Dramatische Wasserkrise: Im Iran herrscht akuter Wassermangel. Mehrere Stauseen des Landes stehen laut einem Bericht der staatlichen Tageszeitung «Ettelaat» kurz vor dem kompletten Austrocknen. «Der Countdown zu einer nationalen Katastrophe hat begonnen», warnt die Zeitung. In der Hauptstadt Teheran sowie in den zentralen Provinzen ist das Wasserniveau vieler Stauseen demnach bereits auf das «tote Volumen» gesunken – es ist also nicht mehr nutzbar. Dementsprechend drohe dem Land schon bald der völlige Zusammenbruch der Grundwasserreserven und somit eine «verheerende Dürre», so der Bericht.
Drastische Massnahmen: Wie der iranische Energieminister mitteilte, wird in mehreren Teilen des Landes, darunter auch die Millionenmetropole Teheran, abends das Wasser abgestellt und erst am nächsten Morgen wieder aufgedreht. In grösseren Wohnkomplexen haben Behörden die Bewohnerinnen und Bewohner bereits aufgefordert, Wasser in Badewannen und Behältern zu speichern. Das Speichern von Wasser gehört inzwischen zum Alltag, besonders für die Toilettenspülung.
Die Ursachen der Wasserkrise: Dass die Hauptstadt besonders betroffen ist, liegt nicht nur an der anhaltenden Trockenheit. Die Infrastruktur stösst schlicht an ihre Grenzen. «Sie wurde für etwa fünf Millionen ausgelegt. Heute leben mehr als 15 Millionen Menschen in der Stadt», berichtet ARD-Korrespondentin Claudia Steiner. Dazu kommt der hohe Wasserverbrauch der Landwirtschaft. Ressourcenschonendere Bewässerungstechniken wären dringend nötig, sagt die Journalistin, die in Istanbul stationiert ist. «Die aktuelle Situation hat sich schon lange angekündigt. Man hat sich aber zu wenig darauf vorbereitet.»
Die politische Dimension: Kritikerinnen und Kritiker werfen dem Regime vor, Unsummen in regionale Konflikte gesteckt zu haben, statt Geld in die grundlegenden Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung zu investieren. Angesichts der anhaltenden Wasserkrise wird zunehmend spekuliert, dass es sozialen Unruhen kommen könnte. Steiners Kontakte in Teheran sehen derzeit noch keine Anzeichen für grössere Proteste. «Falls sich die Lage weiter zuspitzt, könnte es aber durchaus dazu kommen», schätzt die Korrespondentin.
Die gesellschaftlichen Gräben: Die Wasserkrise könnte nicht nur politische, sondern auch soziale Sprengkraft haben. In den wohlhabenderen Stadtteilen von Teheran ist der Wasserverbrauch deutlich höher als in den ärmeren Vierteln. «Gleichzeitig leiden die ärmeren Menschen stärker unter der aktuellen Situation», schliesst Steiner. «Denn sie können sich im Zweifel kein Depot und auch keine Pumpe leisten.»