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Gölä im Gespräch Gölä: «Dümmer ging's nicht, sonst wäre ich ganz unten gelandet»

Seit über einem Vierteljahrhundert prägt der «einfache Büezer» aus Oppligen BE die Schweizer Mundartmusik wie nur wenige. Im Tagesgespräch erzählt Göla, wie seine Lieder entstehen, was ihn nach Amerika verschlagen hat und ob er in seiner Jugend noch «blöder» hätte tun sollen.

Porträt von Gölä an einem Konzert.
Legende: Gölä verpackt seine innere Wut in unprätentiöse Mundartsongs, die wegen ihrer Ehrlichkeit quer durch die Bevölkerung zu begeistern wissen. Keystone / Ennio Leanza

SRF News: Wie entstehen Ihre Lieder?

Gölä: Da ich keine Noten kenne, schreibe ich meine Lieder nicht, sondern nehme sie auf. Das ganze Lied entsteht aus einem Guss: Ich spiele Gitarre und singe dazu, Musik und Text entstehen also gleichzeitig. Nach etwa einer Stunde ist das Lied fertig.

Sie nehmen den Song auf und gehen erst dann zu Ihrer Band?

Ganz genau. Sobald ich mit dem Song zufrieden bin, nehme ich ihn auf und spiele ihn meinen Jungs im Studio vor. Sobald alle die Melodie kennen und wissen, welche Griffe sie spielen müssen, nehmen wir auf.

Denken ist der Tod des Gefühls.

Das mache ich bewusst so. Ich will nicht, dass sie sich vorher zu viele Gedanken machen. Meine Jungs sind so gute Musiker, da besteht die Gefahr, dass sie zu viel denken. Denken ist der Tod des Gefühls. Zu viel Denken macht vieles kaputt. Also spiele ich die Aufnahme ab, gebe die Richtung vor und wir nehmen den Song auf. Ich sage immer, für einen guten Song braucht man ein bis zwei Stunden, alles andere ist Kunst.

Der Mundartrocker Gölä auf der Bühne. Er macht sich Teufelshörnchen.
Legende: Der junge Musiker Gölä musste lernen, dass es ohne Selbstverantwortung nicht aufgeht. Keystone / Ennio Leanza

Aus den Briefen, die Sie in jungen Jahren aus den USA an Ihre Eltern geschrieben haben, geht hervor, dass Sie eine konfliktreiche Beziehung hatten. War Ihre Zeit in den USA eine Flucht vor dem Leben hier?

Sobald man ein Problem sieht, haben die meisten Menschen einen Fluchtreflex. Bei mir war das nicht anders. Als ich jung war, sogar als kleiner Junge, bin ich mehrmals von zu Hause weggelaufen. Es hat lange gedauert, bis ich begriffen habe, dass sich die Probleme nicht von selbst lösen, nur weil ich weglaufe. Ich bin viel gereist und habe gemerkt, dass ich zwar von zu Hause weg bin, dass ich aber die Probleme mitnehme.

Von welchen Problemen sprechen Sie?

Ich hatte so viel Wut in mir und die musste raus. Ich war wütend auf die ganze Welt. Ich dachte, alle hassen mich. Ich hatte Konflikte mit allen, in der Schule, zu Hause mit meinen Eltern. Ich musste lernen, dass ich nicht immer alle für meine Situation verantwortlich machen kann, sondern auch Selbstverantwortung übernehmen muss.

Man muss sein Herz in die Hand nehmen und loslaufen.

Ich glaube, dass viele Menschen auf das Glück warten, anstatt etwas dafür zu tun. Glück kommt nicht von allein. Man kann nicht zu Hause auf dem Sofa sitzen und darauf warten, dass eine Fee vorbeikommt und einem das beste Leben schenkt. Man muss sein Herz in die Hand nehmen und loslaufen, aus dem Leben, das einem anödet. Wenn man den ersten Schritt macht, merkt man, dass es gar nicht so schwer ist und dass man diesen Schritt schon viel früher hätte machen sollen.

In Ihrem Lied singen Sie «ig hätt no viu blöder ta». Was genau hätten Sie noch tun wollen?

Ich habe ein paar Lieder, bei denen ich gelogen habe (lacht). Dümmer ging's nicht, sonst wäre ich ganz unten gelandet. Im Lied «Schwan» erzähle ich auch nicht die Wahrheit, das besungene Mädchen ist nie schön geworden, aber manchmal muss man Sachen fertig träumen. Das hilft.

Aus dem Tagesgespräch mit Karoline Arn, Mitarbeit Géraldine Jäggi

SRF 4 News, 15.03.2024, 13:00 Uhr ; 

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