Der Flug aus der Türkei landete am Sonntagnachmittag in Genf. Mit an Bord: Acht Schweizer Staatsbürger, welche an der Global Sumud Flottille teilnahmen. In einer gemeinsamen Erklärung berichteten sie von «Folter und Übergriffen» während der Haft in Israel, jedoch ohne weitere Einzelheiten zu nennen, während noch weitere Mitglieder inhaftiert sind.
Die gesamte Erklärung auf Französisch
Weiter erklärten sie, sie seien «umso besorgter», solange diese noch inhaftiert seien, «aufgrund der totalen Untätigkeit der Schweiz, insbesondere des Aussendepartements unter dem pro-israelischen Einfluss von Ignazio Cassis». Zudem lobten sie die Unterstützung der Türkei, welche die Rückführung über Istanbul ermöglicht hatte.
«Die einzige Hilfe, die wir von der Schweiz erhalten haben, war die Anwesenheit des Vizekonsuls in Istanbul, der uns jeweils 40 Franken geliehen hat, die wir mit 150 Franken Gebühren bald zurückzahlen müssen», hiess es in der Erklärung weiter.
Marianne Jenni, Direktorin der Konsularischen Direktion im EDA, widerspricht dem gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTS: «Wir haben nicht das Minimum getan, sondern waren sehr aktiv. Wir haben die israelischen Behörden an die Verpflichtung erinnert, die Grundrechte der Gefangenen zu respektieren.» Zudem sei die Gruppe vorgängig gewarnt worden, dass die Reise gefährlich sei.
«Wie Tiere» behandelt
Der Tessiner Dichter und Schriftsteller Vanni Bianconi war bei der Flottille für das Schweizer Schiff «Wahoo» verantwortlich. Er berichtet gegenüber RTS von seinen Erlebnissen: So sollen sie mehrere Angriffe auf See erlitten haben, bevor sie endgültig gestoppt wurden. Dann, nach der Ankunft im israelischen Aschkelon, habe das wahre Martyrium begonnen.
«Sie fesselten meine Hände schmerzhaft auf den Rücken und ich wurde mit etwa 100 Mitgliedern der Flottille auf einen Hof gebracht. Dort liessen sie uns stundenlang in der Sonne knien, wir durften nicht einmal den Kopf heben. Der israelische Minister Ben-Gvir kam und beschimpfte uns als Terroristen. Es kam zu vielen Fällen von Gewalt», erzählt Bianconi weiter.
Der Bericht von Vanni Bianconi mit deutschen Untertiteln:
Später seien sie in das Ktzi’ot-Gefängnis verlegt worden, berichtet der Schriftsteller. Dort seien sie «wie Tiere» behandelt worden: «Wir wurden ohne Wasser in die Zellen gesperrt. Sie sagten uns, dass wir das Wasser aus der Toilette trinken sollten. Wir wurden zu jeder Zeit geweckt, mussten immer wieder die Zelle wechseln, wurden angeschrien und bedroht. Es war fast unmöglich, Medikamente zu bekommen, auch für Personen mit Asthma oder Diabetes. Und wir konnten weder telefonieren noch rechtlichen Beistand erhalten.»
«Schäbiges» Verhalten
Die Besatzung der Flottille wusste, worauf sie sich gefasst machen muss: Ein solches Szenario sei wahrscheinlich und das EDA hatte angekündigt, dass es sich nicht einmischen würde: «Wir wussten das alles, aber das bedeutet nicht, dass es akzeptabel ist. Auch wenn es eine zivile Initiative ist, ist sie durch internationales Recht geschützt», so Bianconi.
Für ihn sei es «schäbig», dass sich die Schweiz so zurückhaltend verhalte. «Selbst Italien habe Stellung bezogen. Und die italienischen Mitglieder sind in den Gefängnissen immer zusammen gruppiert gewesen, das hatte also Gewicht. Die Schweizer wurden sich selbst überlassen.»