Die Ketten rollen über das Gelände, zwei Scheinwerfer leuchten, eine Turmkamera dient dem Bediener als Auge. Die anpassbare Struktur ermöglicht das Montieren von Maschinengewehren oder Granatwerfern sowie den Transport von bis zu 300 Kilogramm Material für die Frontlinie.
Es handelt sich um ein unbemanntes Bodenfahrzeug. Es ist eines der Robotermodelle, die sich in der Ukraine an der Seite von Soldaten im Kampfeinsatz befinden.
Innovationen in Kriegszeiten
Maksym Vasyltschenko, Geschäftsführer der Kiewer Firma Tencore, erklärt gegenüber dem italienischsprachigen Radio und Fernsehen der Schweiz (RSI): «Krieg ist dynamisch, er verändert sich dauernd. Deshalb kommt alles zum Einsatz.» Er leitet ein Unternehmen, das sich nach der russischen Invasion auf die Entwicklung von Robotern und automatisierten Systemen spezialisiert hat.
Die Roboter übernähmen Aufgaben an der Front, etwa logistische Transporte zu schwer zugänglichen Orten innerhalb der Reichweite russischer Drohnen, ohne dass dadurch Menschen in Gefahr kämen.
Schonung von Menschenleben
Oleksii, ein Mitarbeiter von Tencore, ergänzt: «Wir haben ein Modell, das bis zu einer Tonne Last pro Tag transportieren kann. Wenn man einen Monat betrachtet, wären das 30 Tonnen. Um 30 Tonnen zu transportieren, müssten wir etwa 30 bis 40 Soldaten einsetzen, die dabei ihr Leben riskieren.»
Laut Hlib Kanewskyi, Direktor für Beschaffung im ukrainischen Verteidigungsministerium, arbeiten über 200 ukrainische Unternehmen an der Entwicklung solcher Robotermodelle. Das Ziel sei, dass bis Ende dieses Jahres 15'000 Roboter im Einsatz sind.
Auch im Kampf erprobt
Im vergangenen Dezember griff die Ukraine erstmals ausschliesslich mit Robotern russische Stellungen an, ganz ohne Einsatz von Soldaten. Dutzende unbemannter Bodenfahrzeuge schossen im Norden von Charkiw mit Maschinengewehren auf russische Truppen.
Eine weitere Besonderheit ist, dass die Roboter in der Ukraine entwickelt und fast vollständig mit ukrainischen Materialien und Technologien produziert werden. Die Modelle von Tencore auf dem Testgelände in Kiew bestehen zu 95 Prozent aus ukrainischen Komponenten, das Ziel wäre sogar 100 Prozent. Geschäftsführer Vasyltschenko betont die enge Zusammenarbeit unter den ukrainischen Unternehmen und auch mit den Armee-Einheiten, die die Roboter nutzen.
Mitte September organisierte der ukrainische Verteidigungsverbund Brave1, in Lwiw die «Defense Tech Valley» mit über 300 Investoren aus Europa und Nordamerika. Dabei demonstrierten Roboter und Drohnen aller Art die Innovationskraft, auf die Kiew setzt, um sich einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. «Wir haben bereits das nächste Modell, denn der Krieg verändert sich ständig», verkündet Vasyltschenko.