Ein Haustier bereichert das Leben – sei es der Hund, der abends aufs Sofa kuschelt, oder die Katze, die schnurrend um die Beine streicht. Doch ein Tier bedeutet nicht nur Freude, sondern auch Verantwortung. Neben Zeit und Fürsorge wird besonders die finanzielle Seite oft unterschätzt.
In der Schweiz belaufen sich die jährlichen Unterhaltskosten für Hund oder Katze schnell auf mehrere tausend Franken. Futter, Impfungen, Zubehör und im Krankheitsfall auch medizinische Eingriffe summieren sich. Besonders unvorhergesehene Operationen oder chronische Erkrankungen bringen viele Tierhalterinnen und Tierhalter an ihre Grenzen. Die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) stellt fest: Immer öfter können Rechnungen nicht beglichen werden.
Rund drei Viertel der Kleintierpraxen verlangen inzwischen die sofortige Zahlung vor Ort – oder bei grösseren Eingriffen zumindest eine Anzahlung.
Man versuche aber auch nach individuellen Lösungen mit der Kundschaft zu suchen, etwa in Form von Ratenzahlungen, ergänzt die GST.
Zwischen medizinischem Ethos und wirtschaftlicher Realität
Das tägliche Spannungsfeld zwischen Idealismus und Realität ist für Tierärztinnen und Tierärzte besonders schmerzhaft.
«Einem Tier nicht helfen zu können, weil die Besitzerin oder der Besitzer die Behandlung nicht bezahlen kann, ist eine der härtesten Situationen im Berufsalltag», sagt die 28-jährige Tierärztin Patricia Mühlstädt, derzeit am Universitären Tierspital in Zürich doktorierend. «Zu Beginn des Studiums wird der Beruf romantisiert. Dann stellt man fest, dass Tiere oft – allein aus finanziellen Gründen – nicht gerettet werden können.»
Aus dieser ernüchternden Erfahrung heraus gründete Mühlstädt direkt nach dem Studium den Verein «Swiss Vets for Pets», der Tierarztrechnungen für Bedürftige übernimmt. Ihr Ziel: jedem Tier eine medizinische Grundversorgung zu ermöglichen – unabhängig vom Kontostand der Besitzerin oder des Besitzers.
Wenn Mensch und Tier in Not sind
Bereits seit 25 Jahren verbindet die Suzy Utzinger Stiftung Tierschutz mit Sozialarbeit. Sie unterstützt armutsbetroffene Menschen, damit deren Tiere nicht unter der finanziellen Not leiden müssen.
-
Bild 1 von 3. Corinne Frana legt in der kostenreduzierten Sprechstunde der Susy Utzinger Tierschutzstiftung auch grossen Wert auf Aufklärungsarbeit. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 3. Viele Menschen entscheiden sich für Rassentiere, die als sogenannte Qualzuchten gelten. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 3. Corinne Frana erklärt: «Diese Tiere sind oft sehr leidtragend, da sie unter den gezielt angezüchteten Merkmalen leiden.». Bildquelle: SRF.
Die Tierschutzstiftung bietet an wechselnden Standorten in der Schweiz kostenreduzierte Sprechstunden an. So erhalten auch Tiere Hilfe, die sonst nie zu einem Tierarzt gebracht würden.
«In letzter Zeit sind wir restlos ausgebucht, oft müssen wir die Sprechstunde aufgrund der hohen Nachfrage verlängern», berichtet Projektleiterin Corinne Frana. «Zu uns kommen Menschen, die unerwartet in finanzielle Schwierigkeiten geraten, aber auch immer mehr Tierhalter, denen wegen steigender Lebenshaltungskosten schlicht nichts mehr im Portemonnaie bleibt.»
Finanzielle Vorsorge vor Anschaffung
Corinne Frana setzt in der Sprechstunde auch auf Aufklärungsarbeit: «Ein Tier kann zehn, fünfzehn oder mehr Jahre leben – und in dieser Zeit fallen zwangsläufig Kosten an, dem muss man sich bewusst sein. Wir empfehlen, schon vor der Anschaffung ein monatliches Budget für Tierausgaben einzuplanen und Rücklagen für Notfälle zu bilden.»
Haustiere schenken Zuneigung, Trost und Lebensfreude. Doch ihre Fürsorge endet nicht beim täglichen Füttern oder Streicheln. Wer ein Tier aufnimmt, übernimmt eine langfristige Verpflichtung – und die ist auch von finanzieller Natur.