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Ampelsystem in Italien Sardinien wird als einzige Region Italiens zur weissen Zone

Die Zahlen sind so niedrig, dass Lockerungen im Alltag möglich sind. Zu verdanken ist das unter anderem der Tourismusflaute.

Worum geht es? Italien arbeitet mit einem Ampelsystem – das heisst, mit farbigen Zonen, um zu zeigen, wie die Corona-Situation in einer bestimmten Region gerade ist. In roten Zonen gibt es sehr viele positive Fälle und grosse Restriktionen, dann folgen orange und gelbe Zonen. Sardinien ist jetzt als erste der 20 Regionen des Landes zur weissen Zone erklärt worden: Die Zahlen sind dort so niedrig, dass Lockerungen im Alltag möglich sind.

Wie sehen die Lockerungen aus? Der grösste Unterschied zu den gelben Zonen besteht darin, dass die Restaurants in Sardinien nun bis um 21 Uhr geöffnet haben dürfen. Man kann also zu Abend essen gehen, während in allen anderen gelben, orangen und roten Zonen spätestens um 18 Uhr Schluss ist. Weitere kleinere Lockerungen betreffen Museen und Kinos. Geschlossen bleiben aber Diskos, Fitnesscenter, Tanzschulen und Messen – wie im Rest Italiens auch.

Was bedeutet diese «weisse Zone»? «Weisse Zone heisst nicht einfach, alles ist wieder erlaubt», erklärt Dominik Straub. Er berichtet für verschiedene Zeitungen aus Italien. Das habe auch der Präsident der Region Solinas gesagt: «Das ist kein ‹liberi tutti›, also kein Freipass, jetzt zu tun und zu lassen, was einem so passt.» Weiterhin gilt im Freien eine Maskenpflicht. Und es gelten die üblichen Abstandsregeln und die üblichen Hygienevorschriften wie überall.

Wieso ausgerechnet Sardinien? Dazu gebe es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, sagt Straub. Was aber sicher eine zentrale Rolle spiele: «Sardinien ist eine grosse Insel, mehr als halb so gross wie die Schweiz. Aber sie hat nur 1.6 Millionen Einwohner.» Sie habe keine Grossstädte und fast keine Grossbetriebe. «Und im Winter ist in Sardinien wirklich sehr wenig los.» Das Phänomen sei auch in anderen dünn besiedelten Regionen Italiens zu beobachten, etwa in Kalabrien. «Dort sind die Fallzahlen auch sehr tief.»

Kommen jetzt die Touristen? Italienische Touristinnen und Touristen können nicht kommen, weil für die Bewohnerinnen und Bewohner der gelben, orangen und roten Zonen nach wie vor ein Reiseverbot über die Regionalgrenzen hinaus gilt. «Also ein Römer kann jetzt nicht einfach mit der Fähre nach Sardinien fahren», erklärt der Journalist.

Grundsätzlich kann man jetzt zumindest als Ausländer nach Sardinien in die Ferien gehen.
Autor: Dominik Straub Journalist in Italien

Für die Schweiz und für die allermeisten europäischen Länder – auch für Deutschland und Frankreich – sei das anders: «Es braucht zur Einreise einen negativen Test, der nicht älter ist als 48 Stunden. Man muss einen Passierschein ausfüllen, auf dem steht, woher man kommt, wohin man geht, wo man in Sardinien übernachtet. Aber grundsätzlich kann man jetzt zumindest als Ausländer nach Sardinien in die Ferien gehen.»

Steht Sardinien damit alleine da? Vorderhand sehe es so aus, sagt Straub, «denn alle anderen Regionen geben der Regierung im Moment eher zu denken». Die Fallzahlen seien fast überall nicht dramatisch, aber sie steigen wieder. «Im Rest Italiens ist die Pandemie also keineswegs am Abklingen.»

SRF 4 News, 03.03.2021, 06:20 Uhr ; 

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