Zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen zeigt der aktuelle Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP, dass viele Länder ihre Klimaziele verfehlen.
Selbst wenn alle globalen Zusagen zur Emissionsreduktion umgesetzt würden, würde sich die Erde um 2,3 bis 2,5 °C erwärmen – das Ziel liegt bei unter 2 °C, idealerweise bei 1,5 °C.
Auch viele der 80 befragten Schweizer Klimaforschenden erwarten diese Entwicklung. Es existierten aber bereits heute Lösungen für eine emissionsarme Gesellschaft.
Technologie und Gerichte als Hoffnungsträger
Trotz pessimistischen CO₂-Prognosen zeigen sich die Forschenden optimistisch bezüglich technologischer Fortschritte, wirtschaftlicher Anreize und Klimabewegungen. «Wir können heute auf fossile Energien verzichten – sowohl beim Heizen als auch im Verkehr», sagt Martine Rebetez, Professorin für angewandte Klimatologie an der Universität Neuchâtel und am WSL.
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Auch Gerichtsurteile könnten den Klimaschutz stärken: Der Internationale Gerichtshof erklärte 2025, dass Staaten rechtlich verpflichtet sind, gegen den Klimawandel vorzugehen. Bereits 2024 hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Schweiz wegen unzureichender Klimapolitik verurteilt.
Verhalten und naturbasierte Lösungen
Forschende sehen tiefgreifende Verhaltensänderungen – etwa weniger Fleischkonsum oder Verzicht auf fossile Verkehrsmittel – als zentral an, kombiniert mit politischen und wirtschaftlichen Reformen. Laut dem Weltklimarat IPCC könnten so die Emissionen bis 2050 um bis zu 70 Prozent sinken.
Naturbasierte Ansätze wie der Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen helfen ebenfalls – «allerdings nur, wenn fossile Energien aufgegeben und erneuerbare massiv ausgebaut werden», so Yann Yasser Haddad (ETH Zürich).
Erneuerbare Energien beschleunigen
Viele Befragte betonen die Bedeutung des Ausbaus erneuerbarer Energien. «Solar- und Windenergie sind heute deutlich günstiger und zugänglicher als vor zehn Jahren», sagt Andrea Farnham, die an der Universität Zürich zur Klimapolitik im globalen Süden forscht.
Martine Rebetez sieht weniger technische oder finanzielle Hürden, sondern politische Interessen: «Das Problem ist die Öllobby.» Eine Recherche der Zeitung «The Guardian» zeigte 2024, dass die Ölindustrie in Europa und in den USA seit über 50 Jahren gegen staatliche Unterstützung für saubere Technologien kämpft.
Kernenergie wird kaum als Lösung gesehen – wegen Umwelt- und Sicherheitsrisiken. Noch weniger Vertrauen besteht in sogenannten Geoengineering-Massnahmen, bei denen das Klima gezielt beeinflusst werden soll.
CO₂-Steuern
«Wenn wir die Emissionen nicht um 90 Prozent senken, wird uns keine Technologie retten», sagt Jens Terhaar, Klimaforscher an der Uni Bern.
Die wirksamsten politischen Instrumente zur Emissionsreduktion in der Schweiz sind laut Umfrage CO₂-Steuern und Verbote fossiler Energien.
«Globale Zusagen sind entweder zu wenig ambitioniert oder werden nicht eingehalten. CO₂-Steuern lassen sich relativ einfach umsetzen und können Menschen und Unternehmen zum Handeln bewegen», sagt Farnham.
Die Schweiz führte bereits 2008 eine CO₂-Abgabe ein – eine der ersten weltweit. Sie gilt für fossile Brennstoffe und hat die Emissionen im Gebäudebereich zwischen 1990 und 2022 um 44 Prozent gesenkt.