Zu meinen frühesten Berufswünschen gehörte, Delfin zu werden.
Ich stellte mir vor, ich lebte im Meer und würde ab und an einen Menschen in Seenot retten, vor einem Hai oder dem Ertrinken schützen und ansonsten gut gelaunt mit meinen Delfinfreunden durchs Wasser sausen und dazwischen verrückte Tricks mit meinen Flossen machen.
Da ich bisher nur mit Flipper und Co. in Berührung gekommen war, musste eine echte Bekanntschaft her. Diese Möglichkeit nahte, als ich mit meiner menschlichen Familie nach Ägypten fuhr und dort auf ein Boot stieg, das uns weit ins Rote Meer hinaus zum Schnorcheln brachte.
Würde ich mit einem Tier in die Ferien fahren, dann klar mit einem Delfin. Nur schon sein Gesicht ist eine Augenweide.
Unterwegs würde man ab und an Delfine sichten, so der Captain, diese kämen aber ganz überraschend und bestimmt nicht, wenn man sie unbedingt zu Gesicht bekommen möchte.
Also bemühte ich mich mit aller Kraft, mir keine Delfine herbeizuwünschen und blinzelte immer wieder ins Meer raus, ob ich damit schon erfolgreich war. Der Erfolg blieb aus. Ich habe keine Delfine getroffen, und zum Beruf habe ich mir das Delfin-Sein auch nicht gemacht. Stattdessen sitze ich nun auf dem Trockenen, schreibe Texte und moderiere Sendungen.
Wenn schon nicht im Beruf, dann also in den Ferien. Würde ich mit einem Tier in die Ferien fahren, dann klar mit einem Delfin. Nur schon sein Gesicht ist eine Augenweide – neben ihm aufzuwachen wohl eine Offenbarung.
Die Meeresakrobaten können zwischendurch auch einfach mal nichts denken.
Immer freundlich und leicht lächelnd gibt uns der Delfin das Gefühl, er könnte mit niemandem an seiner Seite glücklicher sein. Keine Launen, kein passiv-aggressives Schweigen. Böse Zungen behaupten, diese unerschütterliche Zufriedenheit verdanke er ausschliesslich seiner Anatomie, denn dem Delfin fehlen Mimik-Muskeln.
Ich hingegen glaube, es liegt an seiner Souveränität und der Fähigkeit, sich mit jedem noch so düsteren Schicksal versöhnen zu können. Oder können Sie sich ausflippende Delfine oder solche mit Gefühlsschwankungen vorstellen?
Eine weitere Superkraft macht den Delfin zum idealen Reisebegleiter: Die Meeresakrobaten können zwischendurch auch einfach mal nichts denken.
Delfine reisen leicht, gar gleitend.
Wofür wir Menschen uns stundenlang auf kleine Kissen drücken und meditieren, vollbringen Delfine im Schlaf. Die eine Hirnhälfte beobachtet die Lage, die andere erholt sich, im Schichtbetrieb. Das stelle ich mir nicht nur in den Ferien, sondern auch im stressigen Alltag praktisch vor.
Da Delfine hochintelligente Wesen sind und äusserst schnell lernen, würden sie vermutlich auch nicht den halben Koffer mit Büchern füllen, die sie dann eh nicht lesen. Sie reisen leicht, gar gleitend.
Und wenn es darum geht, was man von diesen beliebtesten aller Meeressäuger sonst noch lernen kann, dann ist es das Modewort der Managementwelt: Transformation. Delfine stossen circa alle zwei Stunden ihre äussersten Hautzellen ab. Durch diese konstante Regeneration reduziert sich der Strömungswiderstand.
Während wir Menschen uns mühsam durch Retreats, Coaching und kalte Duschen verändern wollen, zieht der Delfin das alte Ich kontinuierlich aus. Das heisst: Regeneration und Transformation gehört für ihn zum Alltagsgeschäft dazu. Damit geht man schon mal entspannter in die Ferien.