Drakulaaugen, Uterus-Spaghetti und «Kämifägerschinken» – das alles serviert Madame Tricot auf ihrem «Buffet Macabre».
Zurzeit stellt die Strickkünstlerin aus Wil im Sankt Galler Textilmuseum aus. Sie ist eine von 30 weiteren Künstlerlinnen und Künstlern, die hier Fake Food anbieten.
«Es heisst ‹Buffet Macabre›, weil ich zuerst ein sehr schönes und liebliches Bild präsentiere. Dann kommen die Menschen näher und entdecken makabre Sachen», erklärt die Künstlerin.
Kunst als Kampfansage
So findet sich auf ihrem Bankett unter anderem eine gestrickte Zwangshochzeitstorte.
In ihren Strickarbeiten verarbeitet Madame Tricot Themen, die sie beschäftigen. Und ihre Kunst soll auch eine Kampfansage sein: «Ich habe innerlich eine gewisse Aggression und kann schlecht Konflikte mit Menschen austragen. Früher habe ich Aikido betrieben, heute bin ich zu alt und kämpfe mit meinen zwei Nadeln.»
Auf zwei Dinge legt die Strick-Virtuosin Wert: Humor und Leichtigkeit. Allerdings sei das Leben unterteilt. Es gebe die Freude am Leben, aber genauso gebe es den Tod. «Das Leben ist tödlich», so Tricot. Diese Grenze zwischen Leben und Tod interessiere sie seit jeher.
Es sei ein Thema, das während ihrer beruflichen Laufbahn als Psychologin und Ärztin allgegenwärtig gewesen sei: «Ich habe in der Pathologie gearbeitet und in der Jugend viele Leichen seziert. Ich kenne mich mit der Anatomie gut aus», sagt Tricot. Ihr medizinisches Wissen spiegelt sich in ihrer Kunst wider.
Strick-Virtuosin mit Selbstironie
So sind den Stricknadeln der gebürtigen Französin auch schon Skelette, Herzen und Augen entsprungen.
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Bild 1 von 3. Ein Meerjungfrau-Skelett auf einer Torte ist Teil der Ausstellung «Das Post- Apokalyptische Festmahl». Bildquelle: Instagram / madametricot.
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Bild 2 von 3. Aber auch Herzen.. Bildquelle: Instagram / madametricot.
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Bild 3 von 3. ...oder Augen strickt die gelernte Ärztin. Bildquelle: Instagram / madametricot.
Nicht nur ihr beruflicher Hintergrund, auch eine Prise Selbstironie ist bei der Künstlerin spürbar: «Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein. Meine Mutter hatte versucht mich abzutreiben», erzählt sie. Es sei ihr dann einmal klar geworden, wie man 1948 Kinder abgetrieben hätte. Und zwar mit der Stricknadel. «Irgendwann habe ich realisiert, dass ich eine Strick-Virtuosin geworden bin und so meine überlebte Abtreibung verarbeitet und sublimiert habe.»