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Bericht von «Die Zeit» Haben soziale Medien ihren Zenit überschritten?

Haben soziale Medien ihren Zenit überschritten? Diese Frage hat die deutsche Zeitung «Die Zeit» aufgeworfen. Denn: Die Dauer, die Menschen in Deutschland auf Social Media verbringen, würde stagnieren – bei den jüngeren Userinnen und Usern sogar zurückgehen, wie SRF-Digitalredaktor Jürg Tschirren weiss.

Jürg Tschirren

Digitalredaktor

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Jürg Tschirren hat Zeitgeschichte und Journalismus studiert. Er arbeitet seit 2007 für SRF und berichtet über IT, Kommunikation, Unterhaltungselektronik, digitale Distribution, soziale Netzwerke, Datenschutz, Computersicherheit und Games.

Geht die Nutzung von Social Media tatsächlich zurück?

Insgesamt stimmt es. In letzter Zeit wurde verschiedentlich festgestellt, dass die Zeit zurückgeht, die Nutzerinnen und Nutzer in sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder X verbringen.

Das konnte man vor einem Jahr zum Beispiel in einer Umfrage der SRG sehen. 2023 hatten demnach noch 77 Prozent der Befragten erklärt, sie würden täglich solche Social-Media-Angebote nutzen. 2024 ist diese Zahl um 7 Prozent auf 70 Prozent gesunken.

Wie werden die sozialen Medien genutzt?

Was soziale Medien von anderen Medien unterscheidet, ist das Soziale. Wir sind nicht einfach nur passive Zuschauerinnen und Zuschauer, sondern können Inhalte aktiv mitprägen, indem wir Texte veröffentlichen, Bilder teilen oder Beiträge anderer kommentieren. In den letzten Jahren zeigte sich aber, dass das bei den klassischen sozialen Medien immer weniger der Fall ist.

Das Soziale passiert heute oft in Messengerdiensten wie Whatsapp oder Telegram.

Gerade Tiktok, das vor allem bei einem jungen Publikum beliebt ist, ist ein gutes Beispiel. Zwar gilt Tiktok als soziales Medium, doch nur ein kleiner Bruchteil der Nutzerinnen und Nutzer erstellt dort selber regelmässig Inhalte. Der grösste Teil konsumiert einfach Videos, die andere gemacht haben. Das Soziale dagegen passiert heute oft in Messengerdiensten wie Whatsapp oder Telegram, die viele wohl nicht zu den klassischen sozialen Medien zählen würden. Dort ist man in verschiedenen geschlossenen Gruppen aktiv, diskutiert mit Freundinnen und Freunden und tauscht Bilder aus – also all das, was man früher in sozialen Medien wie Facebook gemacht hat.

Wie haben sich die sozialen Medien verändert?

Zu Beginn haben sie uns noch gezeigt, was unsere Freundinnen und Freunde so machen. Schön der Reihe nach sortiert, wer was wann gepostet hat. Heute bestimmt bei fast allen sozialen Medien ein Algorithmus darüber, was wir zu sehen bekommen. Und das sind oft Inhalte, die nichts mit unserem unmittelbaren sozialen Umfeld zu tun haben. Stattdessen erhofft sich die Plattform dadurch, uns lange vor dem Bildschirm zu halten, um uns so viel Werbung wie möglich anzuzeigen.

Es entsteht eine Art Handlungsschlaufe, die auf Dauer zu einer gewissen Ermüdung durch soziale Medien führen kann.

Um uns möglichst lange engagiert zu halten, setzen die Plattformen dabei auch auf Mechanismen, die man aus Games oder Casinos kennt. Sie geben uns kleine Belohnungen wie zum Beispiel ein Like – bei jedem Like stösst das Hirn ein bisschen Dopamin aus, was den Wunsch nach mehr Belohnungen weckt. So entsteht eine Art Handlungsschlaufe, ein sogenannter Compulsion Loop, der sich nur schwer durchbrechen lässt, der auf Dauer aber auch zu einer gewissen Ermüdung, sozusagen zu einer Erschöpfung, durch soziale Medien führen kann.

SRF 4 News, 24.10.2025, 16:37 Uhr ; 

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