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Neue Gefahrenkarten 70 Prozent von Blatten sind unbebaubar

Nach dem Bergsturz kommt Hoffnung: Teile von Blatten dürfen wieder bebaut werden. Das zeigen die Gefahrenkarten.

Worum geht es? Ein verheerender Bergsturz begrub am 28. Mai 2025 das Dorf Blatten im Lötschental unter sich, 96 Prozent aller Häuser wurden zerstört. Seither fragen sich nicht nur die Einheimischen: Kann Blatten überhaupt wieder aufgebaut werden? Antworten liefern jetzt die heute Freitag veröffentlichten, revidierten Gefahrenkarten. Sie zeigen, wo künftig gebaut werden darf – und wo nicht.

Gefahrenkarte
Legende: Die neue Gefahrenkarte von Blatten zeigt: Grosse Teile der Gemeinde liegen in der roten Zone. Aber gerade in grösseren Teilen von Blatten Dorf (blau) darf wieder gebaut werden. SRF

Was zeigen die Karten? Rund 70 Prozent der Gemeinde Blatten liegen in der roten Gefahrenzone und dürfen nicht mehr überbaut werden. Im früheren Ortskern (Blatten Dorf) liegt hingegen rund die Hälfte des Gebiets in potenziell überbaubaren Gebieten (blau). Insgesamt sind es rund sieben Hektar. Dafür sind jedoch Schutzbauten nötig. Für die Wiler Eisten und Weissenried besteht wie bisher nur eine geringe Gefahr.

Was sagen die Behörden? «Wir stehen an einem Wendepunkt. Ab sofort können wir den Wiederaufbau in einem klaren und sicheren Rahmen gestalten», sagte der Walliser Staatsrat Franz Ruppen (SVP) bei der Präsentation der Gefahrenkarten. «Gemeinsam geben wir Blatten ein neues Gesicht und eine Zukunft.»

Die positive Meldung gibt der Bevölkerung von Blatten viel Mut.
Autor: Matthias Bellwald Gemeindepräsident Blatten

Was sagt der Gemeindepräsident? Matthias Bellwald ist erleichtert, dass Blatten wieder aufgebaut werden kann. «Diese positive Meldung ist für uns fundamental.» Man habe nun die Gewissheit, dass genügend sicheres Bauland für die Bevölkerung zur Verfügung stehen werde – total sind es laut den Berechnungen gut 14 Hektaren. «Das gibt der Bevölkerung von Blatten viel Mut», ist Gemeindepräsident Bellwald überzeugt. Teile des Dorfes, etwa Ried und der südliche Bereich, dürfen aber nicht bebaut werden. «Das ist natürlich sehr hart für die betroffenen Leute», sagt der Gemeindepräsident.

Bergsturz von Blatten zerstört historisches Dorf

Wie geht es weiter? Nun geht es Schritt für Schritt voran: Die Gemeinde Blatten kann ihren Zonennutzungsplan überarbeiten – und so die Grundlage für das «neue» Blatten schaffen, das schon 2029 wieder stehen soll. Im Dezember entscheidet Blatten über das Budget 2026 und über den 5-Jahres-Wiederaufbauplan.

Wallis-Korrespondentin SRF: «Erleichterung für Blatten»

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Eine Einschätzung von Ruth Seeholzer.

Der Bergsturz im Lötschental hat alles, was man über Naturgefahren zu wissen glaubte, auf den Kopf gestellt. Neben der Aufarbeitung der Geschehnisse für die Menschen gehört dazu auch die zentrale Frage: Können wir unser Dorf wieder aufbauen? Die neue Gefahrenkarte bestätigt, dass ein Wohnen in Blatten wieder möglich sein sollte, da die Gefahren zumindest in gewissen Teilen des Gemeindegebiets gebannt werden können. Das ist sicher eine Erleichterung für diejenigen Blattnerinnen und Blattner, die in ihr altes Dorf zurückkehren möchten.

Und trotzdem bleiben noch viele Fragen offen. Was geschieht mit dem Boden, der unter dem Schuttkegel verschwunden ist, aber heute wieder bebaut werden dürfte? Und was, wenn es doch nicht genug Boden für alle gibt, die zurückkehren wollen? Wie wird das aufgeteilt?

Das sind Fragen, die wohl in nicht allzu ferner Zukunft beantwortet werden sollten. Denn die Gemeinde hält immer noch an ihrem ehrgeizigen Ziel fest: Das neue Blatten soll ab dem Jahr 2029 wieder bezugsbereit sein.

Welche Unsicherheiten bleiben? Steinschlag, Murgänge, Hochwasser, fehlender Schutzwald: Viele Naturgefahren bleiben. Die Gefahrenkarte sei aber «sehr konservativ» ausgearbeitet worden, heisst es. Das Nesthorn, wo sich der Bergsturz löste, bereitet den Behörden nach wie vor Kopfzerbrechen. Ebenso der Birchgletscher. Wird der Berg wieder instabiler, müssten die Gefahrenkarten wieder angepasst werden.

So sieht Blatten nach dem ersten Schnee aus

Echo der Zeit, 07.11.2025, 18 Uhr ; 

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