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2. SRG-Umfrage Aus einem Patt wird ein Nein zur Service-citoyen-Initiative

  • Das Meinungsbild fällt eindeutig aus: Aktuell würde die Service-citoyen-Initiative bachab geschickt.
  • Noch bei der ersten SRG-Umfrage diagnostizierte das Forschungsinstitut GFS Bern eine Pattsituation. Die Vorlage folgt nun dem typischen Verlauf einer Initiative: Nach anfänglicher Zustimmung setzt jetzt der Meinungsumschwung ein.
  • Am Abstimmungssonntag ist ein Nein wahrscheinlich.

Vor fünf Wochen war die Euphorie bei den Initiantinnen und Initianten noch da: Die erste SRG-Umfrage stellte eine Pattsituation fest. In der aktuellen SRG-Umfrage stieg der Nein-Anteil zur Service-citoyen-Initiative um ganze 18 Prozentpunkte auf 64 Prozent an. Im Gegensatz dazu schrumpfte der Anteil des Ja-Lagers um 16 Prozentpunkte auf 32 Prozent.

Die Service-citoyen-Initiative kurz erklärt

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Die Service-citoyen-Initiative sieht vor, dass alle Schweizer Bürgerinnen und Bürger einen Dienst zugunsten der Allgemeinheit und der Umwelt erbringen müssen. Mit dem Service Citoyen (Bürgerdienst) möchte die Initiative das Gemeinwohl stärken. Auch Frauen müssten somit neu einen Dienst leisten. Dieser Dienst soll entweder im Militär, im Zivilschutz oder in Form eines gleichwertigen Milizdienstes erbracht werden, wobei der Sollbestand von Armee und Zivilschutz garantiert sein muss. Die Initiative zielt darauf ab, die Sicherheit breiter zu denken und die Dienstpflicht stärker auf Bereiche wie Klimaschutz, Ernährungssicherheit und Betreuung auszurichten. Personen, die keinen Dienst leisten, sollen wie heute eine Abgabe entrichten. Durch die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht würden doppelt so viele Bürgerinnen und Bürger rekrutiert wie heute. Damit würden auch die Kosten für Bund, Kantone und die Wirtschaft entsprechend steigen.

Dieser Nein-Trend bestätigt sich in allen 31 von GFS Bern untersuchten Untergruppen. Deutliche Unterschiede zeigen sich lediglich bei den Parteipräferenzen. Zu Beginn des Abstimmungskampfes verliefen die Konfliktlinien noch klar zwischen dem links-grünen Lager und den Mitte-rechts-Parteien. Inzwischen unterstützen jedoch nur noch GLP-affine Befragte das Anliegen mehrheitlich.

Hier sei somit eine Zangensituation ersichtlich, erklärt Co-Leiter von GFS Bern, Lukas Golder. Von beiden Polen käme Kritik und niemand stärke dezidiert die Argumente der Initiative.

Unterschiede zeigen sich bei den Stimmabsichten von Mann und Frau: Bei den Frauen driftete die Zustimmung um 16 Prozentpunkte auf 27 Prozent ab. Die Männer befürworten die Vorlage noch mit 37 Prozent.

Zudem sind die Jungen im Vergleich mit den anderen Alterskategorien kritischer geworden: Bei den 18- bis 39-Jährigen stürzte der Ja-Anteil von 59 Prozent auf lediglich 37 Prozent ab (-22 Prozentpunkte).

Allgemein stellt GFS Bern ein Wegbrechen der Unterstützungen bei den untersuchten Untergruppen fest. Am deutlichsten äussert sich der Nein-Trend bei den Befragten aus ländlichen Regionen. Auf dem Land schrumpfte der Ja-Anteil auf 28 Prozent, was einem Rückgang von 26 Prozentpunkten entspricht.

Allerdings: Die Pro-Argumente finden in unterschiedlichem Ausmass Anklang. «Das zeigt, dass die Grundidee eines Bürgerdienstes nicht grundsätzlich abgelehnt wird», betont Golder.

Viele fürchten die Kosten der Initiative

Zwei der drei Argumente finden sogar eine Mehrheit, am meisten – mit 64 Prozent der Befragten – das Argument des Solidaritätsgedanken. Insgesamt verlieren aber alle untersuchten Pro-Argumente an Rückhalt.

Auf der Gegenseite hat das Kostenargument an Bedeutung gewonnen. 70 Prozent – das ist ein Plus von 11 Prozentpunkten – fürchten die Mehrkosten, die ein solcher Service Citoyen mit sich bringen würde. Das Kontra-Argument, wonach ein obligatorischer Bürgerdienst die Armee schwächen würde, ist laut Golder wiederum irrelevant. Es wird auch nur von einer kleinen Minderheit von 28 Prozent geteilt.

Die Service-citoyen-Initiative sei eine klassische Aussenseiterinitiative, die aufzeige, wie nicht bundesrätliche Parteien – wie die befürwortende GLP und EVP – mit anderen Mitteln Verfassungsänderungen herbeiführen könnten. Der Vorteil liegt aber bei der Gegnerschaft.

Am Anfang stand die gute Idee der Solidarität, nun zeigen sich die Schwächen.
Autor: Lukas Golder Co-Leiter GFS Bern

Das Schicksal ist besiegelt: Der übliche Verlauf einer Initiative stellt sich ein und ein Nein am Abstimmungssonntag ist wahrscheinlich, urteilt GFS Bern. Eine Stabilisierung oder leichte Erholung der Ja-Anteile wäre nur dann plausibel, wenn es dem Ja-Lager gelingt, Themen wie Gleichstellung zwischen Mann und Frau und den gesellschaftlichen Zusammenhalt besser zu platzieren.

Die Eckwerte der SRG-Umfrage

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Die Umfrage zu den Abstimmungen vom 30. November 2025 ist im Auftrag der SRG SSR vom Forschungsinstitut GFS Bern zwischen dem 5. und dem 13. November 2025 durchgeführt worden. Insgesamt wurden die Antworten von 12’939 Stimmberechtigten für die Auswertung berücksichtigt.

Der statistische Fehler beträgt ± 2.8 Prozentpunkte. Das heisst: Bei einem Ergebnis von 50 Prozent liegt der effektive Wert mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 47.2 und 52.8 Prozent. Dabei sind kleinere Abweichungen wahrscheinlicher, grössere unwahrscheinlicher.

Telefonische Befragung

Telefonisch befragt wurden 502 stimmberechtigte Personen mit Wohnsitz in der Schweiz. Die Interviews wurden per Festnetz und Handy durchgeführt. Diese Stichprobe ist sprachregional gewichtet und repräsentativ für die Schweizer Stimmberechtigten.

Online-Befragung

Online konnten bereinigte Angaben von 11'937 Personen und via Social Media von 500 Personen verwendet werden. Die Teilnehmenden wurden dazu unter anderem über die Webportale der SRG rekrutiert.

Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selber rekrutieren (sogenanntes Opt-in-Verfahren), ist die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. So nehmen zum Beispiel typischerweise mehr Männer als Frauen an politischen Umfragen teil. Diese Daten werden aber mittels Gewichtungen an die realen Verhältnisse der Stimmberechtigten angenähert. Es werden dabei räumliche (Wohnort), soziodemografische (Alter oder Geschlecht) und politische Gewichtungsfaktoren eingesetzt. Durch diese Gewichtung wird die Repräsentativität der Stichprobe optimiert. Ziel ist, auch die Stichprobengrösse in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz zu erhöhen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite von GFS Bern.

Abstimmungsdossier

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Legende: SRF

News und Hintergründe zu den eidgenössischen, kantonalen und kommunalen Abstimmungen vom 30. November 2025.

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SRF 4 News, 19.11.2025, 6 Uhr ; 

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