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Immer höhere Klimaschäden Bleibt die Schweiz trotz Klimawandel versicherbar?

Mehr Hitzetage und Trockenheit im Sommer, weniger Schnee im Winter, mehr Überflutungen und Murgänge – die Auswirkungen des Klimawandels in der Schweiz werden immer heftiger und teurer. Das zeigen die neuen Klimaszenarien des Bundes. Der Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbands Stefan Mäder erklärt, wie die Versicherungen mit dem Klimawandel umgehen.

Stefan Mäder

Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbands

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Stefan Mäder ist Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbands. Zuvor war er seit 2013 Mitglied des Verwaltungsrats der Mobiliar. Von 1996 bis 2010 war Stefan Mäder bei der Zurich engagiert, anschliessend bis 2017 bei der SIX Group.

SRF News: Um bis zu 4.9 Grad Celsius könnte die Durchschnittstemperatur in der Schweiz steigen bis Ende Jahrhundert. Aktuell sind wir bei Plus 2.9 Grad. Macht Ihnen das Sorgen?

Stefan Mäder: Ja. Das beschäftigt uns sehr. Ich glaube, wir als Versicherungen sind auch davon direkt betroffen.

Häufigere Starkniederschläge, extreme Hitze, die die Böden austrocknet, und so weiter – das alles führt zu grossen Schäden. Für die Versicherung ein zusätzliches Geschäft?

Nun, klar, wir können die Schäden versichern. Aber wenn Sie über die letzten zehn Jahre schauen, ist zum Beispiel der Schaden, der in Blatten entstanden ist, nicht der grösste. Das Hochwasser von 2005 oder die Hagelschäden im Tessin 2023 waren deutlich grösser. Über die letzten 20 Jahre haben sich die Schäden eigentlich nicht erhöht.

Heute haben wir Modelle, die uns zeigen, was wo passiert, wenn es so und so viel regnet.

Global sieht das aber anders aus. Die klimabedingten Schäden nehmen stetig zu. Sind Sie sicher, dass die Schäden in der Schweiz langfristig versicherbar bleiben?

Ja, ich glaube, das kann man durchaus sagen, die sind versicherbar. Das hängt natürlich davon ab, wie viel Prävention Kantone, Bund, Gemeinden und Versicherer machen. Das Hochwasser von 2005 ist ein sehr gutes Beispiel. Da hat man mit vielen Massnahmen reagiert. Heute haben wir Modelle, die uns zeigen, was wo passiert, wenn es so und so viel regnet.

Trotzdem gibt es auch in der Schweiz nach wie vor eine Versicherungslücke. Laut der Swiss Re sind durchschnittlich 26 Prozent der Schäden von Naturkatastrophen nicht versichert. Und das ist ein Durchschnittswert. Es gibt Jahre mit über 70 Prozent ungedeckten Schäden. Da kann man ja nicht einfach zurücklehnen?

Nun, wenn wir das Beispiel Blatten nehmen. Dort sind über 90 Prozent der Schäden gedeckt. In den Zahlen der Swiss Re sind natürlich auch öffentliche Strassen, Kanalisation, Versorgung und so weiter drin. Das ist tatsächlich nicht versichert. Oder der Boden, der ist auch nicht versichert. Das ist in Blatten das Problem: Dort, wo jetzt der Schuttkegel liegt, ist der Boden darunter nicht versichert. Das werden wir diskutieren müssen, aber es gibt Lösungsmöglichkeiten.

An manchen Orten werden sie natürlich auch keine Versicherung mehr anbieten können.

Gerade bei Blatten sind noch viele Fragen offen. Die neue Gefahrenkarte zeigt zwar, wo künftig noch neu gebaut werden darf und wo nicht. Aber wer zahlt für Reparaturen an noch bestehenden Bauten in der roten Zone?

Ja, das sind wichtige Fragen. Bis anhin hat man das eigentlich immer sehr kulant lösen können, weil in diesen roten Zonen meistens relativ wenige Gebäude stehen, mit einem kleineren Gebäudewert.

In der Schweiz, mit dem Zusammenspiel von obligatorischen kantonalen Gebäudeversicherungen und privaten Versicherungen, werden Schäden durch den Klimawandel versicherbar bleiben. Im Ausland sieht es anders aus. Und genau dort machen die grossen Schweizer Versicherungen ja einen grossen Teil ihres Geschäfts.

Das ist korrekt. Ich denke, das werden die Versicherungen in ihren Prämien berücksichtigen. An manchen Orten werden sie natürlich auch keine Versicherung mehr anbieten können. Es braucht mehr Koordination zwischen den Staaten und den Versicherern. In der Schweiz funktioniert das bisher gut.

Das Gespräch führte Klaus Ammann.

Samstagsrundschau, 8.11.2025, 11:30 Uhr ; 

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