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Globale Erwärmung Lässt sich die Klimakrise lösen? Das sagen Forschende

Die Treibhausgasemissionen und globalen Temperaturen steigen weiter. Doch es gibt Lösungen, sagen Forschende in der Schweiz, die an einer Umfrage zum Stand des Klimas teilgenommen haben.

Zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen zeigt der aktuelle Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP, dass viele Länder ihre Klimaziele verfehlen.

Selbst wenn alle globalen Zusagen zur Emissionsreduktion umgesetzt würden, würde sich die Erde um 2,3 bis 2,5 °C erwärmen – das Ziel liegt bei unter 2 °C, idealerweise bei 1,5 °C.

Wie die Klimaforschenden befragt wurden

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Im September 2025 verschickte Swissinfo, die Onlineplattform für Auslandsschweizerinnen und -schweizer, eine Umfrage mit 22 Fragen an Forschende, die sich in der Schweiz mit dem Klimawandel befassen. Die Fragen konzentrierten sich auf den Stand der Klimaforschung, die Politik und die globale Erwärmung zehn Jahre nach dem wegweisenden Pariser Klimaschutzabkommen.

Die Umfrage wurde an 108 Klimawissenschaftler verschickt, die an folgenden Institutionen tätig sind: EPFL, ETH Zürich, Universität Neuenburg, Universität Zürich, Universität Bern, Universität Basel, Universität Genf, Universität Freiburg, Universität Lausanne, Paul Scherrer Institut, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) und MeteoSchweiz.

80 Forschende haben an der Umfrage teilgenommen. Die Ergebnisse finden Sie hier.

Auch viele der 80 befragten Schweizer Klimaforschenden erwarten diese Entwicklung. Es existierten aber bereits heute Lösungen für eine emissionsarme Gesellschaft.

Technologie und Gerichte als Hoffnungsträger

Trotz pessimistischen CO₂-Prognosen zeigen sich die Forschenden optimistisch bezüglich technologischer Fortschritte, wirtschaftlicher Anreize und Klimabewegungen. «Wir können heute auf fossile Energien verzichten – sowohl beim Heizen als auch im Verkehr», sagt Martine Rebetez, Professorin für angewandte Klimatologie an der Universität Neuchâtel und am WSL.

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Auch Gerichtsurteile könnten den Klimaschutz stärken: Der Internationale Gerichtshof erklärte 2025, dass Staaten rechtlich verpflichtet sind, gegen den Klimawandel vorzugehen. Bereits 2024 hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Schweiz wegen unzureichender Klimapolitik verurteilt.

Verhalten und naturbasierte Lösungen

Forschende sehen tiefgreifende Verhaltensänderungen – etwa weniger Fleischkonsum oder Verzicht auf fossile Verkehrsmittel – als zentral an, kombiniert mit politischen und wirtschaftlichen Reformen. Laut dem Weltklimarat IPCC könnten so die Emissionen bis 2050 um bis zu 70 Prozent sinken.

Naturbasierte Ansätze wie der Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen helfen ebenfalls – «allerdings nur, wenn fossile Energien aufgegeben und erneuerbare massiv ausgebaut werden», so Yann Yasser Haddad (ETH Zürich).

Erneuerbare Energien beschleunigen

Viele Befragte betonen die Bedeutung des Ausbaus erneuerbarer Energien. «Solar- und Windenergie sind heute deutlich günstiger und zugänglicher als vor zehn Jahren», sagt Andrea Farnham, die an der Universität Zürich zur Klimapolitik im globalen Süden forscht.

Martine Rebetez sieht weniger technische oder finanzielle Hürden, sondern politische Interessen: «Das Problem ist die Öllobby.» Eine Recherche der Zeitung «The Guardian» zeigte 2024, dass die Ölindustrie in Europa und in den USA seit über 50 Jahren gegen staatliche Unterstützung für saubere Technologien kämpft.

Kernenergie wird kaum als Lösung gesehen – wegen Umwelt- und Sicherheitsrisiken. Noch weniger Vertrauen besteht in sogenannten Geoengineering-Massnahmen, bei denen das Klima gezielt beeinflusst werden soll.

CO₂-Steuern

«Wenn wir die Emissionen nicht um 90 Prozent senken, wird uns keine Technologie retten», sagt Jens Terhaar, Klimaforscher an der Uni Bern.

Die wirksamsten politischen Instrumente zur Emissionsreduktion in der Schweiz sind laut Umfrage CO₂-Steuern und Verbote fossiler Energien.

«Globale Zusagen sind entweder zu wenig ambitioniert oder werden nicht eingehalten. CO₂-Steuern lassen sich relativ einfach umsetzen und können Menschen und Unternehmen zum Handeln bewegen», sagt Farnham.

Die Schweiz führte bereits 2008 eine CO₂-Abgabe ein – eine der ersten weltweit. Sie gilt für fossile Brennstoffe und hat die Emissionen im Gebäudebereich zwischen 1990 und 2022 um 44 Prozent gesenkt.

SRF Wissenschaftsmagazin, 8.11.2025, 12:40 Uhr;liea

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