Die Gesundheit beschäftigt die Menschen in der Schweiz mehr als alles andere. Befragt danach, was für sie unter dem Begriff «Reichtum» von Bedeutung sei, antworten 99 Prozent mit «gute Gesundheit». Im Vergleich dazu bezeichneten «nur» 78 Prozent Geld als wichtig.
Das geht aus der grossen SRG-Meinungsumfrage «Wie geht’s, Schweiz?» hervor, die dieses Jahr zum dritten Mal durchgeführt wurde und an der 55'000 Personen teilgenommen haben (siehe Box). Die Umfrage zeigt auch: Der «Preis» für diese gute Gesundheit ist hoch. In allen drei Umfragewellen, die zwischen 2023 und 2025 stattfanden, sind die Krankenkassenprämien das Thema, das am meisten Sorge bereitet.
Morgen wird diese Sorge neue Nahrung erhalten. Das alljährliche Ritual steht bevor, an dem das Bundesamt für Gesundheit verkünden wird, dass die Gesundheitskosten erneut stark gestiegen sind und deswegen im kommenden Jahr die Prämien für die Krankenkassen zum wiederholten Mal erhöht werden müssen.
Klares Bekenntnis zur Solidarität
Einer der Hauptgründe für dieses Kostenwachstum ist die Tatsache, dass immer mehr medizinische Leistungen beansprucht werden. Dessen ist sich die Schweizer Bevölkerung gemäss der Umfrage voll bewusst. 78 Prozent stimmen sehr oder eher der Aussage zu, dass man früher bei körperlichen Beschwerden oft auf Hausmittel zurückgriff, während heutzutage wegen jeder Kleinigkeit ein Arztbesuch erfolgt.
Aber so gross das Missfallen über die inflationären Ansprüche an unser Gesundheitssystem ist, so klar kommt auch der Wille zum Ausdruck, am heutigen solidarischen System festzuhalten, in dem das individuelle Risiko der Erkrankung kollektiv getragen wird. Nur 34 Prozent der Befragten sind voll oder eher damit einverstanden, wegen der häufigen Arztbesuche vieler Menschen das Prinzip der solidarischen Haftung abzuschaffen.
Und das Bemühen ist gross, das kollektive Gesundheitssystem nicht über Gebühr zu beanspruchen. Das zeigt sich bei folgender Aussage zum Thema Arbeit: «Meine Gesundheit geht vor, ich melde mich auch krank, wenn ich mich unwohl oder leicht verschnupft fühle.» Nur 14 Prozent der Befragten zeigten sich voll oder eher damit einverstanden. Und zwei Drittel gaben an, dass Krankmeldungen bei ihnen selten seien, da sie ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen nicht zusätzlich belasten möchten.
Nicht bei allen Alters- und Sprachgruppen ist die Arbeitsmoral allerdings gleich hoch. Bei den 16- bis 39-Jährigen geht für eine von fünf befragten Personen die Gesundheit vor und sie meldet sich auch dann krank, wenn sie sich unwohl fühlt. Bei den 40- bis 64-Jährigen tut das nur eine von zehn befragten Personen.
Diskutieren Sie mit:
Und in der italienischsprachigen Schweiz finden 23 Prozent der Befragten Krankmeldungen bei leichtem Unwohlsein o.k., in der Deutschschweiz 15 Prozent und in der französischsprachigen Schweiz sogar nur 8 Prozent.