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Ärger über Flugblattaktion Nordkorea sprengt Verbindungsbüro an der Grenze

  • Nordkorea hat die Zerstörung des innerkoreanischen Verbindungsbüros auf seinem Boden bestätigt.
  • Die Sprengung des Gebäudes in der grenznahen Stadt Kaesong sei im Zuge der Unterbrechung aller Kommunikationsverbindungen zwischen Nord- und Südkorea erfolgt, berichteten die nordkoreanischen Staatsmedien.
  • Die Sprengung bestätigte auch eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul.

innerkoreanische Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong
Legende: Das innerkoreanische Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong soll nicht mehr existieren. Keystone

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap zeigte Bilder einer Rauchsäule, die vom Gelände des einst gemeinsam betriebenen Industrieparks in Kaesong aufsteigt. Dort befand sich auch das Büro, das als wichtiger Kommunikationskanal zwischen beiden Staaten gedient hatte.

Die Sprengung zeuge von der Wut der Nordkoreaner, hiess es in den nordkoreanischen Berichten. Sie spielten auf die Verärgerung der kommunistischen Führung in Pjöngjang über eine neue Propagandaflugblatt-Aktion südkoreanischer Aktivisten und nordkoreanischer Flüchtlinge von Ende Mai an der Grenze an.

Ziel der Sprengung sei es gewesen, «menschlichen Abschaum und solche, die dem Abschaum Schutz bieten, für ihre Verbrechen zahlen» zu lassen, wurde in Nordkorea medial verbreitet.

Nordkorea hatte zuvor mit dem Abbruch aller Kontakte zu Südkorea einschliesslich des Abrisses des Verbindungsbüros sowie weiteren Vergeltungsmassnahmen gedroht. Pjöngjang wirft der Regierung in Seoul vor, die Propaganda-Aktionen, bei der Ballons mit Flugblättern mit Kritik an der nordkoreanischen Führung in Richtung Norden geschickt werden, zu tolerieren.

Das sagt SRF-Chinakorrespondent Martin Aldrovandi

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Mit der Sprengung des Verbindungsbüros versucht die nordkoreanische Führung um Machthaber Kim Jong-un Druck auf Südkorea und die USA auszuüben und zu zeigen, wie ernst es ihr ist. Ziel Nordkoreas ist eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den USA, um eine Lockerung der Sanktionen zu erreichen. Für Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in bedeutet die Verschlechterung der Beziehungen zu Nordkorea eine Niederlage für seine Annäherungspolitik. Andererseits ist es auch nicht neu, dass nach einer vorübergehenden Annäherung beider Koreas der Norden die Beziehungen wieder auf Eis legt. Auch diesmal dürfte es bei Provokationen durch Pjöngjang bleiben, denn an einem regelrechten Krieg können beide Seiten kein Interesse haben.

In Südkorea kam das ständige Komitee des Nationalen Sicherheitsrats zusammen, um die Lage nach der Sprengung zu erörtern, wie das Präsidialamt in Seoul mitteilte. Die Einrichtung des Verbindungsbüros war ein konkretes Ergebnis des ersten Gipfeltreffens des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un im April 2018.

SRF 4 News, 16.06.2020, 09:30 Uhr ; 

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