Mitte Oktober wurden liturgische Gegenstände aus Gold oder Silber in einer kleinen Kirche in Cousolre gestohlen, einer Ortschaft mit 2000 Einwohnern im Norden Frankreichs. Ähnliche Diebstähle wurden auch in einem Dutzend anderer kirchlicher Gebäude der Region begangen. Rund dreissig Kirchen im Südwesten waren seit Mai ebenfalls Ziel von Diebstählen, Vandalismus und Entweihungen.
Nach Angaben der französischen Sicherheitsbehörden nahmen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres die Diebstähle in französischen Kirchen um 56 Prozent zu, im Vergleich zur selben Periode des Vorjahrs.
Die Einordnung der Religionsexpertin von RTS (dt. Untertitel)
Vor einem französischen Gericht mussten sich diese Woche drei arbeitslose Jugendliche verantworten. Sie sollen nicht weniger als 42 Diebstähle dieser Art begangen haben. Sie rechtfertigten ihre Taten vor allem mit einem unmittelbaren Geldbedarf und nicht etwa mit dem Willen, das Christentum oder die katholische Kirche anzugreifen. Für sie bedeutete das Stehlen in Kirchen, niemandem etwas zu stehlen. Kein Hass war im Spiel.
Offensichtlich hatten die Angeklagten kaum Kenntnisse über den christlichen Glauben und über das, was beispielsweise ein Tabernakel darstellen könnte, der kleine Schrank, in dem sich unter anderem die geweihten Hostien befinden.
Auch die Schweiz ist betroffen
Die Schweiz bleibt von diesem Phänomen nicht verschont. Im Sommer war die Kirche von Courfaivre im Kanton Jura Ziel von zwei Diebstählen. Ein Opferstock, in den Geld für den Kauf von Kerzen eingeworfen worden war, wurde gestohlen. In einem zweiten Fall waren Ziborien, diese kleinen Behälter für Hostien, verschwunden.
Auch in anderen Kirchen der Region wurden Opferstöcke gestohlen, in denen sich jeweils gemäss Schätzungen rund fünfzig Franken befanden. Viel höher waren die Reparaturkosten.
In Frankreich lösten die Diebstähle empörte Reaktionen aus. Manche sprachen von Entweihung, von einem Angriff auf die Kultur und die Glaubensvermittlung. Einige Kirchen installierten Überwachungskameras, andere schlossen gleich ganz ihre Tore.