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Angriff in Sydney 16 Tote nach Schüssen am Bondi Beach: Was bisher bekannt ist

Ein Angriff auf eine jüdische Feier erschüttert Australien und sorgt weltweit für Entsetzen. Der Überblick.

Das ist passiert: Zwei Personen begannen am Sonntagabend gegen 18:47 Uhr (Ortszeit) am beliebten Strand Bondi Beach in der australischen Metropole Sydney auf Menschen zu schiessen. Mehr als 1000 Menschen waren nach Angaben der Polizei vor Ort. Es fand eine Chanukka-Feier der jüdischen Gemeinschaft statt.

Die Opfer: Bei dem Vorfall sind 16 Menschen getötet worden – darunter ein Kind sowie ein französischer und ein israelischer Staatsangehöriger. Auch einer der Angreifer ist tot. Etwa 40 Verletzte sind in Spitälern.

Die Täter: Die Ermittler haben die beiden mutmasslichen Angreifer als Vater und Sohn identifiziert. Das teilte die Polizei mit. Der 50-jährige Vater war von Einsatzkräften am Tatort erschossen worden. Der 24-jährige Sohn wurde gefasst und mit schweren Verletzungen ins Spital eingeliefert. Die Polizei geht nicht davon aus, dass am Tatort weitere Täter beteiligt waren.

Der «Held»: Ein verifiziertes Video (siehe unten) zeigt einen Mann, der während des Anschlags einem der Angreifer zunächst von hinten auf den Rücken springt. Nach einem kurzen Gerangel nimmt er ihm das Gewehr ab. Der Mann, der zuvor mit dem Gewehr geschossen hatte, taumelt daraufhin zurück, kann jedoch entkommen. Der Passant, der zweimal angeschossen wurde und sich in einem Spital befindet, wird in der australischen Öffentlichkeit als «Held» gefeiert.

Reaktionen in Australien: «Das hätte sich keiner von uns je vorstellen können», so Alex Ryvchin, einer der Leiter des Exekutivrats des australischen Judentums, gegenüber dem Sender Sky News. Auch islamische Vereinigungen in Australien verurteilen das Attentat: «Die Schuldigen müssen mit der vollen Härte des Gesetzes verfolgt werden», teilt der «Australian National Imams Council» mit. «Dies ist ein gezielter Angriff auf jüdische Australier am ersten Tag von Chanukka, der eigentlich ein Tag der Freude sein sollte, ein Fest des Glaubens», so Premierminister Anthony Albanese. «In diesem dunklen Moment für unser Land arbeiten unsere Polizei und Sicherheitsbehörden daran, alle Personen zu ermitteln, die mit dieser Abscheulichkeit in Verbindung stehen.»

Antisemitismus in Australien: Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 kommt es in Australien zu einer Zunahme antisemitischer Vorfälle. Die Angriffe reichen von Graffiti über Drohungen bis hin zu mehreren Brandanschlägen – darunter einer auf die Synagoge in Melbourne im Dezember 2024.

Internationale Reaktionen:

  • Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, er habe Australien «vor etwa vier Monaten» gewarnt, dass die Regierung Antisemitismus «fördere und begünstige». Zu diesem Zeitpunkt hatte Australien seine Pläne bekannt gegeben, einen palästinensischen Staat anzuerkennen.
  • Die palästinensische Autonomiebehörde spricht in einer Mitteilung den Familien der Opfer sowie dem Volk des befreundeten Australien aufrichtiges Beileid aus.
  • Der britische Premier Keir Starmer betonte, dass «das Vereinigte Königreich stets an der Seite Australiens und der jüdischen Gemeinschaft stehen werde».
  • US-Aussenminister Marco Rubio reagierte: «Antisemitismus hat in dieser Welt keinen Platz.»
  • Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat den Anschlag ebenfalls verurteilt: Die Schweiz solidarisiere sich mit den Opfern und lehne jede Form von Gewalt, Antisemitismus und Hass entschieden ab.

Extremismus-Fachredaktor: «Tat wirft Schatten auf Lichterfest»

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Daniel Glaus: «Dunkelheit statt Licht: Der Terroranschlag gegen jüdische Familien in Australien wirft einen langen Schatten auf Chanukka, das Lichterfest, das Jüdinnen und Juden dieser Tage weltweit feiern wollten. Einmal mehr fragen sich viele, wie sicher sie noch sind. Panzerglas und Wachpersonal ist in Synagogen und jüdischen Schulen teils seit Jahrzehnten Alltag, doch seit gut zwei Jahren haben in etlichen Ländern Beleidigungen, Drohungen und tätliche Angriffe massiv zugenommen. Auch kam es zu Brandanschlägen gegen Synagogen. Und im Mai wurden in Washington D.C. zwei Menschen vor dem jüdischen Museum erschossen.

Die Konsequenz dieser Entwicklung ist auch in der Schweiz in Umfragen bestätigt: Jüdinnen und Juden ziehen sich zurück. Meiden die Innenstadt, wenn Proteste angekündigt sind. Man versteckt die Davidstern-Halskette. Vermeidet, öffentlich Hebräisch zu sprechen.

‹Chanukah by the Sea 2025›, das Lichterfest am Bondi-Strand in Sydney, war das Gegenteil: Eine Feier im öffentlichen Raum, wie es selbstverständlich sein sollte. Das nutzten die Täter aus. Die Toten, Verletzten und Traumatisierten des Anschlags sind die ersten Opfer davon. Betroffen sind aber auch all jene Menschen weltweit, deren Alltag zunehmend von Angst beschlichen wird.»

SRF 4 News, 14.12.2025, 11 Uhr ; 

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