Hanspeter Krüsi war als Mediensprecher das Gesicht der Kantonspolizei St. Gallen. Ob Grossbrand, Verkehrsunfall oder Schwerverbrechen – er war immer da, auch mitten in der Nacht. Für ihn war es selbstverständlich, rund um die Uhr als Dienstleister für Medien und Bevölkerung im Dienst zu sein. «Wenn man Mediensprecher ist, dann ist man für die Medien da. Wer das nicht ist, ist im falschen Job», sagt der 62-Jährige.
Während 17 Jahren als Kommunikationsleiter der Polizei begegnete Krüsi dem gesamten Spektrum menschlicher Schicksale. Doch was ihn besonders prägte, waren nicht die Leichen oder das Blut, sondern die bedrückenden Momente danach: «Wenn ein kleiner Sarg ausgeladen wird, weil ein Kind ums Leben gekommen ist, tut das weh», erzählt er. Doch darüber sprach er selten, nicht einmal mit seiner Frau – sie habe nur gewusst, was die Medien berichtet hatten.
Doch nicht nur sein beruflicher Alltag machte ihn aus – auch sein Äusseres prägte seinen Wiedererkennungswert. Schon bei der Kantonspolizei Zürich und als Sprecher der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden hatte er ein Markenzeichen: sein Schnauz.
Dieser schaffte es sogar in nationale Schlagzeilen, als er ihn 2018 abrasiert hatte. Dazu sagt der 62-Jährige heute: «Wenn wir keine anderen Probleme mehr haben, dann soll man halt über meinen Schnauz schreiben.»
Was Hanspeter Krüsi immer getragen hat, war sein Humor. Nun kehrt er zu seinen Wurzeln zurück. Schon vor seiner Polizeikarriere stand er als Comedian auf kleinen Bühnen, imitierte Dialekte und beobachtete mit scharfem Witz das Alltägliche. Dieses Hobby gab er damals auf – aus Loyalität zum neuen Job. «Ich wollte keine Reibungsfläche schaffen, weil ich als Polizeisprecher ernste Themen kommunizieren muss», sagt der 62-Jährige.
Ich freue mich, wenn die Leute Tränen in den Augen haben – aber diesmal, weil sie lachen müssen.
Jetzt, im Ruhestand, will er wieder das tun, was er am besten kann: Menschen zum Lachen bringen. «Ich freue mich, wenn die Leute Tränen in den Augen haben – aber diesmal, weil sie lachen müssen, und nicht, weil ich eine schlimme Geschichte erzähle.» Seine Auftritte begrenzt er auf geschlossene Veranstaltungen wie Geburtstage, Vereins- oder Firmenanlässe.
Die ersten Auftritte hat er bereits hinter sich – mit grossem Erfolg, wie Krüsi selbst sagt: «Ich hatte drei Shows im Oktober, die sind fantastisch angekommen.» Auch für das nächste Jahr habe er schon ein Dutzend Buchungen.
Ganz pensioniert? Nicht ganz.
Ganz loslassen kann Krüsi die Kommunikation aber nicht. Parallel zu seiner Leidenschaft als Comedian steigt er mit kleinem Pensum als Kommunikationsberater bei der Rheintaler Agentur «Radikom» ein.
Doch im Mittelpunkt steht nun das Pensioniertsein: Zeit mit seiner Frau, die ihn 35 Jahre lang durch Nachteinsätze, Telefonate und Medienrummel begleitet hat. «Sie hat meine Pension genauso verdient wie ich», sagt Krüsi.