Pflegeaufwand und individuellen persönlichen Kosten zusammen. Beratungen zur Heimfinanzierung werden von Pro Senectute in Ihrem Kanton kostenlos angeboten. Bei einem Heimeintritt wird immer vorgängig eine Aufnahme vom Heim durchgeführt. Ein Heimaufenthalt sollte für alle Beteiligten passen.

Guten Tag, Helfen Heidelbeeren gegen die Entstehung, das Fortschreiten einer Demenzform? Freundliche Grüsse

Andreas Monsch: Guten Abend! Die mögliche (positive) Wirkung von Heidelbeeren wird zur Zeit erforscht. Allerdings liegen noch keine abschliessenden Ergebnisse vor.

Ich möchte kurz ein Feedback geben, meine Mutter war schwerstdement und während 18 Jahren im Heim. 1. Ich fand die Sendung insofern etwas oberflächlich, als das Heimweh der neu ins Heim eintretenden Patienten/innen zu wenig gezeigt und auch betont wurde. Es ist nämlich wochenlang bei jedem Besuch ein Kampf, weil der Bewohner auf jeden Fall wieder heim will «heim nur heim!!!»: Nur wer das Heimweh kennt, ist fähig, den unendlichen Schmerz des Patienten zu begreifen. 2. Mit dem Personal zu reden, sich an die Mitarbeiter/innen zu wenden, ist eine Illusion. Viele Betreuende sind ausländischer Herkunft und können wenig deutsch. Sie sind zwar sehr lieb und verständnisvoll mit den Patienten, ein Gespräch über die Sorgen der Angehörigen ist aber oft nicht möglich, und diese fühlen sich dann entsprechend hilflos. 3. Sehr gestört hat mich am Ende der Sendung das Motorrad – so im Sinne: Wir lassen jetzt alles was mit Demenz zu tun hat, hinter uns und fahren einfach davon. Dafür war das Thema meiner Meinung nach zu ernst. Im übrigen hat mir die Sendung aber gut gefallen. Sie war interessant und informativ, und vor allem das gezeigte Personal wirkte kompetent und empathisch. Danke und freundliche Grüsse

Redaktion «Puls»: Vielen Dank für die konstruktive Kritik und die lobenden Worte! Ihr ausführliches Feedback nehmen wir sehr gerne entgegen und werden es intern besprechen.

Ist Demenz vererblich? Vielen Dank für Ihre Antwort

Andreas Monsch: Es gibt sehr, sehr seltene vererbbare Formen von Demenzen, die auf Mutaionen (z.B. APP, PS1, PS2) zurückzuführen sind. Demenz ist aber keine eigentliche Erbkrankheit.

Sehr geehrtes Team , können Angehörige etwas unternehmen gegen einen täglichen riesigen Medikamentencocktail ? Schwester , 83 Jahre alt , seit bald 4 Jahren im Pflegeheim! Pflegestufe 9. Im Rollstuhl , kennt die Angehörigen nicht mehr , sitzt stumm im Rollstuhl, keine Reaktion . Trotz Patientenverfügung , Exit , Vorsorgevertrag wird die Dame am Leben erhalten ! Können Angehörige den Arzt darauf hinweisen die Medikamente langsam zu reduzieren ??

Irene Leu: Das ist ein grosses Thema, ein Unerfreuliches. Und Sie können den Arzt schon darauf hinweisen, doch es ist anzunehmen, dass er Sie nicht hören wird. Eher versuchen Sie ins Gespräch zu kommen und zu fragen, wofür welches Medikament ist, was das Ziel der Abgabe ist und ob Sie hier etwas dazu sagen dürfen. Wenn er nicht auf ein Gespräch eingeht, dann verlangen Sie die Medikamentenliste und fragen Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin, falls Sie ihm oder ihr vertrauen. Oder Sie scheiben an den K-Tipp, die haben gute Leute, die Sie beraten können. Nicht immer sind Medikamente aber Leben verlängernd. Manchmal sind sie Leiden lindernd. Medikamente gegen hohen Blutdruck zum Beispiel verlängern das Leben nicht zwingend. Ohne diese Medikamente würde vielleicht ein Hirnschlag eintreten. Und der ist nicht immer tödlich, sondern kann schwere Invalidität verursachen.

Mein Schwiegervater (83Jahre) wurde nach einem Spitalaufenthalt , bei dem eine frontotemporale Demenz diagnostiziert wurde, in ein Heim eingewiesen. Nach 2 Woche vom Eingewöhnen im Heim wollte er unbedingt noch einmal nach Hause gehen für einen Besuch. Wir haben es ihm für eine Stunde ermöglicht. War dies eine gute Entscheidung gewesen? Nun fällt es uns auf, dass seine Verwirrheit und Unruhe seit dann zugenommen hat. Danke für Ihre Antwort.

Ida Boos: Guten Abend, ob die Entscheidung richtig oder falsch war, kann man aus der Ferne schlecht beurteilen. Grundsätzlich gilt, dass Struktur und wiederkehrende Abläufe demenzkranken Personen Sicherheit vermitteln. Mit fortschreitender Krankheit werden diese Strukturen zunehmend wichtiger.

Wie verläuft vaskuläre Demenz nach Hirnschlag? Gerinsel im Zentralhirn mit defekter halber rechter Hirnhälfte?

Bernard Flückiger: Guten Abend. Wenn ich Sie richtig verstehe, handelt es sich hier um einen Hirnschlag mit einer Lähmung. Ein solcher Hirnschlag kann natürlich zu einer kognitiven Einschränkung im Sinne einer Demenz führen. Sollten aufgrund der medikamentösen Prophylaxe keine weiteren Hirnschläge folgen, kann es durchaus sein, dass der Zustand länger stabil bleibt.

Bevor es ins Heim geht, bringt kognitives Training etwas? Wie kann ich unterstützen? Wie merke ich, dass ich fordere und fördere und nicht überfordere?

Andreas Monsch: Guten Abend! Kognitive Stimulation ist bei Gesunden und bei Patienten in leichten (frühen) Stadien einer Demenz sinnvoll. Dabei ist es wichtig zunächst herauszufinden, welche Aktivität SPASS macht. Dies kann sehr individuell sein. Zudem sollte die kognitive Stimulation auch etwas anspruchsvoll sein und einen fordern. Und schliesslich gilt: die kognitive Stimulation sollte regelmässig – z.B. drei Mal pro Woche – durchgeführt werden. Alles Gute!

Guten Abend Wie ist mit einem Demenzkranken, welcher die Sprache nicht mehr versteht, am besten umzugehen, wenn dieser am Abend und während der Nacht nicht schlafen will und jeweils die gleiche Wortabfolge (welche keinen Sinn ergibt) lauter und lauter wiederholt? Besten Dank.

Bernard Flückiger: Guten Abend. Das ist ein sehr gute Frage. Bei der Alzheimer Demenz ist das Musikgedächtnis nicht betroffen. Somit hilft manchmal das Gesagte zu singen oder vor dem Schlafen vertraute Musik anzuhören. Auch gibt es Kuscheltiere, die auf Bewegungen und Zuneigungen reagieren und beruhigend auf die Person einwirken können. Es kommt auch eine medikamentöse Therapie in Frage, die nutzen aber nicht schaden soll.

Ich bin 67, meine Schwester ist 78 und wir sind geistig fit. Meine Grossmutter mütterlicher Seite war Dement und ein Bruder meiner Mutter. Meine Frage, kann ich bei Exit oder Dignitas eine Verfügung ausfüllen, dass ich das Leben beenden will, wenn ich meine Angehörige (mein Sohn mit Familie) nicht mehr erkenne. Ich möchte nicht in die Situation kommen, dass mich pflegende Angestellte so sehr betreuen müssen. Danke für eine Antwort.

Irene Leu: Nein das können Sie nicht. Es wird Sie niemand töten, wenn Sie einst Ihre Angehörigen nicht mehr erkennen. Begleitung in den Freitod bedingt Urteilsfähigkeit, und die ist nicht mehr gegeben, wenn Sie Ihre Angehörigen nicht mehr erkennen.

Meine Mutter, 68 lebt seit Ende 2017 in einem Alters-, und Pflegeheim in Wattwil. Ihr Mann starb im 2017 und ich bin Einzelkind (38), berufstätig und habe eine kleine Tochter. Gibt es Alternativen zum Altersheim in der Region mittleres Toggenburg? Wir sind zufrieden mit dem Heim, doch meine Mutter möchte immer wieder weg und eine eigene Wohnung haben. Was unmöglich wäre. Oder wie gehen wir mit diesem Wunsch meiner Mutter am besten um? Wie können wir ihr sagen, dass es alleine nicht geht, ohne dass sie gleich auf 180 ist? Besten Dank und herzliche Grüsse

Irene Leu: Guten Abend Da sind Sie in einer Situation, die nicht einfach zu bewältigen ist! Und daher sollten Sie sich Zeit nehmen und Ihre Fragen und Sorgen und Ihre Belastung ernst nehmen. Gönnen Sie sich eine Beratung, eine eingehende! Eine, wo Sie befragt werden und hingeleitet zu Antworten, mit denen Sie leben können. Es gibt in jedem Kanton eine Sektion von Alzheimer Schweiz, die solche Beratungen anbieten, oder, falls nicht, wissen wo eine geeignete Beratungsstelle ist. Alles Gute!

Guten Abend Mein Vater , 82, ist an Alzheimer erkrankt. Er braucht noch keine Pflege, wird aber zusehends unselbständiger, vergisst, wie die Fernbedienung funktioniert, fragt meine Mutter x-mal nach dem Tagesablauf ect. Wie früh müssen wir auf Heimsuche gehen? Wie ist die Beteiligung der Krankenkasse an den entstehenden Kosten? Danke.

Ida Boos: Guten Abend, sinnvoll ist in einem ersten Schritt, eine Beratung in Anspruch zu nehmen und passende, demenzorientierte Heime zu eruieren. Während der Beratung können Sie direkt die finanziellen Gegebenheiten mit der Fachperson besprechen. Grundsätzlich gilt, dass eine Beratung so früh wie möglich beansprucht werden sollte. Die Pro Senectute Organisation in Ihrem Kanton bietet kostenlose Beratungen in diesem Bereich an. Die Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten für die Grund- und Behandlungspflege. Der Beitrag variiert in Zusammenhang mit der Pflegestufe und ist kantonal unterschiedlich.

Guten Abend, mein Vater hat mit 81 die Diagnose Alzheimer Demenz erhalten. Er ist jetzt 85 Jahre alt. Ist Alzheimer vererbbar? Muss ich als Tochter eher damit rechnen auch an Alzheimer zu erkranken, als jemand, der keine Eltern mit Demenz hat? Manchmal habe ich mit kanpp 50 Jahren schon das Gefühl, ich sei, wenn auch nur minim, davon betroffen.. ev. auch nur Einbildung.

Andreas Monsch: Guten Abend! Nein, ich würde mir an Ihrer Stelle in Ihrem «jungen» Alter wirklich keine Sorgen machen! Wir alle haben (zum Glück!) kein perfektes Gehirn. Wichtig ist, dass Sie selbst gut auf sich achten und auch zu Ihrer Hirngesundheit Sorge tragen. Alles Gute!

Mein Vater‘s Demenz verschlechtert sich stetig. Ich möchte es nicht wahrhaben, aber der Tag, ab welchem er mich nicht mehr erkennt, wird kommen. Wie kann ich mich darauf vorbereiten? (Bilder, gemeinsame Fotos, …?)

Bernard Flückiger: Guten Abend. Leider ist die Demenz eine fortschreitende Erkrankung wie Sie dies sicherlich gerade erleben. Angehörige von dementen Menschen geben uns gute Hinweise, dass der Austausch mit ebenfalls Betroffenen sehr hilfreich ist. Sehr oft leben an Demenz erkrankte Menschen in der Vergangenheit, somit sind Bilder von früher oder vertraute Musik ein möglicher Zugang zu deren Gedankenwelt.

Guten Abend Wie ich gerade in Puls sehen kann sind nicht alle Altersheime in der Aktivierung der Demenzkranken gleich aktiv. Ich empfinde, dass meine Mutter nicht genug Aktivierung hat im Heim wo sie ist. Wenn man sie aber fragt, sagt sie meistens nein. Kann man erwarten, dass die Pfleger sich mehr darum bemühen sie in die Aktivierung zu bewegen? Vielen Dank für ihre Einschätzung!

Irene Leu: Ihre Mutter sagt nein, wenn man sie fragt, ob sie gerne und das löst grosses Unbehagen aus. Also nein. Die Pflegenden sollen, statt so viel zu fragen, sich eine Haltung von «fürsorglicher Autorität» zulegen. Immer verbunden mit Geduld, Wertschätzung und Humor.

Guten Abend Mich interessiert folgendes: Weiss man, ob Personen mit Demenz auch ihr «ich-Bewusstsein» verlieren und nicht mehr wissen, wer sie sind? LG

Irene Leu: Ich-Bewusstsein ist ein grosses Feld, da käme drauf an, welche psychologische Richtung Sie meinen. Es gab Jaspers, C.G. Jung, andere, die sich damit befassten. In Bezug zu Demenz ist der Begriff Identität und das Bewusstsein für die eigene Identität eher angebracht. Alle Menschen haben das Bedürfnis nach Identität; zu wissen, woher man kommt, was einen prägt, wo der rote Faden zwischen früher, heute und ins Morgen ist. Menschen mit Demenz verlieren den roten Faden manchmal, Gefühle und Bewusstsein für Identität muss ihnen immer wieder von aussen aufrechterhalten und bewahrt werden. Identität heisst auch, dass andere einen kennen und wissen, wer man war. Dass man einmal Status hatte. So ist Biografie-Arbeit in der Beziehungsgestaltung/Pflege von Menschen mit Demenz ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil, der leider häufig vernachlässigt wird.

Meine Mutter ist 91. und immer mehr vergesslich. Wir betreuen Sie seit Jahren. In den letzen Zwei Jahren verschlimmert sich die vergesslichkeit. So nehmen wir ihr geld weg und stehlen alles in der Wohnung. Nur Sie weiss es nicht mehr wo es ist. So sollen die Wohnungsschlüssel nun abgeben. Sie kann aber nicht selbständig ausserhalb der Wohnung gehen. Einkaufen, Arzt usw. will kategorisch kein Altersheim, keine Fremdbetreuung. Nun sind wir am Ende. Für uns Kinder wäre es am besten, wenn Sie ind Altersheim gehen würde. Welche Moglichkeit gibt es noch?

Ida Boos: Guten Abend, in ihrem Fall empfehlen wir einen Familienrat zusammen mit einer Fachperson aus der sozialen Arbeit einzuberufen. Im Familienrat analysieren Sie zusammen mit den Angehörigen und der betroffenen Person alle Möglichkeiten. Die betroffene Person wird dabei möglichst nicht ausgeschlossen. Das Ziel besteht darin, einen gemeinsamen Nenner zu finden und Sicherheit zu gewinnen. In einem ersten Schritt wäre ein Aufenthalt in einem Ferienbett zu prüfen. So kann sich Ihre Mutter an die Gegebenheiten in einem demenzorientierten Altersheim gewöhnen resp. Erfahrungen sammeln.

Ich bin verantwortlich für meinen über 80 jährigen Onkel. Es ist mir aufgefallen, dass er in letzter Zeit vieles wiederholt und ein Gespräch schwieriger wird, Er geht z.B. nicht auf meine Worte ein, sondern erzählt von 'seinen Dingen'. Was ist in seinem Alter normal und was könnte auf Demenz schliessen?

Andreas Monsch: Guten Abend! So einfach ist dies hier nicht zu beantworten... Ich empfehle Ihnen jedoch, eine sorgfältige Abklärung, z.B. in einer Memory Clinc, zu veranlassen. Am besten sprechen Sie mit dem Hausarzt/der Hausärztin Ihres Onkels. Alles Gute!

Guten Abend Mein Vater, Jg. 33, leidet an vaskulärer Demenz, seit Ende 2021 ist er in einem Pflegeheim. Seit Anfang März 2023 wird ihm Haldol (6 Tr). verschrieben, da sich sein Verhalten verändert hat (seine Sprache und Verhalten gemäss Personal zunehmend aggressiv, wobei uns nichts aufgefallen ist). Da das nicht geholfen hat, wird ihm seit Ende April 2023 neu 1/2 Sequase gegeben. Uns wurde gesagt, dass solche Medikamente seien üblich und viele Bewohner bekämen diese Medikamente. Unser Vater ist schläfriger und anteilsnahmsloser geworden, wobei wir nicht wissen, ob das von den Medikamenten ist. Was ist da Ihre Sicht? Vielen Dank und beste Grüsse

Bernard Flückiger: Guten Abend. Diese Medikamente sind sogenannte Neuroleptika. Sie können in der Tat schläfrig und je nach Generika auch Gangstörung machen. Manchmal sind diese Medikamente unumgänglich, vor allem bei Eigen- oder Fremdgefährdung durch den Patienten. Ein Versuch der Stabilisierung der Verhaltensauffälligkeiten könnte auch mit den sogenannten antidementiven Medikamenten angegangen werden, damit möglicherweise Neuroleptika gespart werden können. Neben der medikamentösen Therapie ist auch die nicht medikamentöse Therapie (Lichttherapie, Musiktherapie, Hundetherapie etc.) von grosser Bedeutung.

Vor 3 Monaten wurde mein Partner immer unsicherer, vergesslicher, trauriger. Man dachte an beginnende Demenz. Nach Abklärungen, Tests, zeigte sich, dass die Symptome zu einer Depression gehörten. Nach einem guten Klinikaufenthalt ist er wieder der Alte, zuversichtlich und hat wieder Humor. Memorytests verliefen bestens.

Andreas Monsch: Guten Abend! Vielen Dank für Ihre Nachricht. Sie beschreiben ein sehr gutes Beispiel dafür, dass eine sehr sorgfältige und möglichst zeitnahe Abklärung, z.B. an ener Memory Clinic wichtig und sinnvoll ist. Alles Gute!

Kann Demenz vorbeugend behandelt werden? Mit welchen Massnahmen/Mitteln?

Andreas Monsch: Guten Abend! Demenzprävention ist aktuell ein sehr grosses Thema. Es sind wichtige Risikofaktoren und schützende Faktoren bekannt geworden. Empfohlen werden Bewegung/Sport, mentale Aktivitäten, gesunde Ernährung, gesunder Schlaf. Es gibt auch ein tolles (online) Programm, das ich gerne empfehlen kann: www.hirncoach.ch Alles Gute!

Guten Abend. Meine Mutter ist jetzt 63 Jahre alt und hat mit 61 Jahren die Diagnose Alzheimer bekommen, wir haben eine Abklärung in einer Memory Clinic gemacht. Ist es so, dass der Krankheitsverlauf bei einer frühen Alzheimererkrankung schneller voran schreitet? Welche Therapieformen (keine Medikamente) empfehlen Sie? Herzlichen Dank für ihre Antwort!

Irene Leu: Es ist eher so, dass es einem vorkommt, als ob die Demenz schneller voranschreitet, wenn jemand jung erkrankt. Ich habe in den 30 Jahren meiner Demenz-Arbeit alles gesehen, sehr langsame, langsame, eher schnelle und schnelle Verläufe. Betr. Therapien ist ausschlaggebend, was Sie, resp. Ihre Mutter, erwartet. Es gibt keine Heilung und auch keine Verlangsamung des Prozesses. Doch die Lebensqualität, das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl können erheblich verbessert werden. Falls Sprachstörungen da sind, Logopädie. Bei einer Apraxie, also dem Unvermögen, sinnvolle und zweckmässige Bewegungen auszuführen, kann eine Ergotherapie sinnvoll sein. Gedächtnistraining, Bewegungsgruppen, wenn es Freude macht. Daher: Statt Gehtherapie lieber Spaziergänge. Jacques Dalcroze-Rhythmik hat sich bewährt, vielleicht weiss die ansässige Sektion von Alzheimer Schweiz, ob dieses Angebot in der Nähe existiert. Gedächtnistraining in einer kleinen Gruppe von Gleichbetroffenen, Tagesstätte wenn der Alltag langweilig wird, weil die Mutter sich nicht mehr organisieren kann. Das Wichtigste ist bei allem, was in Angriff genommen wird, dass es Freude macht.

Guten Abend Meine Grossmutter ist bereits vor Jahre an Alzheimer erkrankt und wird Zuhause 24h betreut. Sie erkennt mich (Grosskind) jedoch noch und ich verbringe oft Zeit mit ihr. In den letzten Jahren sind Gespche nur noch beschränkt möglich. Die Frage, wann man wieder geht, dominiert. Nun bin ich ein halbes Jahr auf Reisen und versuche, ab und zu anzurufen. Die Grundfrage ist immer, wann kommst du wieder nach Hause? Was soll ich antworten? Zeit ist für sie nicht mehr einschätzbar. Soll ich ehrlich sein oder eher eine Notlüge nutzen und sie Woche um Woche vertrösten, dass ich in ein paar Wochen nach Hause komme? Oder gar nicht anrufen?

Bernard Flückiger: Guten Abend. Ich würde auf jeden Fall anrufen. Die Antwort könnte sein, dass Sie sich bald wieder sehen. Ich würde keine Angaben zur Dauer machen. Sicher ist es wichtig, dass Ihre Grossmutter, das Gefühl hat, ernst genommen zu werden.

Ist eine Demenz immer eine Einbahnstrasse? Oder gibt es auch eine Chance auf Besserung und das Zurückgewinnen von Fähigkeiten und Erinnerungen?

Bernard Flückiger: Guten Abend. Ist die Diagnose Demenz richtig gestellt, dann verschlechtern sich die Symptome mit den Jahren und die Erkrankung ist fortschreitend. Es ist immer wieder zu sehen, dass es auch bessere und schlechtere Phasen gibt. Leider ist die Chance auf Besserung nicht zu erwarten. Sollte dies doch der Fall sein, muss man die Diagnose Demenz hinterfragen.

Welche neueren Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine frühe Diagnose und Behandlung von kognitiven Beeinträchtigungen das Fortschreiten von Demenz verlangsamen oder verhindern kann?

Andreas Monsch: Guten Abend! Nur eine frühzeitige Diagnose erlaubt auch eine frühzeitige Therapie. Die Therapie kann mittels Medikamenten, sog. Cholinesterasehemmer und/oder Memantine erfolgen. Gleich wichtig sind aber auch die nicht-pharmakologischen Interventionen, wie Gedächtnistraining und Angehörigenberatung, resp. -begleitung. Es besteht die Hoffnung, dass diese Massnahmen die Verschlechterung um 1-2 Jahre verzögern kann..

Guten Abend. Mein Vater ist schon mit Anfang 60 mit Demenz diagnostiziert worden, und seine Krankheit ist nun mit Ende 60 sehr stark fortgeschritten. Gibt es spezielle Gründe, warum jemand schon relativ jung an Demenz erkrankt? Oder kann man dies gar nicht mit irgendwelchen Lebensumständen, Unfällen oder ähnlichem begründen? Er möchte aktuell oft sprechen, aber seine Worte ergeben keinerlei Sinn mehr. Wie reagiert man in diesen «Gesprächen» am besten? Sagen man verstehe ihn nicht? Oder soll man eher so tun als würde man ihn verstehen, und Dinge sagen wie «ah ok», oder «ja das verstehe ich» oder so?

Irene Leu: Guten Abend Nein, einen frühen Beginn kann man nicht mit Lebensumständen erklären. Es früher und später auftretende Demenzen. Sprachstörungen sind sehr anspruchsvoll zu handeln. So tun als ob wird der Vater möglicherweise durchschauen, und das könnte sein Vertrauen in Sie schmälern. Versuchen Sie, auf die Stimmung, die Ihnen entgegenkommt, zu reagieren. Wenn der Vater ärgerlich, aufgebracht ist, darauf reagieren, es bestätigen «jetzt bist Du aber hässig». Der Sachverhalt ist oft nicht so relevant. Wenn Sie verstehen, worauf er hässig ist, können Sie das bestätigen, oft sinnvoller ist es, seine Stimmung zu bestätigen «ja das ist auch ärgerlich» und dann versuchen, ihn aus der Situation zu bringen. Wenn er nur noch ganz unverständlich spricht, können Sie durchaus bestätigen «ja das verstehe ist, dass Du Dich aufregst». Wichtig bei allen Strategien ist es, zu sehen, wie es auf ihn wirkt. Menschen mit Demenz können sich nicht verstellen. Wenn er beruhigt ist auf Ihre Antwort, dann war es die Richtige. Anspruchsvoll!

Guten Abend, kann eine Demenz relativ plötzlich zu Tage treten, d.h. dass sie aufgrund eines einschneidenden belastenden Ereignisses ausgelöst wird? Und zuvor eine Art „schlummernd“, ohne grosse ersichtliche Anzeichen schon bestand?

Bernard Flückiger: Guten Abend. Bei einer plötzlich eintretenden kognitiven Einschränkung sollte man immer weitere akute Ereignisse diagnostisch ausschliessen. In der Regel sind die Symptome einer Demenz schleichend und zunehmend. Ursächlich denken wir da auch an eine Depression oder ein Delir.

Guten Abend: meine Frage an Sie ist, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt im Raum Zürich-Nord, um meine Alzheimer-Partnerin zuhause betreuen zu können. Ich selber bin 70ig jährig, meine Partnerin ist 83ig jährig. Die Alzheimerdiagnose haben wir vor 6 Jahren von der Memory Klinik im Waidspital Zürich erhalten. Seither betreue ich meine Partnerin zuhause. Ab und zu hilft eine Freundin, damit ich mal einige Stunden weg kann. Letztes Jahr auch 2 x ein Wochenende für mich hatte. Trotzdem spüre ich, dass die Betreuung Kraft kostet und ich froh um etwas mehr Unterstützung hätte auch ausserhalb unseres FreundInnenkreises. Von der Spitex haben wir alle 2 Wochen für 2 Std. eine Hilfe für den Haushalt. MIr wäre es sehr wichtig und liegt mir am Herzen, meine Partnerin möglichst bis zum Lebensende zuhause betreuen zu können. Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es dafür im Raum Zürich-Nord?

Ida Boos: Guten Abend Der Verein Alzheimer Zürich ist auf Entlastungsangebote spezialisiert und bietet mehrere Dienstleistungen in diesem Bereich an. Insbesondere auch Beratung und Entlastung. Ebenfalls zu prüfen sind intermediäre Angebote im Bereich Nachtaufenthalt oder Tagestätten. Für eine längere Pflegepause eignet sich ein Aufenthalt im Rahmen eines Ferienbettes. Bei Fragen zur Finanzierung der Angebote kann Pro Senectute Zürich mit ihren Beratungsangeboten weiterhelfen. Neben der Beratung bietet Pro Senectute Zürich die Dienstleistung «Pro Senectute Home» an. Diese Dienstleistung bietet eine Kombination aus Pflege, Betreuung, Haushaltsarbeiten oder gemeinsamen Aktivitäten. Diese können stundenweise oder im Rahmen einer 24-Stunden-Betreuung beansprucht werden.

Unsere demenz- und parkinsonkranke Mutter wird zuhause betreut. Sie nimmt noch eigenständig die Medikation. Allerdings nimmt sie zu viele Schlaftabletten, die zu Angststörungen führen. Sie zeigt keine Einsicht und verweigert einen Klinikaufenthalt. Kann eine externe Medikation mit entsprechendem «Entzug» auch ambulant gemacht werden? Wer kann das wie medizinisch begleiten?

Bernard Flückiger: Guten Abend. Ein ambulanter Entzug ist immer schwierig. Auf der einen Seite kann der Hausarzt versuchen, die Medikamente langsam auszuschleichen mit unterstützender Hilfe der betreuenden Personen. Sicherlich wäre eine stationäre Entwöhnung anzustreben.

Darf ich meinen Ehepartner mit Alzheimer Demenz noch mitnehmen in ein Restaurant oder sollte ich ihn von den Mitmenschen fernhalten? Er isst noch recht anständig.

Andreas Monsch: Ja, auf jeden Fall! Solange sich Ihr Eheparner im Restaurant wohl fühlt und die Gerichte geniessen kann, würde ich dies unbedingt empfehlen. Es ist vielleicht auch für Sie selbst eine willkommene Abwechsung.

Video
Demenz-Angehörige am Limit – Wann ist das Heim die Lösung?
Aus Puls vom 08.05.2023.
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Puls, 08.05.2023, 21:05 Uhr;

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