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Innovation in der Romandie Wenn Schulkinder im Lastwagen-Anhänger schwimmen lernen

In Villeneuve im Kanton Waadt lernen über 200 Waadtländer Schülerinnen und Schüler an einem ungewöhnlichen Ort schwimmen: in einem Lastwagen mit einem mobilen Schwimmbecken – für die Gemeinden eine willkommene Lösung, angesichts des Platzmangels in den öffentlichen Schwimmbädern.

Auf dem Parkplatz der Schule von Villeneuve (VD) zieht ein ungewöhnlicher Anhänger die Blicke auf sich. Darin befindet sich ein mobiles Schwimmbad, acht Meter lang und auf 30 Grad beheizt.

So funktioniert das mobile Schwimmbecken (mit dt. Untertiteln):

Sein Erfinder, Jean-François Buisson, erläutert gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) sein Ziel: «Seit langem möchte ich es Kindern ermöglichen, dass sie wissen, wie sie ihr Leben retten. Das Problem ist, dass es nicht überall Schwimmbäder gibt.»

In der Umgebung von Villeneuve Haut-Lac entspricht diese Feststellung durchaus der Wahrheit. Seit mehreren Jahren können hier viele Schülerinnen und Schüler der Primar- und der Sekundarschule keinen Schwimmunterricht mehr besuchen, weil für sie in den öffentlichen Schwimmbädern keine Zeitfenster zur Verfügung stehen. Nun werden über 200 Kinder in diesem mobilen Becken schwimmen lernen.

Ein verstellbarer Boden

Im Inneren des Lastwagen-Anhängers bereitet sich die Schwimmlehrerin Valérie Passera darauf vor, die Kinder zu empfangen: «Es ist relativ klein, zwei mal acht Meter. Wir können nur sechs Schüler gleichzeitig nehmen. Der Vorteil ist, dass wir gut arbeiten können, aber wir müssen pro Klasse zu zweit sein: die Lehrerin mit den Schülern und wir im Lastwagen.»

Die Idee ist, dass die Anlage überall sein kann, damit die Kinder jeden Tag kommen können.
Autor: Jean-François Buisson Erfinder des mobilen Schwimmbads

Der Prototyp für das mobile Schwimmbecken wurde vor acht Jahren in der Schweiz entwickelt. Zunächst wurde er in Frankreich eingesetzt, später auch am Ufer des Genfersees. Seine Besonderheit: ein verstellbarer Boden, der sich nach oben oder unten bewegen kann, ideal damit die Kinder Vertrauen bekommen.

«Die Idee ist, dass die Anlage überall sein kann, idealerweise auf dem Pausenplatz, damit die Kinder jeden Tag kommen können. Je häufiger sie in kurzen Abständen Stunden haben, desto schneller lernen sie schwimmen», betont Jean-François Buisson.

Eine Zukunftslösung

Ein neuer Lastwagen kostet rund 700'000 Franken. Das ist eine beträchtliche Summe. Man müsse eben die Last aufteilen, findet Jean-Marc Chavannes, Gemeinderat in Roche (VD): «Wir müssen uns mit anderen Gemeinden zusammentun, vielleicht solchen, die höher gelegen sind und kein Schwimmbad haben.» Dann könnte der Lastwagen zwei Monate hier und zwei Monate dort sein, und die Kosten liessen sich aufteilen.

Langfristig könnte diese Innovation einen Ausweg darstellen für alle Gemeinden, in denen das Angebot an Infrastruktur nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten kann.

RTS, 19h30, 9.9.2025, 19:30 Uhr; noes

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