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80 Jahre Weltkriegsende China feiert mit Kim und Putin Militärparade in Peking

  • Mit einer grossangelegten Militärparade hat China in Peking den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs begangen.
  • Im Zentrum der Hauptstadt zog die Volksbefreiungsarmee am Platz des Himmlischen Friedens vorbei.
  • Staats- und Parteichef Xi Jinping nahm die Schau mit mehr als 10'000 Soldaten, Hunderten Fahrzeugen und Flugzeugen ab.

Xi rief zu Frieden auf und warnte zugleich vor neuen Gefahren. «Heute steht die Menschheit erneut vor der Wahl zwischen Frieden und Krieg, Dialog und Konfrontation, Win-Win und Nullsummenspiel», sagte er. China werde «fest auf der richtigen Seite der Geschichte» stehen, am Weg der friedlichen Entwicklung festhalten und mit anderen Völkern eine «Gemeinschaft mit geteilter Zukunft» aufbauen.

Wladimir Putin, Xi Jinping und Kim Jong-un
Legende: Chinas Staatschef Xi Jinping (Mitte) mit Kreml-Herrscher Wladimir Putin (links) und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un (rechts). Sputnik/Sergey Bobylev/Pool via REUTERS ATTENTION EDITORS

Die Volksbefreiungsarmee müsse zu einer Weltklasse-Armee ausgebaut werden, um Souveränität und territoriale Integrität zu sichern und zugleich mehr zum Weltfrieden beizutragen.

Trump hält Xi Konspiration gegen USA vor

US-Präsident Donald Trump kommentierte das Geschehen in seinem sozialen Netzwerk Truth Social. Er fragte, ob Xi in seiner Rede an die Unterstützung erinnern werde, die die USA China im Kampf gegen den japanischen Aggressor gegeben hätten. Viele Amerikaner seien für Chinas Sieg und Ruhm gestorben. Er hoffe, dass diese Opfer geehrt würden. «Bitte richten Sie meine herzlichsten Grüsse an Wladimir Putin und Kim Jong-un aus, während Sie gegen die Vereinigten Staaten von Amerika konspirieren», schrieb Trump weiter mit Blick auf den Kremlchef und Nordkoreas Machthaber, die unter den Ehrengästen in Peking waren.

Chinesische Soldaten mit Fahne an der Militärparade.
Legende: Mehr als 10'000 Soldaten marschierten an der Parade in Peking. Alexander Kazakov, Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP

Viele westliche Diplomaten blieben dagegen fern. Die Veranstaltung geriet damit zu einem geopolitischen Schaufenster: China präsentierte sich an der Seite jener beiden Staatschefs, die im Westen als Aggressoren im Ukraine-Krieg gelten – ein Signal, das dort für Irritation sorgte.

Xi dankte in seiner Rede «den ausländischen Regierungen und internationalen Freunden, die das chinesische Volk im Widerstand gegen die Aggression unterstützt und ihm geholfen haben.»

Blick auf neue Waffensysteme

Im Vorfeld hatte das Militär angekündigt, in den 45 vorbeiziehenden Formationen auch neue und ausschliesslich in China produzierte Systeme zu zeigen. Peking hatte 26 Staats- und Regierungschefs zu dem Spektakel erwartet.

Ein unbemanntes Stealth-Kampfflugzeug vom Typ GJ-11 war an der Parade zu sehen.
Legende: Ein unbemanntes Stealth-Kampfflugzeug vom Typ GJ-11 war an der Parade zu sehen. AP Photo/Andy Wong

Putin war bereits zuvor zu einem mehrtägigen Besuch nach China gereist, bei dem er am Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Tianjin teilnahm. Dort hielten sich Putin und Indiens Premierminister Narendra Modi demonstrativ an den Händen und zeigten sich gut gelaunt an der Seite von Xi. Der chinesische Präsident warb für eine «gerechte, multipolare Ordnung».

Alt Bundesrat Maurer in Peking

Aus der Schweiz war neben dem Schweizer Botschafter auch Alt Bundesrat Ueli Maurer an der Militärparade in Peking anwesend. Das hatte für Kritik gesorgt. Maurer sagte zu SRF, er habe die Einladung als Privatperson angenommen.

Grosse Gruppe von Menschen vor traditionellem Gebäude auf rotem Teppich.
Legende: Auf dem Gruppenfoto posiert Alt Bundesrat Ueli Maurer mit den Staatschefs (links in der hinteren Reihe, direkt neben der Laterne). imago images/Sergei Bobylev

Historisch griff Peking mit der Parade, die in ähnlicher Form erstmals vor zehn Jahren stattfand, ein dunkles Kapitel auf. Offiziell trug sie den Titel zum «Ende der japanischen Aggression».

Krieg kostete Millionen Chinesen das Leben

Japan griff China 1937 an. Der Krieg dauerte bis 1945 und forderte Millionen Tote in China. Nationalisten und Kommunisten einigten sich damals auf eine Einheitsfront gegen Japan, blieben aber gegenseitig misstrauisch. Nach der japanischen Kapitulation flammte der Bürgerkrieg zwischen ihnen wieder auf.

1949 siegten die Kommunisten, Mao Zedong rief in Peking die Volksrepublik China aus, während sich die Nationalisten nach Taiwan zurückzogen. Dass es die Volksrepublik 1945 noch nicht gab, wird bis heute als Grund genannt, Pekings Darstellung der Kriegszeit zu kritisieren – vor allem in Taiwan, das sich selbst regiert, von Peking aber als eigenes Territorium beansprucht wird.

SRF-Korrespondent: «Stolz und Patriotismus spürbar»

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Stolz und Patriotismus auf den Strassen Pekings seien spürbar, berichtet China-Korrespondent Samuel Emch am Tag der grössten Militärparade Chinas aller Zeiten: «Auf den Strassen und Brücken schauten die Menschen gegen den Himmel, um einen Blick auf vorbeifliegenden Kampfjets und Bomber zu erhaschen.»

Zur Parade selbst war nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung zugelassen. Er selbst habe am Vortag trotz vorliegender Einladung kurzfristig eine Absage von höherer Stelle erhalten, sagt Emch. Wie die meisten konnte er den Anlass per Livestream auf dem Handy mitverfolgen. In den Propagandamedien war laut Emch über Wochen hinweg sehr deutlich thematisiert worden, wie man das Jubiläum verstanden haben wollte. Das habe offensichtlich einen gewissen Anklang gefunden, wie die Bilder von Pekings Strassen heute zeigten.

Staats- und Parteichef Xi Jinping konnte mit den geladenen Gästen demonstrieren, dass er seine Diplomatie unabhängig von westlichen Vorbehalten nach allen Seiten ausrichtet, wie Emch erklärt: «Diktator Kim Jong-un signalisierte bei seinem ersten multilateralen Auftritt dem Westen, dass Nordkorea nicht mehr so stark isoliert ist. Und auch Kreml-Chef Wladimir Putin konnte zeigen, dass Russland trotz westlicher Sanktionen noch beste Beziehungen zu anderen Staaten pflegt.»

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SRF 4 News, 3.9.25, 6 Uhr ; 

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