Drogenkonsum - «Frankreich von Kokain überschwemmt», warnt ein interner Bericht
Laut einem vertraulichen Bericht der Antidrogenbehörde hat Frankreich ein massives Problem mit Kokain und der damit verbundenen Drogengewalt. Der Innenminister spricht gar von einer «existenziellen Bedrohung für das Land».
In Frankreich sind Drogen laut einem vertraulichen Bericht der Antidrogenbehörde (Ofast) von Ende Juli überall zu finden. In dem Bericht, der verschiedenen Medien vorliegt, ist die Rede von einem Angebot «ohne weisse Flecken», das heisst, kein Gebiet bleibt verschont.
Bericht über die Kokainflut (mit dt. Untertiteln):
In diesem Angebot dominiert Kokain. Die Beschlagnahmungen sind in die Höhe geschnellt, die Preise gesunken, und der Konsum ist explodiert. Mehr als eine Million Französinnen und Franzosen konsumieren demnach regelmässig Kokain.
In den ersten 6 Monaten des Jahres 2025 wurden 37 Tonnen Kokain beschlagnahmt, ein Anstieg um 50 Prozent im Vergleich zur ersten Hälfte des Jahres 2024, berichtet der Sender «France Info».
Schiessereien, Hinterhalte und Auftragsmorde
Alarmierend ist auch die Gewalt: Schiessereien, Hinterhalte, Auftragsmorde. Im Jahr 2024 wurden fast 400 Angriffe im Zusammenhang mit dem Drogenhandel registriert.
Besuche in Notaufnahme wegen Kokain «mehr als verdreifacht»
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In Frankreich stellt der Kokainkonsum laut der französischen Gesundheitsbehörde eine «erhebliche Belastung» für Spitäler und Rettungsdienste dar. So hat sich die Zahl der kokainbedingten Besuche zwischen 2012 und 2023 «mehr als verdreifacht», bevor sie sich im vergangenen Jahr stabilisierte.
Im Jahr 2024 wurden 5067 Einlieferungen in die Notaufnahme im Zusammenhang mit Kokainkonsum und schlussendlich 1619 Spitalaufenthalte verzeichnet. Diese Zahlen beziehen sich auf das Festland als auch auf die französischen Überseeregionen. Dazu schreibt die Gesundheitsbehörde, die Zahlen seien in den Notaufnahmen der Regionen Französisch-Guayana, Provence-Alpes-Côte d'Azur und Okzitanien «sehr hoch».
Hauptsächlich Männer um die Dreissig
Zwischen 2012 und 2024 waren von 32'749 Notaufnahmen im Zusammenhang mit Kokainkonsum etwa drei Viertel (74 Prozent) Männer, das Durchschnittsalter betrug 32 Jahre. Das entspricht einem durchschnittlichen Konsumenten.
In diesem Zeitraum waren Besuche in der Notaufnahme im Zusammenhang mit Kokainkonsum «häufig mit der Diagnose eines anderen Substanzkonsums verbunden», «an erster Stelle Alkohol» (29 Prozent), dann Betäubungsmittel (einschliesslich Opiate [14 Prozent]), Cannabis (11 Prozent) und Benzodiazepine (7 Prozent).
Das Ganze folgt laut dem Bericht einer Marktlogik mit festgelegten Tarifen. Die Netzwerke im Hintergrund stehen in direkter Verbindung zu südamerikanischen Kartellen. Sie passen sich an, sind digitalisiert und liefern unterdessen auch nach Hause.
Laut der Antidrogenbehörde steht Frankreich einem kriminellen System gegenüber, das die Gesellschaft infiltriert und den Staat herausfordert. Der französische Innenminister Bruno Retailleau spricht gar von einer «existenziellen Bedrohung für das Land».