Um die steigenden Gesundheitskosten zu bremsen, gehen das Kantonsspital Baselland (KSBL) und die Krankenkasse Assura einen neuen Weg: Sie locken die Baselbieter Patientinnen und Patienten mit einem Prämien-Rabatt exklusiv ins KSBL. Das neue Versicherungsmodell ist ein erweitertes Hausarztmodell und heisst «Hausspital».
Konkret: Wer sich zu Spitalaufenthalten ausschliesslich im kantonseigenen Spital verpflichtet, zahlt tiefere Krankenkassenprämien. Ausnahmen gibt es für Disziplinen, die das KSBL nicht anbietet, und frei ist man auch auch im Notfall sowie für Geburten.
Die Prämien werden Ende September kommuniziert.
Wie viel die Patientinnen und Patienten im Kanton Baselland mit dem Modell «Hausspital» sparen können, ist unklar. «Die Prämien werden Ende September kommuniziert» durch den Bund, sagt Ruedi Bodenmann, Chef der Krankenkasse Assura. Vorher dürfe er dazu nichts sagen.
Hintergrund sind neben steigenden Gesundheitskosten die Nähe der beiden Basel: Viele Patientinnen und Patienten aus dem Landkanton entscheiden sich bei einem Spitalaufenthalt für das Universitätsspital Basel (USB), das aber teurer ist als das KSBL.
1.6 Millionen Sparpotenzial mit «Hausspital»
Das KSBL hofft, dass es mit dem «Hausspital»-Modell zehn Prozent der Baselbieter Patientinnen und Patienten zurückholen kann, die sich heute in Basel-Stadt behandeln lassen. Sparen will es mit mehr Effizienz und Skaleneffekten dank mehr Kundschaft.
Gesundheitsökonom Stefan Felder sieht mit dem neuen Modell durchaus Sparpotential. «Zurzeit lassen sich jährlich etwa 1600 Assura-Versicherte aus Baselland in Basel-Stadt behandeln», rechnet Felder vor. «Sie kosten im Durchschnitt 1000 Franken mehr. Das Sparpotential liegt also bei 1.6 Millionen Franken.»
Profitieren würden viele, sagt Felder: der Versicherer, weil er weniger bezahlen müsse für Behandlungen, das KSBL, weil es mehr Patienten bekäme. Und die Patientinnen und Patienten bekämen tiefere Prämien.
Neue Modelle im Trend
Das Modell «Hausspital» liege im Trend, sagt Felder, nämlich jenem, «integrierte Versorgung zu organisieren.»
Ein Beispiel ist der Berner Jura, wo es seit 2024 das «Réseau de l'arc» gibt. Die Versicherung Visana bietet zusammen mit dem Spital Berner Jura und dem Kanton Bern ein Versicherungsmodell an, das unnötige Behandlungen vermeiden und tieferen Kosten bringen soll. Und im Kanton Waadt arbeitet die Krankenkasse CSS mit dem Ensemble Hospitalier de la Côte zusammen.
Das KSBL und Assura seien die ersten im Raum Basel mit einem neuen integrierten Modell, und «das ist ein grosser Gesundheitsraum», sagt Felder. Das Modell könne schon funktionieren.
«Wir haben nun einen Stein ins Rollen gebracht für ein neuartiges Modell», sagt KSBL-Verwaltungsratspräsidentin Barbara Staehelin. «Wenn weitere Krankenkassen einstiegen wollen, finden wird das gut.» Laut Assura-Chef Bodenmann böte es sich zum Beispiel auch in der Waadt an, und er habe schon von Interesse aus der Ostschweiz erfahren.
Staehelin erinnert an die Einführung des Hausarztmodells in den frühen 1990er-Jahren: Damals habe es Bedenken gegeben, doch heute sei das System weit verbreitet, so Staehelin – trotz der Einschränkung der Wahlfreiheit.
Kritik äussern hingegen Baselbieter Ärzte-Organisationen: Hausärztinnen sähen ihre Rolle als unabhängige Beratende und Zuweisende fundamental bedroht, wenn das KSBL die Koordination der Leistungen übernehme.