Was ausgerechnet für Eintagsfliegen als perfekte Urlaubsbegleiter spricht? Bei näherer Betrachtung schlicht alles!
Nicht nur weisen diese ausgesprochen pflegeleichten und lärmarmen Reiseinsekten mit einem Schlupfzyklus von drei bis vier Mal pro Jahr die ideale Urlaubstaktung auf. Mit je nach Unterart währenden Lebenszeiten von vier Stunden bis zu einer Woche sind sie – gern auch im halben Dutzend oder Hunderterglas mitgeführt – für kurzentschlossene Tages- oder Wochenendausflüge ebenso prädestiniert wie für längere Fernreisen oder gar halbjährige Sabbaticals.
Dass diese Wundertiere annähernd ihre gesamte Daseinszeit dem Paarungsverhalten widmen, haben wir dabei noch ebenso wenig erwähnt wie deren urlaubsaffine Eigenheit, den Akt selbst weitgehend anonymisiert zu vollziehen, indem sie einander Schwarmweise in unmittelbarer Wassernähe aufsuchen und kurzentschlossen anfliegen.
So beschrieben mag die Eintagsfliege zunächst als Wappentier eines klassischen Massentourismus erscheinen, wie er einer hastigen Rein-Raus-Logik folgend zur Sommerzeit insbesondere die Küstenstreifen unseres lieben Mittelmeeres belebt. Und wer genau darauf steht oder vielmehr fliegt – warum nicht!
Die Eintagsfliege ist unbekümmert um ihre offenbare Endlichkeit, geistlos befreit im ewigen Flow. Kann man sich lebendiger fühlen?
Wirklich gerecht wird man dem besonderen Urlaubscharme der Eintagsfliege aber erst, wenn man in Rechnung stellt, dass diese Tiere vorzugsweise an stehenden Süsswassern wie Seen oder trägen Flussarmen zueinander finden. Sich streng vegan von fermentierten Blättern sowie sonstigen Welkgeschenken der Natur ernährend, geraten so Facetten eines ebenso nachhaltigen wie göttlich trägen Urlaubens in den Blick.
Gänzlich frei von allzu weit tragenden Zukunftsplanungen oder aber den lästigen Aufarbeitungen eines ohnehin nie wieder zu ändernden Vergangenen, leben diese Wesen, müssen wir es wirklich eigens aussprechen, also erfahrungsoffen in ihren namensprägenden Tag hinein! Als beispielhafte Verkörperungen einer göttlich flirrenden Geistesgegenwärtigkeit und Momentfokussierung, die den Weisen aller Zeiten und Kulturen stets als höchste Form erschien, überhaupt auf dieser Welt zu sein.
Von der Eintagsfliege lernen heisst: Urlauben lernen!
Mehr psychologisch als philosophisch gesprochen, ist die Existenz der Eintagsfliegen, als nicht endend wollende «peak experience» vorzustellen: Unbekümmert um ihre offenbare Endlichkeit, geistlos befreit im ewigen Flow. Kann man sich lebendiger fühlen – imaginieren? Sich auch und gerade als Mensch deutlicher den Weg aus dem Fliegenglas des eigenen Grübelns, Scrollens, Schmollens weisen? Gewiss nicht! Von der Eintagsfliege lernen heisst: Urlauben lernen!
Womöglich liesse sich das Gesagte auch folgend und nur scheinbar paradox zusammenfassen: Das Leben der Eintagsfliege kennt in Wahrheit keine Urlaubssehnsüchte. Denn es will niemals etwas anderes sein, niemals etwas anderes erfahren als just diesen Moment. Und jetzt einmal Hand aufs eigene Fliegenherz: Wäre solch ein Dasein nicht das eigentlich Gute?