- Das Meinungsbild fällt eindeutig aus: Aktuell würde die Service-citoyen-Initiative bachab geschickt.
- Noch bei der ersten SRG-Umfrage diagnostizierte das Forschungsinstitut GFS Bern eine Pattsituation. Die Vorlage folgt nun dem typischen Verlauf einer Initiative: Nach anfänglicher Zustimmung setzt jetzt der Meinungsumschwung ein.
- Am Abstimmungssonntag ist ein Nein wahrscheinlich.
Vor fünf Wochen war die Euphorie bei den Initiantinnen und Initianten noch da: Die erste SRG-Umfrage stellte eine Pattsituation fest. In der aktuellen SRG-Umfrage stieg der Nein-Anteil zur Service-citoyen-Initiative um ganze 18 Prozentpunkte auf 64 Prozent an. Im Gegensatz dazu schrumpfte der Anteil des Ja-Lagers um 16 Prozentpunkte auf 32 Prozent.
Dieser Nein-Trend bestätigt sich in allen 31 von GFS Bern untersuchten Untergruppen. Deutliche Unterschiede zeigen sich lediglich bei den Parteipräferenzen. Zu Beginn des Abstimmungskampfes verliefen die Konfliktlinien noch klar zwischen dem links-grünen Lager und den Mitte-rechts-Parteien. Inzwischen unterstützen jedoch nur noch GLP-affine Befragte das Anliegen mehrheitlich.
Hier sei somit eine Zangensituation ersichtlich, erklärt Co-Leiter von GFS Bern, Lukas Golder. Von beiden Polen käme Kritik und niemand stärke dezidiert die Argumente der Initiative.
Unterschiede zeigen sich bei den Stimmabsichten von Mann und Frau: Bei den Frauen driftete die Zustimmung um 16 Prozentpunkte auf 27 Prozent ab. Die Männer befürworten die Vorlage noch mit 37 Prozent.
Zudem sind die Jungen im Vergleich mit den anderen Alterskategorien kritischer geworden: Bei den 18- bis 39-Jährigen stürzte der Ja-Anteil von 59 Prozent auf lediglich 37 Prozent ab (-22 Prozentpunkte).
Allgemein stellt GFS Bern ein Wegbrechen der Unterstützungen bei den untersuchten Untergruppen fest. Am deutlichsten äussert sich der Nein-Trend bei den Befragten aus ländlichen Regionen. Auf dem Land schrumpfte der Ja-Anteil auf 28 Prozent, was einem Rückgang von 26 Prozentpunkten entspricht.
Allerdings: Die Pro-Argumente finden in unterschiedlichem Ausmass Anklang. «Das zeigt, dass die Grundidee eines Bürgerdienstes nicht grundsätzlich abgelehnt wird», betont Golder.
Viele fürchten die Kosten der Initiative
Zwei der drei Argumente finden sogar eine Mehrheit, am meisten – mit 64 Prozent der Befragten – das Argument des Solidaritätsgedanken. Insgesamt verlieren aber alle untersuchten Pro-Argumente an Rückhalt.
Auf der Gegenseite hat das Kostenargument an Bedeutung gewonnen. 70 Prozent – das ist ein Plus von 11 Prozentpunkten – fürchten die Mehrkosten, die ein solcher Service Citoyen mit sich bringen würde. Das Kontra-Argument, wonach ein obligatorischer Bürgerdienst die Armee schwächen würde, ist laut Golder wiederum irrelevant. Es wird auch nur von einer kleinen Minderheit von 28 Prozent geteilt.
Die Service-citoyen-Initiative sei eine klassische Aussenseiterinitiative, die aufzeige, wie nicht bundesrätliche Parteien – wie die befürwortende GLP und EVP – mit anderen Mitteln Verfassungsänderungen herbeiführen könnten. Der Vorteil liegt aber bei der Gegnerschaft.
Am Anfang stand die gute Idee der Solidarität, nun zeigen sich die Schwächen.
Das Schicksal ist besiegelt: Der übliche Verlauf einer Initiative stellt sich ein und ein Nein am Abstimmungssonntag ist wahrscheinlich, urteilt GFS Bern. Eine Stabilisierung oder leichte Erholung der Ja-Anteile wäre nur dann plausibel, wenn es dem Ja-Lager gelingt, Themen wie Gleichstellung zwischen Mann und Frau und den gesellschaftlichen Zusammenhalt besser zu platzieren.