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Popkulturelles Phänomen «One Piece»-Flaggen an Demos – woher stammt das Phänomen?

Eine Manga-Flagge hat Einzug in die Demonstrationskultur gehalten. Was hat es damit auf sich?

Ein fiktiver Pirat nimmt an politischen Protesten in der echten Welt teil. Die «Jolly Roger», also die Piratenflagge aus dem Manga «One Piece» von Eiichiro Oda wird aktuell immer wieder gesichtet. So an Demonstrationen im asiatischen Raum, in Frankreich, den Niederlanden und auch auf der Flotte, die Hilfsgüter nach Gaza liefern möchte.

Die Flagge stammt also aus einem Manga (das später zum Anime wurde), das die Abenteuer des Piraten Monkey D. Ruffy und seiner Mannschaft erzählt. Dort immer gut erkennbar: eine Flagge mit lächelndem Totenkopf und Strohhut sowie zwei gekreuzten Knochen. Wie ist dieses Motiv von einem Manga in das echte Leben gekommen?

Das ganze Interview mit Emma Besseghini mit deutschen Untertitel:

Gegenüber dem Radio und Fernsehen der italienischen Schweiz RSI erklärt die freiberufliche italienische Journalistin Emma Besseghini: «Die Flagge symbolisiert Werte wie Freiheit, Freundschaft und Widerstand gegen Unterdrückung. In ‹One Piece› sind die Piraten ein Symbol der Rebellion gegen die Weltregierung, die ein korruptes und tyrannisches Organ gegenüber der Bevölkerung ist. Deshalb haben viele junge Leute kürzlich die Flagge verwendet, um ihrer Unzufriedenheit mit ihren Regierungen Ausdruck zu verleihen.»

Bei Protesten werden immer wieder solche popkulturelle Symbole verwendet. Ikonisch ist etwa die Maske von Guy Fawkes aus dem Film «V für Vendetta», die bei «Occupy Wall Street» oder dem arabischen Frühling verwendet wurden und bis heute als Logo des Hackerkollektivs Anonymous gelten.

Guy Fawkes-Maske vor dem Weissen Haus hinter Zaun.
Legende: Eine Guy-Fawkes-Maske, die 2012 am Weissen Haus befestigt wurde. KEYSTONE / AP / CAROLYN KASTER

Doch wie konnte sich gerade diese Flagge aktuell zu einem popkulturellen Demonstrationsphänomen mausern? Besseghini vermutet, dass Social Media ausschlaggebend war: «Die jüngsten Proteste in Nepal beispielsweise wurden online ausführlich dokumentiert und hatten eine starke mediale Wirkung. Ich glaube, das könnte Demonstranten in anderen Teilen der Welt inspiriert haben.»

Einen Bezug zur reellen Piraterie sieht die freie Journalistin hingegen nicht zwingend als gegeben. Vielmehr sei die Idee hinter der Flagge als Protestsymbol, eine als unrechtmässig oder unterdrückerisch betrachtete Ordnung zu stürzen: «Die Piraterie, die seit jeher mit illegalen Aktivitäten verbunden wird, wird im Fall der Proteste als eine Forderung gegenüber einer Ordnung betrachtet, die nicht mehr in der Lage ist, die Rechte und Interessen der Bürger zu schützen.»

RSI Info, 17.9.2025, 17 Uhr; wilh

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