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Stimmen aus der Community «Das Fass ist übergelaufen» – Community begrüsst Anti-AfD-Demos

Rund drei Viertel der «dialog»-Userinnen und -Usern glauben, dass die Proteste gegen die AfD etwas bewirken – und ein wichtiges Zeichen gegen antidemokratische Strömungen sind.

Mehrere Zehntausend Menschen in Deutschland haben sich in grossen Städten und kleineren Orten an Demonstrationen gegen die AfD beteiligt. Weitere Proteste und Kundgebungen sind für die nächsten Tage geplant. Doch werden diese etwas bewirken?

Auslöser der Proteste

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Auslöser für die Proteste waren Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter am 25. November, an dem einige AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion in Potsdam teilgenommen hatten.

Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte bei dem Treffen nach eigenen Angaben über «Remigration» gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine grosse Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang. Laut Correctiv nannte Sellner drei Zielgruppen: Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht – und «nicht assimilierte Staatsbürger.»

Ja, sagen knapp drei Viertel der Userinnen und User auf der SRG-Plattform «dialog». «Ich will nicht ein Nachbarland haben, das von einer Partei regiert wird, welche die Demokratie ablehnt und den Klimawandel leugnet und offen zu rechtsextremen Denkweisen steht und diese auch vertritt», schreibt die Userin mit dem Pseudonym «Chroniqueur Exalté». «Mir macht das wirklich Angst.»

Auf «dialog» können Userinnen und User in den vier Landessprachen der Schweiz und in Englisch miteinander debattieren. Die Kommentare werden mithilfe von KI in alle Landessprachen und Englisch übersetzt und anschliessend von Redaktorinnen und Redaktoren gegengelesen.

Auch Userin «Nini Patalo» schreibt, es laufe ihr «kalt den Rücken runter», wenn sie beobachte, was in den letzten Jahren in Deutschland und anderen europäischen Ländern passiert sei: «Jedes rassistische, antisemitische oder gegen irgendjemand gerichtetes Wort ist zu viel und verstösst gegen alle menschlichen und christlichen Werte, an denen ich hänge.» So begrüsst auch User Hans-Jörg Wüthrich «die sich aufbauende Gegenwehr»: «Das Fass ist übergelaufen.»

Diese «Gegenwehr» wird also vom Grossteil der «dialog»-Community unterstützt. Einzelne Debattierende mahnen jedoch, dass es Gründe für die Popularität der AfD gebe und dass daran etwas geändert werden müsse: «Die AfD gibt einfache, schnelle, aber inakzeptable Antworten auf Probleme. Die regierenden Parteien sind nicht in der Lage, eine Antwort zu geben, die den Erwartungen eines grossen Teils der Bevölkerung entspricht», schreibt Userin «Lectrice Eclairée». «Es ist also höchste Zeit, sich an einen Tisch zu setzen und den Mut zu haben, massiv und nachhaltig in die Integration und Ausbildung ALLER zu investieren, die keinen fairen Zugang zum Arbeitsmarkt haben (Ausländer, Alleinerziehende, Kranke oder Menschen mit Behinderungen...).»

Dass die Politik noch keine nachhaltigen Antworten auf rechtsextreme Strömungen gefunden habe, ist auch der Grund, weshalb rund ein Viertel der «dialog»-Community an der Wirksamkeit der Proteste zweifelt. «Gegen die AfD zu demonstrieren, wird ihre Anhängerschaft nicht verkleinern», schreibt «Débatteur Rigoureux». «Die Bekämpfung der endemischen Arbeitslosigkeit in den ostdeutschen Bundesländern sowie eine ehrgeizige und intelligente Migrations- und Integrationspolitik können der extremen Rechten jedoch den Wind aus den Segeln nehmen.»

Ebenso skeptisch zeigt sich User «Jonas Empathique». Er wünsche sich zwar, dass die Proteste etwas bewirken. «Was aber jedoch wichtiger ist, sind die Ergebnisse bei den Wahlen, und dort zeigt sich leider ein anderes Bild. Ganz abgesehen davon, haben auch schon einige Parteien so manche Forderungen und Aussprachen der AfD 1:1 übernommen.»

SRF 4 News, 27.01.2024

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