An der Flottille, die humanitäre Güter in den Gazastreifen bringen wollte, befanden sich auch 19 Aktivistinnen und Aktivisten mit Schweizer Pass. Am Mittwochabend wurden sie von der israelischen Marine 120 Kilometer vor der Küste abgefangen.
Seither wurden die Verhafteten verhört und ins Negev- Gefängnis im Süden Israels gebracht. Laut dem Präsidenten der Schweizer Delegation geht es ihnen gut. Sie warteten nun auf ihre Ausschaffung. Einige seien in einen Hungerstreik getreten.
Israel hat angekündigt, die festgenommenen Besatzungen auszufliegen. Zum möglichen Zeitpunkt machte das Aussendepartement in Bern am Freitag vorerst keine Angaben.
Romandie eher stärker mobilisiert
Die Hilfsaktion für Gaza ist also gescheitert – und hat dennoch Menschen weltweit mobilisiert. Zwar warf die Intervention der israelischen Marine in der Schweiz nicht gleich hohe Wellen wie in Italien.
Doch auch hierzulande gingen Tausende auf die Strasse. Die grössten Solidaritätskundgebungen fanden in Lausanne und Genf statt, etwas verhaltener fielen die Proteste in Zürich und Bern aus.
Der Grund für die unterschiedliche Mobilisierung sei schwierig auszumachen, doch in der Deutschschweiz sei generell eine etwas verhaltener Israel-Kritik vor allem auch auf politischer Ebene festzustellen als in der Romandie, stellt Politologin Michelle Beyeler von der Universität Zürich fest.
Die Aktion war ein grosses Risiko. Dass alle überleben, war nicht von Anfang an klar.
Einen möglichen Grund sieht die Expertin für soziale Bewegungen auch darin, dass die meisten Schweizer Aktivistinnen und Aktivisten der Flottille aus der Westschweiz stammten.
Misserfolg oder doch ein Erfolg?
Die Schiffsflotte habe unbestritten grosse Aufmerksamkeit erreicht, so Beyeler. Die Botschaft sei angekommen, selbst wenn die Flottille nun gestoppt und alle Besatzungsmitglieder verhaftet worden seien. «Das generierte nochmals eindrückliche Bilder und Signalwirkung, welche die Proteste auf dem Land angeregt haben.»
Bis es aber überhaupt zu diesen Bildern gekommen sei, sei die Flotte ein Wagnis eingegangen, betont Beyeler: «Die Aktion war ein grosses Risiko. Dass alle überleben werden, war nicht von Anfang an klar.» Die Aktion habe sich insgesamt durch eine grosse Koordination ausgezeichnet, so die Privatdozentin.